Phantasie und Wirklichkeit
gestorben ist,
wäre das reine Zeitverschwendung, nicht?»
Großer Gott!
Er lächelte wieder, diesmal über meine
Verlegenheit. Dann beugte er sich vor und küßte mich mitten auf den Mund.
«Nimmst du die Pille?»
«Das ist okay. Ich bin nämlich
schwanger», erwiderte ich.
Hinterher wagten wir, gemeinsam eine
Zigarette zu rauchen. Für mich war es die erste Zigarette seit sechs Monaten,
und sie schmeckte abscheulich.
Blöd!
Sein Feuerzeug war leer, und ich
benutzte eines der extralangen Bryant & May -Streichhölzer,
die für verschiedene Zwecke in der Küche aufbewahrt wurden.
Für verschiedene Zwecke...
Ich war fast mit der zweiten Bücherwand
fertig, als Mylady zurückkam.
Gleich nachdem ich mich umdrehte, um zu
zeigen, daß ich ihre Rückkehr zur Kenntnis genommen hatte, flatterte ein
einzelner Bogen Papier auf den Boden.
Ich bückte mich rasch, um ihn
aufzuheben, aber sie war sofort neben mir und riß mir das Blatt aus der Hand.
Es war nur ein kurzes Briefchen, und
der Inhalt konnte beinahe mit einem Blick überflogen werden:
Darling J.
Bitte versuche, diese wenigen Zeilen
zur Erinnerung an meine Liebe aufzubewahren.
Der Text war auf dünnem billigem Papier
getippt; die Unterschrift, , in hellblauer Kugelschreiberschrift
geschrieben, mit einem verspielten Kreis über dem anstatt des
üblichen Pünktchens.
Aber Mrs. S.-G. sagte nichts, und eine
halbe Stunde später war ich auf dem Nachhauseweg — so unauffällig wie immer.
Ich hatte niemanden wissen lassen, daß
ich als Teilzeitjob eine Stelle als Putzfrau angenommen hatte, und ich achtete
darauf, mich von so wenigen Leuten wie möglich sehen zu lassen.
Dafür gab es Gründe. Sie werden sehen.
Am folgenden Montag fragte ich Mrs.
S.-G., ob ich meine Arbeitszeit etwas verändern und eine halbe Stunde früher
anfangen könne.
«Muß das sein?» Mit ihrer Stimme drückte sie ihre Verachtung
aus.
«Es ist nur, wenn ich den früheren Bus
nehmen könnte...»
«Oh, um Himmels willen keine Erklärungen !
Muß das sein? — das war alles, was ich gefragt habe.»
Ich sagte, es müsse sein, und wir kamen
überein, daß ich in Zukunft um 8.30 Uhr beginnen würde.
Am Freitag derselben Woche kam der
Postbote um 8.50 Uhr, und drei Briefe rutschten durch den Briefschlitz: eine
Mitteilung von British Telecom, ein Brief an Mrs. S.-G. mit dem Hinweis für die Empfängerin persönlich> und ein Brief für Mr. S.-G., Name und
Adresse in hellblauer Kugelschreiberschrift, das von Squitchey mit
einem verspielten Kreis anstatt des üblichen Pünktchens.
Noch während ich die Briefe aufhob,
wußte ich, daß meine Arbeitgeberin direkt hinter mir stand.
«Danke. Ich nehme sie.»
Ihr Ton war beleidigend schroff. Aber
ich sagte nichts, sondern wischte weiter die Scheuerleiste in der Eingangshalle
ab.
«Es tut mir leid», sagte ich (es war
der folgende Mittwoch), «aber ich kann am Freitag nicht kommen.»
«Oh?»
«Ich muß zur
Schwangerschaftsberatungsstelle...»
«Um Himmels willen keine Erklärungen! Ich
dachte, ich hätte Ihnen das schon gesagt.»
«Das haben Sie, ja.»
Sie sagte nichts mehr.
Ich auch nicht.
Das Telefon in The Grange wurde
selten benutzt, aber an jenem Morgen hörte ich, daß Mrs. S.-G. vom Gewächshaus
aus jemanden anrief.
Ich stand nahe bei der Tür und gab mir
Mühe, etwas zu verstehen, aber das einzige, was ich verstand, war
«Samstagabend»...
Mein Termin im Krankenhaus war um 10.30
Uhr, aber ein Notfall verzögerte die Vormittagstermine um etwa eine Stunde.
Während ich wartete, las ich ein paar
Artikel in verschiedenen Magazinen, darunter ein Interview mit einem alten
Gärtner, hundert Jahre alt, der behauptete, gegen Löwenzahn wirke nichts so gut
wie Arsen, von dem er immer eine kleine Menge in seinem Schuppen aufbewahre.
War es zu diesem Zeitpunkt, daß ich
begann, mit dem Gedanken zu spielen, Mrs. S.-G. loszuwerden? Zusammen mit dem
Löwenzahn?
Vermutlich hatte ich mich schon mit den
Problemen auseinandergesetzt, die ledige Mütter erwarten. Probleme, die so
häufig von verheirateten Vätern verursacht werden.
Was mich jedoch mehr als alles andere
erbittert, ist die ekelhafte Masche, die sie abziehen. Die alte Leier, daß sie
niemanden verletzen wollen, daß sie vor allem die kleine Ehefrau nicht
verletzen wollen.
Heuchler!
Am Donnerstag der folgenden Woche war
ich es, die Briefe bekam. Zwei Stück.
Der erste war vom Krankenhaus. Mir gehe
es großartig. Dem Baby
Weitere Kostenlose Bücher