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Phantom der Tiefe

Phantom der Tiefe

Titel: Phantom der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Er schwitzte, daß er fast dampfte. »Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nicht einmal mehr, wie ich dort wieder herausgekommen bin!«
    »Und dieses versteinerte Holzstück?« fragte sie. »Können Sie sich erinnern, wo sie es gefunden haben? Und was dort noch war?«
    »Das Stück habe ich nicht gefunden. Großvater schenkte es mir ...« Ehe sich Enttäuschung in Kaya ausbreiten konnte, sprach Tersa-ne bereits weiter: »Aber er, er hat etwas gesehen, von dem er überzeugt war, es müßte das sein, was von der biblischen Arche übriggeblieben ist!«
    »Und Sie? Sie haben nichts dergleichen gesehen?«
    Der Schweiß lief jetzt in Strömen über Tersanes Gesicht. »Ich weiß es nicht - nicht mehr! Aber da war etwas ... Irgend etwas ... Und die anderen müssen es auch gesehen haben. Sie gingen denselben Weg ...«
    »Die Vermißten?«
    Tersanes Augen flackerten. Ratlosigkeit legte sich wie ein Schatten über seine Züge und ließ die Spuren der Erschöpfung noch stärker hervortreten.
    Kaya glaubte zu begreifen, daß er so wenig über das Schicksal der Vermißten zu sagen vermochte, wie er vom Tod seines Großvaters gewußt hatte.
    »Würden Sie diesen Schacht, von dem Sie sprachen, wiederfinden?« fragte sie. Von Oberst Sardre wußte sie, daß dergleichen von den Suchmannschaften nicht entdeckt worden war. Tersane zögerte kurz - dann nickte er. »Werden Sie mir helfen?« fragte er.
    »Ich werde es versuchen«, erwiderte sie.
    *
    Drei Tage später setzte sich vom Luftwaffenstützpunkt Van-See aus ein kleiner Militär-Konvoi mit Ziel Großer Ararat in Bewegung. Kaya Beishir und Kemer Tersane waren am Vortag aus Ankara eingetroffen und dazu gestoßen.
    Die Vorbereitungen hatten jede verfügbare Minute Kayas verschlungen, und erst jetzt, auf holpriger Fahrt über Straßen in desolatem Zustand, ergab sich die Gelegenheit, an das Gespräch anzuknüpfen, das sie zuletzt mit Tersane geführt hatte.
    Sie saßen nebeneinander im Führerhaus eines mit Ausrüstung voll beladenen Transporters. Um die von Tersane beschriebene Ara-rat-Region zu erreichen, erhielten sie die Unterstützung eines Bergführers, der ebenfalls der Armee angehörte. Er kannte sich in der Bergwelt des Ararat aus und gewährleistete, daß nichts von der Aktion an die Öffentlichkeit drang.
    Hatte sich Kaya anfänglich noch gefragt, warum Sardre ausgerechnet auf sie als Expeditionsleiterin verfallen war, so durchschaute sie dessen Politik inzwischen besser. Innerhalb seines Stabs verfügte sie vermutlich über die größte Erfahrung in archäologischen Fragen, wenngleich sie keine Koryphäe war. Um echte Experten zu gewinnen, hätte Sardre im zivilen Bereich Ausschau halten müssen, und das war ihm angesichts der selbst ausgegebenen Geheimhaltungsorder schlicht zu heikel.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte Kaya. Sie saß zwischen Tersane und dem Fahrer, und wem ihre Frage galt, war nicht mißzuverstehen. Sie blickte Tersane an und stellte erfreut fest, daß er in den wenigen Tagen an Gewicht gewonnen hatte. Nicht mehr ganz so hager und fiebrig wirkte sein Gesicht. Die Bartstoppeln, für die sich in Finiks Klinik offenbar niemand als zuständig betrachtet hatte, waren verschwunden. Dafür war das Haar auf Stoppelgröße nachgewachsen und umgab seinen Schädel wie eine Art dunkle Kappe.
    Kaya sah ihren ersten Eindruck bestätigt: Kemer Tersane war einmal hübsch gewesen - und ganz allmählich erinnerte sich auch sein eigener Körper wieder daran.
    »Danke.« Tersanes aschgraue Augen funkelten. Aber nicht mehr so abseitig wie bei ihrer ersten Begegnung, sondern gemäßigter. Dabei konnte sich Kaya allerdings des Eindrucks nicht erwehren, daß Tersane nur gelernt hatte, seine Gefühle, die nach wie vor unter der Oberfläche tobten, besser im Griff zu halten. »Und Ihnen?«
    »Mir?«
    »Sie sehen aus, als würden gewaltigere Erwartungen auf Ihnen lasten. Was macht Ihnen Angst?«
    Obwohl sie sich durchschaut fühlte, verneinte sie. »Angst? Sie irren sich. Und was die Erwartungen angeht: Ich mag es, unter Strom zu stehen .«
    Noch während sie sprach, begriff sie, was sie gesagt hatte.
    Tersane drehte das Gesicht weg. Seine Stimme schwankte, als er fragte: »Wie lange werden wir brauchen, bis wir den Ort erreichen, an dem das Camp stand?«
    »Wir werden noch heute ankommen«, sagte sie mit belegter Stimme. »Morgen in aller Frühe soll bereits der Aufstieg beginnen.«
    »Gut.«
    Das war für lange Zeit das letzte, was sie von Tersane zu hören bekam. Draußen begann es

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