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Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Pflugstein: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Bodenmann
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fort: »Bist du mit
einem Apotheker befreundet?«
    »Mein Onkel
ist Apotheker. Er ist auch schwul. Wir haben immer zusammengehalten, wenn es Stunk
in der Familie gab.«
    »Wie heißt
er?«
    »Hans Engel.
Er ist der jüngste Bruder meines Vaters.«
    »Und wo
befindet sich seine Apotheke?«
    »In Zürich.«
    »Kaufst
du deine Medikamente bei ihm?«
    »Kommt vor.«
    »Hast du
dir bei ihm schon mal Natrium-Pentobarbital besorgt?«
    »Einmal
für meinen Vater«, erwidert er niedergeschlagen. »Er hatte Lungenkrebs und es ging
ihm total schlecht. Er wollte sterben, aber ohne die Hilfe einer Sterbehilfeorganisation.«
    »Und dann?«
    »Am Schluss
ging plötzlich alles ganz schnell, und er starb eines natürlichen Todes.«
    »Hast du
das Barbiturat noch?«
    »Ja, aber
frage mich nicht wo. – Denkst du wirklich, dass ich Joe«, seine Stimme bricht,
»vergiftet habe?«, beendet er den Satz.
    »Sprich
mit der Kripo«, weicht sie seiner Frage aus.
    »Du meinst,
mit deinem Freund?«
    »Ja, wenn
du es nicht warst, so ist Valentin der einzige, der die Wahrheit herausfinden kann.
Aber dazu braucht er deine Hilfe, denn du warst der Letzte, der Joe lebend gesehen
hat. Ich werde ihm Bescheid geben. Okay?«
    »Wenn du
meinst …«
    »Versuche,
dich jetzt etwas auszuruhen.«

42
     
    Bis zu ihrem Treffen mit der Verlagsleiterin
bleibt Viktoria noch genügend Zeit, um etwas zu essen.
    Ihre gute
Laune vom Morgen ist verschwunden. Die Aussprache mit Sascha ist unbefriedigend
verlaufen und hat sie erschöpft. Per Telefon informiert sie Valentin über das Gespräch.
Er hört sich ihre Schilderungen geduldig an. Dass Sascha an diesen letzten Abend
mit Joe nur noch verschwommene Erinnerungen hat, verschweigt sie ihm.
    Danach spaziert sie zu Fuß zu dem
am Südende der Altstadt gelegenen Bellevueplatz. An diesem sonnigen Tag sind die
Plätze draußen vor den Cafés heiß begehrt. Hier, an diesem für Zürich wichtigen
Verkehrsknotenpunkt, versiegt der Lärm nie.
    Mittendrin
liegt das Restaurant Vorderer Sternen mit seinem Sternen Grill .
Den Wurststand umgeben Rauchschwaden und ein feiner Duft nach Gebratenem. Für ihre
Wurst muss sie sich hinten anstellen, doch die Grill-Crew lässt niemanden lange
warten.
    Grillspezialisten,
darunter Tänzer, Bergsteiger, Kricketspieler und andere unentdeckte Wunderkinder
sorgen für einen reibungslosen Ablauf.
    Die Zürcher
sind sich einig: Wer die Sternen Grill -Würste und die illustre Grill-Crew
nicht kennt, kann Zürich nicht verstehen.
    Mit Bratwurst
und obligatem Goldbürli stellt sie sich an einen der Stehtische und bestellt
beim Kellner ein Bier.
    Die Autos
ziehen in endlosen Kolonnen an ihr vorbei. Und die Menschen hetzen in alle Himmelsrichtungen,
als gehe es um Leben und Tod. Einst war auch sie ein eingefleischter Stadtmensch.
Heute findet sie die Betriebsamkeit und den Lärm in der City unerträglich.

43
     
    Viktoria und Diana Süsstrunk sind
sich über den Titel des Kriminalromans nicht einig.
    Doch schließlich
willigt die Verlegerin in ihren Vorschlag ein, und die Zusammenarbeit wird mit einem
Glas Schampus begossen. Dabei erzählt ihr Süsstrunk, dass sie kürzlich einen vielversprechenden
Autor an Bord genommen hat, der echte Mordfälle in den Archiven ausgräbt und sie
in Kriminalromane umarbeitet.
    Sie braucht
die Kriminalfälle nicht auszugraben, um sie in Krimis zu verpacken, doch das behält
Viktoria für sich.

44
     
    Es ist früher Abend desselben Tages,
als Viktoria ihr Fahrrad aus der unterirdischen Garage schiebt und verärgert feststellt,
dass die Reifen platt sind. Früher legte Lucien in solchen Situationen Hand an.
    Nach dem
Pumpen stellt sie ihre Handtasche und eine Flasche Wein in den Gepäckkorb und macht
sich auf den Weg. Der Wind schlägt ihr ins Gesicht, während sie die steile Gasse
hinunterfährt.
     
    Auf halber Strecke nach Meilen,
kurz vor einer Linksabbiegung, wird sie von einem schwarzen Geländewagen so dicht
an den Straßenrand gedrängt, dass sie heftig abbremsen muss. Dabei verliert sie
das Gleichgewicht und landet mit einer Vorwärtsrolle auf dem Asphalt. Sie rappelt
sich erschrocken auf, aber das Auto ist bereits verschwunden, und niemand scheint
den Unfall gesehen zu haben.
    »Verdammter
Idiot«, flucht sie und reibt sich die schmerzende Schulter. Die Weinflasche liegt
mit gebrochenem Hals auf der Straße. Ihr wird ganz flau im Magen, als sie die rote
Lache sieht. Ein Glück, dass sie diesmal nicht auf ihren Velohelm verzichtet hat.
    Sie

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