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Pforten der Nacht

Titel: Pforten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Mönch geschmeidig. Er wusste genau, wovon Walram sprach. »Besonders, wenn man sich dem Kaiser verweigert.« Bisher hatte es der Erzbischof als treuer Gefolgsmann des Papstes vermieden, jemals persönlich mit Ludwig dem Bayern zusammenzutreffen. »Außerdem habt Ihr eine Reihe ehrgeiziger Bauvorhaben in Planung und Ausführung. Die Erweiterung der Godesburg, die Befestigung von Brühl. Und bereits einiges Geld ausgegeben. Der Rückkauf von Helmarshausen und der Krunkenburg; die Ablöse der verpfändeten Feste Recklinghausen, um nur eine kleine Liste aufzuführen. Von der Bestellung des Grafen Gottfried von Arnsberg zum westfälischen Marschall ganz zu schweigen …«
    »Nur so war die Verbindung zwischen Erzstift und dem Besitz in Westfalen zu bewerkstelligen!«
    »Kurfürstliche Landespolitik, Eminenz, ich weiß, wofür allerdings beileibe nicht jeder hier in der Stadt das notwendige Verständnis aufbringt! Nicht umsonst hat das Domkapitel im letzten Sommer das Mitbestimmungsrecht in Finanzfragen gefordert.« Kustos’ Lächeln wurde breiter. »Allerdings ohne Erfolg. Glücklicherweise.« Die kräftigen Hände spielten mit der abgewetzten Kordel um seinen Leib. »Was ist eigentlich mit der Münze in Deutz? Gibt es keine Neuigkeiten von dort?«
    »Für einen Barfüßler, der gelobt hat, bis zum Tod jedem Besitz abzuschwören, bist du erstaunlich gut informiert. Dein Ordensbruder de Berck, der sich seit Neuestem wieder bei uns aufhält, würde auf der Stelle Unheil wittern, könnte er dich so reden hören.«
    Es war offensichtlich, dass Walram nicht gedachte, konkret zu antworten.
    »Nicht diesen Namen!« Hektische Flecken brannten auf den blassen Wangen des Franziskaners. »Ihr wisst genau, was er mir angetan hat. Wenigstens wurde er mit sofortiger Wirkung aus seinem Amt als Generalvikar unseres Ordens entfernt. Wer weiß, was sonst noch geschehen wäre! Zumindest diese Genugtuung war mir und den anderen vergönnt - Tilman, Wilhelmus, Henrik, Werner und Konrad, den Brüdern, die einst so tapfer und treu an seiner Seite gekämpft haben!«
    »Ein Rudel hungriger Löwen, die mühsam kaschiert vorgeben, Lämmer zu sein! Nun, ich kenne diese Geschichte etwas anders«, entgegnete der Erzbischof süffisant. »Wenngleich mit ähnlichem Resultat. Aber das soll uns vorerst nicht weiter stören.«
    Er wandte sich ab und schritt zur großen Doppeltür, die nach nebenan in den Speisesaal führte, und öffnete sie. Auf dem langen Tisch standen Teller, Schüsseln und Becher. Ein weißes Leinentuch mit feinem Spitzenbesatz war aufgedeckt, das während des Festmahls von den Gästen auch als Serviette benutzt wurde.
    »Hat er etwa gewagt, bei euch vorzusprechen?«, flüsterte Johannes Kustos gepresst, während er neben Walram auf die Männer zuging, die sich ihnen von der anderen Seite des Saals näherten. »Nach allem, was passiert ist? Sagt mir, wo ich ihn finde - mit bloßen Händen erwürge ich ihn. Und selbst diese Todesart ist noch zu gnädig. In den Feuern der Hölle soll er schmoren. Bis zum Jüngsten Tag!«
    »Solche Reden ziemen sich nicht für einen Mann, der eine Kutte trägt und im Genuss der Weihen ist«, kam es leise und messerscharf zurück. Für einen Augenblick erinnerte sich Kustos daran, dass Walram erst nach seiner Ernennung zum Erzbischof konsekriert wurde und das Pallium erhalten hatte. »Wie denn soll der geistliche Stand je wieder zu Ansehen und Würden kommen, wenn seine Mitglieder an Blut und Morden denken? Es reicht nicht aus, Pfaffen und Mönchen geschlitzte Wämse, die Arbeit als Gastwirt und den Umgang mit Huren zu verbieten. Die Erneuerung muss von innen kommen.« Er tippte an seine Brust. »Von hier. Dem Herzen. Dort, wo der Heiland wohnt. Oder vielmehr: wohnen sollte.«
    Der Erzbischof erhob seine Stimme. Von den anderen trennten sie nur noch wenige Ellen.
    »›Einer trage die Last des anderen, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen!‹ Ich grüße euch, meine Brüder im Geiste! ›Wandelt im Geiste, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.‹ Der Herr sei mit euch!«
    Er klatschte in die Hände, und zwei Nebentüren öffneten sich. Während die Männer ihm nacheinander ihre Reverenz erwiesen, wurde von Dienern bereits Wein eingeschenkt. Walram hatte zudem einen Harfen- und zwei Mandolinenspieler eingeladen, die im Hintergrund mit italienischen Weisen begannen. Die Mönche in den schwarzen und braunen Kutten nahmen auf den ihnen zugewiesenen Stühlen Platz. Anfangs verlief die

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