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Phantasie und Wirklichkeit

Phantasie und Wirklichkeit

Titel: Phantasie und Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Uhr in Morses Büro.
    «Nicht viel zu berichten, Sir. An der
Pinnwand ist eine Karte — sieht aus, als könne sie von einem Freund stammen.»
    «Ich habe sie gesehen.»
    «Und dann ist da dies — ich schätze,
daß es die gleiche Handschrift ist.»
    Lewis reichte Morse eine Postkarte, die
ein Kamel mit Schabracke vor einer Moschee in Taschkent zeigte. Auf der
Rückseite las Morse die kurze Botschaft: .
    «Worum geht es da, meinen Sie, Sir?»
    Morse schüttelte den Kopf. «Keine
Ahnung. Vermutlich die Nummer des Flugzeugs oder die Nummer des Fluges... oder irgendwas.
Wo haben Sie die Karte überhaupt gefunden?»
    «Es war ein Atlas da, und ich habe nach
dem Ort gesucht — Sie wissen schon, Erzincan. Die Postkarte steckte dort. Wie
eine Art Lesezeichen.»
    «Oh.»
    «Wollen Sie nicht wissen, wo Erzincan
ist?»
    «Nein. Ich habe es nachgeschlagen, als
ich wieder hier war.»
    «Oh.»
    Mit einem Glitzern von Triumph in den
Augen nahm Morse jetzt den rosa Ordner mit der Geschichte von Sheila Poster und
erklärte rasch, wie er an den Ordner gekommen war.
    «Ich möchte, daß Sie die Geschichte
lesen.»
    «Was, jetzt, Sir?»
    «Denken Sie, ich meinte in Ihrem
Sommerurlaub?»
    «Ich lese langsam, das wissen Sie.»
    «Das tue ich auch.»
    «Sie wollen, daß ich sie hier lese?»
    «Nein. Ich muß hier mit einigen Dingen
weitermachen. Gehen Sie einen Sandwich essen. Und lassen Sie sich Zeit. Sind
genug Hinweise drin, um ein Kreuzworträtsel auszufüllen.»
    Nachdem Lewis gegangen war, warf Morse
einen Blick auf seine Uhr und begann mit dem Kreuzworträtsel der Times.
    Als er, elf Minuten später, die sechs
leeren Kästchen in — E-S-I- ausfüllte, wußte er, daß er den letzten Hinweis
schneller hätte lösen müssen: Umwälzung solcher Art zusammenzubrechen (9).)
    Aber nicht schlecht.
    Eine weitere Stunde verging, bevor
Lewis aus der Kantine zurückkehrte und sich gegenüber seinem Chef hinsetzte.
    «‘ne Menge Hinweise, Sie haben recht,
Sir. Hat sich wahrscheinlich aber alles ausgedacht, oder?»
    «Nicht alles, keineswegs — nicht
gemäß Diogenes Small.»
    «Gemäß wessen?»
    «Gemäß wem, Lewis, bitte.»
    «Tut mir leid, Sir. Aber ich mache
Fortschritte in der Rechtschreibung. Einen Fehler hat sie selbst
gemacht, nicht?»
    «Fangen jetzt nicht Sie an, sich
etwas auszudenken!» Morse schob eine handgeschriebene Liste über den
Schreibtisch. «Sie schnappen sich Dixon und Palmer — und wir können diese paar
Kleinigkeiten im Handumdrehen erledigen.»
    Lewis nickte. «Haben den Fall im Griff,
bevor die Pubs schließen.»
    Zum erstenmal an diesem Tag glitt ein
echtes Lächeln über Morses Gesicht. «Und das sind nur die naheliegenden
Hinweise. Sie sind wahrscheinlich auf viele andere gestoßen, die mir entgangen sind.»
    «Vorübergebend entgangen», murmelte Lewis und beugte
sich über Morses Notizen:
     
    - Namen (Straße, Haus, Personen): Alle
erfunden, höchstwahrscheinlich?
    - Zeitung: Dieselbe Anzeige, die Sie
gefunden haben? Überprüfen.
    - Mr. X (potentieller Vater): Doch
sicher ein Akademiker? Vortragsreise durch die USA?
    - Boswell? Besitzer dieser seltsamen
Züchtung mit orangefarbenen Augen? Im Katzenverein nachfragen.
    - Verlage (OUP etc.): In letzter Zeit
etwas über Sir T. W. in Auftrag gegeben?
    —
Schwangerschaftsberatungsstelle: Überprüfen, besonders das JR 2 .
    - Bird and Baby: Überprüfen, mit
Foto.
     
    «Wir sollten irgend etwas herausfinden, da stimme ich Ihnen zu, Sir. Aber es wird ziemlich lange dauern.»
    «Meinen Sie?»
    «Na ja, zum Beispiel, gibt es so
was wie einen Katzenverein?»
    «Das ist es ja, was Sie überprüfen
sollen, Lewis!»
    «Aber es sind sieben Punkte.»
    «Sechs!» Morse erhob sich aus seinem
Armstuhl und lächelte wieder fröhlich. «Den letzten Punkt werde ich selbst
übernehmen.»
    «Aber wo kriegen Sie ein Foto her?»
    «Gute Frage», räumte Morse ein und gab
in Gedanken zu, daß es gelegentlich durchaus akzeptabel sei, einen Satz mit
einem Adverb zu beenden.
     
    Um 22.15 Uhr rief Lewis Morses
Privatnummer an, aber es ging niemand ans Telefon. War sein Vorgesetzter noch
immer in Anspruch genommen von seiner selbstauferlegten Aufgabe — mit oder ohne
Foto?
    Tatsächlich saß Morse in diesem
Augenblick im Mordzimmer im Haus Jowett Place 14.
    Sein Erinnerungsvermögen hatte ihn
schon vorher daraufhingewiesen, daß er dort etwas übersehen hatte, und
um 20.15 Uhr betrat er das Gebäude wieder und

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