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Pforten der Nacht

Titel: Pforten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Teufel geholt. Ich hoffe, du schmorst im heißesten Höllenfeuer, Niklas Brant - bis zum Ende aller Tage!«
    Allmählich beruhigte sich ihr Atem; sie griff nach einem Umschlagtuch und rieb sich trocken. Es war still im ganzen Haus, nicht ein Laut war zu hören. Nicht einmal das leise, vertraute Atmen ihrer Katze. Blindlings tastete sie neben sich. Aber da war kein kleiner, schlafwarmer Pelzkörper, der sonst in kalten Nächten nicht von ihrer Seite weichen wollte.
    Regina stand auf, entzündete ein Öllicht, ging ans Fenster. Draußen war es finster und nichts zu sehen. Es hielt sie nicht länger in der Kammer. Getrieben von einer unerklärlichen Unruhe, ging sie hinaus, auf den Gang, dann die Treppe hinunter ins Erdgeschoss, wo die große Küche lag. Sie stieß die Tür auf.
    Blankgescheuert glänzten die Töpfe und Pfannen im flackernden Licht. Eine braungraue kleine Feldmaus rannte aufgeschreckt um ihr Leben und verschwand in einem Mauerloch hinter dem Tisch.
    Wo steckte Viva? Eine so einfache Beute hätte sie sich niemals entgehen lassen!
    Sie erhielt die Antwort auf ihre Frage auf grausamste Weise, nachdem sie die Eisenschlösser an der Haustür eines nach dem anderen aufgeschlossen hatte und nach draußen getreten war. Böiger Wind frischte auf und zerrte an ihrem Leinenhemd. Sie spürte den kalten Boden unter ihren bloßen Füßen. Dann schaute sie nach oben. Ihre Lippen formten einen stummen, entsetzten Ton.
    Das Eichenholz trug auf einmal ein seltsames Muster aus blutbesudeltem grauem Fell. Man hatte ihrer Katze wohl erst alle vier Beine gebrochen. Dann den Schädel mit der Axt gespaltet. Und sie anschließend mit Nägeln in Kreuzesform an die Tür geschlagen. Der schmale, elegante Kopf mit den jetzt gebrochenen Augen baumelte reglos nach unten.
     
    Sie hörte erst auf zu zittern, als er sie wie ein Kind in die Arme nahm und behutsam wiegte. Sie war zarter als in seiner Erinnerung, wenngleich er die warme Schwellung ihres Busens an seiner Brust spürte, als trennten sie kein keusches Beginengewand, keine raue Mönchskutte. Als seien sie beide unbekleidet. Einmal nur hatte er ihren nackten Körper liebkosen dürfen, und das lag viele Jahre zurück. Die Erinnerung daran freilich überfiel ihn augenblicklich. Alles stand wie damals vor seinem Auge: der weiße Bauch mit der sanften Rundung, die rosigen Knie, die weichen Schenkel und das rostrote Vlies, das die feuchte, erwartungsvolle Pforte verbarg …
    Noch jetzt kam sie in vielen Träumen zu ihm, nach all der langen Zeit der Beichte, Reue, Buße, und auf einmal ahnte Bruno de Berck, weshalb er sie niemals hatte vergessen können. Es konnte keine Sünde sein, jemanden so zu begehren und zu lieben, wie er Regina Brant geliebt hatte. Nicht, wenn Gott die Frauen und die Männer so geschaffen hatte, wie sie nun einmal waren. Es war eine reine Entscheidung des Willens, ein Opfer, ein Dienst, mit dem er sich dem allmächtigen Schöpfer freiwillig unterwarf, aber kein Vergehen. Innere Ruhe erfüllte ihn, eine freudige Stille, nach der er sich lange vergeblich gesehnt hatte.
    »Was ist geschehen?«, fragte er zärtlich. »Wieso kommst du mitten in der Nacht in die Kirche?«
    Hätten seine Augen ihre frühere Schärfe noch gehabt, ihnen wäre der dunkle Schatten im Hintergrund der Krypta vermutlich nicht entgangen, der sich hinter die Vitrinen duckte. Aber Bruno war bislang nur gewohnt, sich beim Lesen der geschliffenen Gläser zu bedienen, die man jetzt für teures Geld bei bestimmten Juwelieren zu kaufen bekam.
    »Sie haben meine Katze gekreuzigt.« Noch immer weinend machte sich Regina los und begann zu erzählen. Sie erwähnte die Männer, ihren schlechten Traum, die Angst der Pförtnerin. Die fremde Bettlerin war ihrem Gedächtnis längst entfallen. »Und weiß ich, wann sie sich eine von uns vornehmen werden? Ich bin ihre Meisterin. Sie vertrauen mir blindlings. Aber wie kann ich sie bei Gefahr vor Übel bewahren?«
    Im Schein der Fackeln sah sie beinahe aus wie damals, jung, zornig und hilflos zugleich. Er hatte sie nicht vor den Zugriffen ihres Vaters schützen können. Vielleicht würde es ihm diesmal gelingen, ihr Beistand zu leisten.
    »Die Sache muss vor den Rat«, sagte Bruno nachdenklich. »Nur so können wir den Übeltätern einen gehörigen Schrecken einjagen.«
    »Sie werden sich niemals erwischen lassen, diese Feiglinge!«
    »Und wenn schon! Wir müssen sie daran hindern, noch einmal etwas Derartiges zu versuchen. Abschreckung scheint mir das beste

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