Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)
so an, als würde ich mich sonst in dein Leben einmischen.«
Trix senkt
verschämt den Kopf.
»Joe konnte
unschlagbar gut kochen, nicht wahr Angi?«, schwärmt Alex.
»Ich weiß
es nicht. Wir haben viel auswärts gegessen und sonst habe immer ich gekocht.«
»Der Tod
deines Mannes muss für dich ein großer Schock gewesen sein«, mischt sich Viktoria
ein.
»Mein Mann
hat zum Glück eine große Familie«, erklärt Angelina ausweichend. »Sie unterstützen
mich sehr.«
»Sei froh,
dass du Joe losgeworden bist. Er war dir sowieso nicht treu«, funkt Trix dazwischen.
Die Asiatin
errötet.
»Eine Liebesbeziehung
endet wohl noch nicht, wenn ein Partner fremdgeht«, protestiert Viktoria. Zu Angelina
gewandt: »Kommst du mit Joes Tod zurecht?«
»Mein Mann
fehlt mir sehr.«
»Hast du
jemanden, dem du dich anvertrauen kannst?«
Angelina
nickt lächelnd.
Trix steht
auf und begibt sich auf die Terrasse, um eine Zigarette zu rauchen.
»Seit wann
weißt du über Joes Seitensprünge Bescheid?«, erkundigt sich Viktoria bei der Asiatin.
Angelina
zuckt mit den Achseln. »In Asien gehen die meisten Männer fremd.«
»Das heißt,
du hast die Untreue deines Mannes einfach so hingenommen?«
»Mein Mann
hat mich gut behandelt. Er hat mir jeden Wunsch erfüllt.«
Viktoria
fragt vorsichtig: »Wusstest du, dass er HIV-positiv war?«
»Nein«,
erwidert sie kleinlaut. »Die Polizei hat es mir gesagt. Bei uns in Singapur ist
diese Krankheit etwas, worüber man nicht spricht.«
»Und warum
nicht?«
»Weil es
eine Schande ist. Die Leute glauben, dass nur Homosexuelle krank werden können,
obwohl das nicht stimmt. Und bei uns ist Homosexualität etwas …« Sie sucht nach
Worten.
»Krankhaftes?«,
kommt Viktoria ihr entgegen.
»Ja, Menschen,
die bei uns an AIDS erkranken, haben es sehr schwer.«
»Ganz schön
hinterwäldlerisch«, kommentiert Trix, als sie sich wieder an den Tisch setzt.
Viktoria
übergeht ihre Bemerkung. »Wusstest du auch über Joes Männerbeziehung Bescheid?«,
horcht sie Angelina weiter aus.
»Was, Joe
hat es auch mit Männern getrieben?«, ruft Alex erstaunt dazwischen. »Das darf doch
nicht wahr sein!«
Angelina
nickt zaghaft.
»Wie hast
du es herausgefunden?«, übernimmt Trix das Gespräch erneut.
»Vor ein
paar Wochen war mein Laptop kaputt. Ich habe meinen Mann gefragt, ob ich seinen
Computer benützen dürfe, weil ich meiner Mutter eine E-Mail schreiben wollte«, erzählt
sie beschämt. »Seine Mailbox war offen, und so habe ich die Nachricht gesehen.«
»Eine Liebeserklärung?«,
ruft Trix neugierig.
»Nein, ein
Geschäftsbrief«, spottet Alex.
Viktoria
fällt auf, dass sie kontinuierlich ihre Wohnpartnerin bloßstellt.
»Und wie
hieß der Verehrer?«, erkundigt sich Alex.
»Ich glaube,
Sascha.«
»Ist das
der Mann, mit dem du befreundet bist und der ebenfalls in diesen Mord involviert
ist?«, richtet Trix unvermittelt das Wort an Viktoria.
Das geht
dich nichts an, denkt Viktoria und verneint.
Trix zur
Asiatin: »Hast du Joe damit konfrontiert?«
»Nein, es
war mir peinlich.«
»Peinlich,
weil Joe eine Affäre mit einem Mann hatte oder peinlich, weil er nicht wissen sollte,
dass du seine Mail gelesen hast?«
Angelina
senkt verlegen den Blick. »Es war ein großer Schock für mich.«
»Warst du
denn nicht total sauer auf deinen Mann?«
»Hör auf,
sie zu quälen«, befiehlt Alex ihrer Wohnpartnerin, wobei Trix heftig zusammenzuckt,
aufsteht und auf die Terrasse zusteuert, wo sie sich erneut eine Zigarette anzündet.
»Ich war
sehr enttäuscht«, erklärt Angelina niedergeschlagen.
»Das kann
ich gut verstehen«, entgegnet Alex mitfühlend.
»Wusste
Herkules über Joes Männerbeziehung Bescheid?«, redet Viktoria dazwischen.
»Ich habe
es Jack gesagt. Brüder müssen einander helfen.«
Viktorias
Stimme wird weich. »Es tut gut, wenn man sich aussprechen kann, nicht wahr?«
»Ja, aber
Jack hat sich sehr darüber geärgert.«
»Warum?«
Sie sieht, dass diese Frage in Angelina großes Unbehagen auslöst.
»Mein Mann
und Jack haben sich danach gestritten. Es war sehr schlimm. Brüder sollten nicht
streiten.«
»Bei uns
streiten sich auch Brüder«, unterbricht Alex sie scharfzüngig.
»Egal, wie
schlimm es ist, Brüder sollten immer zusammenhalten«, kontert Angelina tapfer.
»Wurden
die zwei handgreiflich?«, bohrt Viktoria weiter.
Angelina
nickt.
»Und dann?«
»Jack hat
meinem Mann einen Stoß versetzt.«
»Und wie
ging es weiter?«
»Mein Mann
ist gestürzt. Dann
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