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Phantom der Tiefe

Phantom der Tiefe

Titel: Phantom der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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dem Steuer des Geländewagens, als würde sie schlafen, obwohl er zunächst versucht gewesen war, den faszinierenden Ausdruck ihrer Augen zu erhalten, indem er die Lider nicht verschloß.
    Letztlich war dies aber eine Lappalie gegen den Widerstreit von Gefühlen, die seit vorgestern in ihm tobten. Seit er in Mayabs Weltenpfeiler - jener rotierenden Ballung von Kelchmagie, die eine ganze Stadt und ihre Bewohner seit fünfhundert Jahren von der Außenwelt abschottete - verweilt hatte! 5
    Dort im Bad aus Magie hatte er neue, beunruhigende Erkenntnisse gewonnen, die ihn zur überstürzten Abreise veranlaßt hatten. Und das, obwohl ihm bis dahin kaum Gelegenheit geblieben war, Lilith auf ihre neue Rolle als »Mutter« von acht vampirischen Tyrannen einzuschwören.
    Seine Erzfeindin hatte - anders als er - keinen Pakt mit dem Satan geschlossen und deshalb auch nicht ihre verlorene Erinnerung zurückerhalten.
    Bevor er sie und den Ort eines Jahrhunderte zurückliegenden, unerlaubten Kelchrituals verlassen hatte, war Landru hingegangen und hatte Lilith wieder die Kraft entzogen, die sie zuvor befähigt hatte, die Hermetische Stadt zu betreten.
    Nona jedoch, seiner wiedergefundenen Geliebten, die sich ebenfalls in Mayab aufhielt, hatte er diese Fähigkeit belassen.
    Nun also war Lilith genauso Gefangene des magischen Walls, der die alte Maya-Stadt umgab, wie die darin seit zwanzig Generationen eingekerkerten Mayas und ihre unsterblichen Gebiete. Ob Lilith dies in der Zwischenzeit bereits herausgefunden hatte, wußte Landru nicht. Er hatte Nona gebeten, die Erzfeindin im Auge zu behalten. Der Werwölfin konnte er vertrauen - eigentlich nur ihr.
    Sie war es auch gewesen, die ihn als erste auf die rätselhaften Vorgänge im Dunklen Dom aufmerksam gemacht hatte. Im nachhinein verstand Landru selbst nicht mehr, warum er nicht sofort auf Nonas Bericht reagiert hatte. War ihm die Rache an Lilith Eden denn wichtiger als seine eigene Zukunft? Warum hatte er Lilith erst nach Ma-yab gebracht, anstatt sich unverzüglich in den Osten Anatoliens zu begeben, dorthin, wo jene mystische Stätte lag, in der er einst zum Hüter erkoren worden war?
    Er hegte einen Verdacht, der diese Fragen beantwortet hätte.
    Aber es würde ein Verdacht bleiben - bis zu jenem Moment, da sich Gabriel, Satans Inkarnation auf Erden, erneut bei ihm melden würde, um ihn wissen zu lassen, welche Gefälligkeit er von Landru erwartete - dafür, daß er ihm sein verlorenes Ich zurückgegeben hatte .
    Landru löste die Verriegelung der Beifahrertür und stieß sie mit einem wuchtigen Tritt nach außen. Der beißend kalte Wind, der ihm entgegenschlug, zerzauste auch das lockige Haar der Toten.
    Landru stieg aus und schloß die Tür wieder sorgsam, als wollte er nicht, daß ihre Schönheit mehr litt als bereits geschehen.
    Linkerhand, in Sichtweite, lag die armenische Grenze. Geradeaus das Bergmassiv, das sich in das erlöschende Licht des Abends bohrte und dessen Geheimnis kein Mensch kannte - und je lüften durfte.
    Auch nicht, nachdem es geschehen war. Das, wovon Nona berichtet hatte - und was im Weltenpfeiler Mayabs in einer Vision von niederschmetternder Macht bestätigt worden war!
    In Landrus persönlicher, wiedergefundener Erinnerung war der Dom immer noch unzerstört. Tatsächlich aber lag er in Trümmern, von ungekannter Macht niedergerissen.
    Wehmut verdunkelte das Bewußtsein des Vampirs.
    Danach hielt ihn nichts mehr auf dem Boden, den seine Füße berührten. Die Hülle, in der er geboren war, wich der zweiten Gestalt, derer sich die Vampire seit jeher bedienten.
    Ledrige Schwingen zerteilten die Lüfte und trugen Landru dem Berg entgegen, von dessen sonderbarer Belagerung er noch nichts wußte.
    Lange jedoch blieb sie ihm nicht verborgen .
    *
    Am Horizont versank die Sonne wie eine Fata Morgana. Fast schlagartig nahm der Wind zu und blies Bebek so schmerzhaft ins Gesicht, als wäre die Luft voller Rasierklingen.
    Der Soldat fluchte.
    Er fluchte, seit er die Wache übernahmen hatte, und immer wieder wanderte sein Blick sehnsüchtig zu dem aus Plastikelementen zusammengesetzten Iglubau, in dem seine Kameraden sich bei Kerzenschein die Zeit vertrieben.
    Sie waren zu viert hier stationiert, schon seit zwei Wochen. Alle sechs Stunden wechselten sie einander im Wacheschieben ab. Dann mußte ein anderer hinaus in die grimmige Kälte. Obwohl keiner von ihnen verstand, was er eigentlich bewachen sollte.
    Selbst wenn es jemanden gegeben hätte, der etwas hätte

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