Pflugstein: Kriminalroman (German Edition)
Platzregen in einen sanften Landregen übergegangen. Er wählt
Polas Nummer und bringt ihn auf den neusten Stand.
»Kannst du heute hier bleiben?«,
wird er von Viktoria gefragt, als er sich wieder zu ihr aufs Sofa setzt.
»Ja, aber
ich muss morgen sehr früh raus.«
Sie schenkt
ihm ein dankbares Lächeln.
»Du musst
mir versprechen, dich von nun an aus allem rauszuhalten«, bittet er sie eindringlich,
»sonst müssen wir unseren Kontakt abbrechen, bis die Ermittlung abgeschlossen ist.«
»Aber ich
habe Angelina versprochen, sie zum Pflugstein zu begleiten«, widerspricht sie. »Was
soll ich ihr sagen, wenn sie mich anruft?«
»Du kannst
ihr den Stein zeigen, aber ich möchte über alle deine Schritte informiert sein.«
»Mach dir
keine Sorgen, ich kann selber auf mich aufpassen.«
Er ignoriert
ihren Einwand. »Ich möchte wissen, wohin und zu wem du gehst. Auch verlange ich
von dir, dass du dein Handy Tag und Nacht eingeschaltet lässt.«
Sie zieht
eine Grimasse. »Muss das wirklich sein?«
»Ja, es
muss sein. Mit der Täterschaft ist nicht zu spaßen. Du kennst Engel, Rofflers Frau
und Mannhart. Alle drei sind Tatverdächtige. Das macht die Sache noch brisanter.
Offensichtlich gefällt es dem Täter nicht, dass du so viele Fragen stellst. Habe
ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Ja, Herr
Polizist.«
»Als ich
dich heute Abend nicht erreichen konnte, hat mir deine nette Nachbarin einen Schlüssel
zu deiner Wohnung gegeben.«
Sie beginnt
zu lachen.
Er mustert
sie argwöhnisch. »Nanu, was ist daran so lustig?«
»Bitte,
entschuldige«, keucht sie und lacht erneut los, bis ihr die Tränen kommen.
Ihm ist
ganz und gar nicht nach Lachen zumute, doch er hofft, dass ihr hysterisches Gelächter
ihre Anspannung lösen wird.
»Eigentlich
finde ich das Ganze überhaupt nicht komisch«, erklärt sie, als die Lacher endlich
nachlassen. »Das Pech scheint im Moment eine Vorliebe für mich zu haben.«
Er fixiert
sie mit zusammengekniffenen Augen. »Gibt es vielleicht sonst noch etwas, das ich
wissen sollte?«
Sie antwortet
mit einem tiefen Seufzer. Schließlich erzählt sie ihm vom Einbruch.
»Warum hast
du mir das verschwiegen?«, fährt er sie vorwurfsvoll an.
»Weil ich
nicht wollte, dass du dir Vorwürfe machst.«
Empörung
wallt in ihm auf, doch er zügelt seinen Ärger. »Ich möchte unter keinen Umständen,
dass du über mein Verhalten spekulierst«, entgegnet er mit fester Stimme.
»Tut mir
leid. Soll nicht wieder vorkommen«, verspricht sie.
»Meine Exfrau
war nicht ehrlich zu mir. Gleichzeitig hat sie sich in alles eingemischt und keine
Gelegenheit ausgelassen, um mich zu manipulieren«, vertraut er ihr eindringlich
an. »Sie hat mich dazu verführt, Dinge zu tun, die ich gar nicht tun wollte. Sie
ließ keine Gelegenheit aus, mir meine Unzulänglichkeiten unter die Nase zu reiben.
Zu spät wurde mir bewusst, dass ich meine Verantwortung an sie abgegeben hatte.«
Er sucht ihren Blick. »Verstehst du, was ich damit sagen will?«
Viktoria
richtet sich auf und antwortet: »Ja, sicher. Aber mir scheint, dass du ihr all diese
Dinge immer noch nachträgst.«
»Nein, so
ist es nicht.« Er legt versöhnend seinen Arm um sie. »Aber ich möchte nicht, dass
unsere Beziehung zerbricht, bevor sie richtig angefangen hat.«
Sie kuschelt
sich in seine Armbeuge und schließt die Augen.
»Wir haben
noch keine Zeit gehabt, uns wirklich kennenzulernen«, fährt er nach einer Weile
fort. »Es ist mein Fehler. Ich bedaure das sehr. Gleichzeitig finde ich es wichtig,
dass wir achtsam miteinander umgehen. Eine Beziehung ist voller Tücken.«
»Das sehe
ich anders«, widerspricht sie ihm leise.
»Ich weiß,
und das ist auch gut so. Gib mir einfach ein bisschen Zeit, okay?«
Sie nickt
verstehend. »Komm, lass uns im September zusammen verreisen.«
»Gute Idee«,
gibt er prompt zurück.
»Wir könnten
nach Wales fliegen.«
»Wie kommst
du ausgerechnet auf Wales?«, erkundigt er sich erstaunt.
»Es gibt
dort einen wunderschönen Küstenpfad«, schwärmt sie. »Er führt über zerklüftete Klippen
vorbei an weißen Sandstränden, und fast immer hat man einen freien Blick aufs Meer.«
»Hört sich
gut an.«
»Jetzt fällt
es mir wieder ein«, unterbricht sie ihn.
»Was fällt
dir wieder ein?«, gibt er verdattert zurück.
»Alex meinte
heute Nachmittag am Telefon, dass es sie nicht überraschen würde, wenn der Täter
eine Frau wäre.«
»Wir sprechen
morgen darüber.« Er unterdrückt ein Gähnen.
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