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Phantom der Tiefe

Phantom der Tiefe

Titel: Phantom der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Macht zubilligte, solche »Wunder« zu wirken. Das Unerklärliche beschränkte sich ja nicht allein auf die Säure. Es war sehr viel weitreichenderer Natur. Sämtliche Vorkommnisse seit Ende letzten Jahres zählten dazu: das Versagen der Technik, die Schneeschmelze, die vermißten Pilger -und letztlich auch dieser Stollen im Berg, der vom bloßen Auge nicht wahrgenommen werden konnte.
    Aber Kaya selbst lieferte gerade den Beweis, daß es ihn gab.
    Mehr und mehr von ihrem Körper verschwand.
    Es sah aus, als versinke er in pulvrigem Schnee. Tatsächlich aber tauchte er in etwas Zähflüssiges, Träges, dessen wahre Kälte der Anzug aber fernhielt. Sekunden später ragten nur noch der Helm und die Arme aus der geschlossenen Schneedecke heraus.
    Kayas Blick traf Tersanes zusammengekniffene Augen. Sie glaubte Zuspruch darin zu lesen. Sei vorsichtig!
    Dann wurde sie von einer Finsternis verschlungen, die sie nicht länger als für die Dauer eines tiefen Atemzugs ertrug. Mit klammen Fingern zündete sie die erste der mitgeführten chemischen Fackeln und wartete darauf, daß die anderen Taucher sich ihr anschlossen.
    Sie schwamm in einem Schacht, wie Tersane ihn - sah man von der Flutung ab - beschrieben hatte. Bis zu seinem Ende konnte Kaya selbst im wabernden Schein der Fackel nicht blicken.
    Aber - sie krümmte sich zusammen wie ein verschreckter Embryo - sie hatte plötzlich das untrügliche Gefühl, von irgendwo dort hinten, irgendwo aus der Dunkelheit heraus angestarrt zu werden!
    *
    Landru hatte nur wenig mehr über die Geschehnisse am Ararat erfahren, als er auch diese Männer mit durchschnittenen Kehlen in ihrer provisorischen Behausung zurückließ.
    Nachdenklich spähte er zum Gipfel des Großen Ararat. Es war jetzt völlig dunkel, aber das beeinträchtigte das Sehen eines Geschöpfs, wie er es war, nicht im geringsten.
    Landru versuchte Instinkte zu entsenden, über die kein Mensch verfügte; unsichtbare Fühler, die sich in den Berg vorzutasten versuchten.
    Anfänglich hatte er geglaubt, es handele sich um die Hütermagie, über die er seit mehr als einem Jahrtausend gebot. Aber spätestens seit er Nona damit von ihren tödlichen Verletzungen geheilt hatte, mißtraute er seinen Fähigkeiten, die ihm mächtiger - viel mächtiger - erschienen als in der Vergangenheit. Er betrachtete sie nicht deshalb mit Skepsis, weil er fürchtete, sie könnten ihn im Stich lassen, sondern weil er argwöhnte, daß sich etwas hinter der Hütermagie verschanzte, das einer anderen Natur entsprang.
    Etwas, dessen wahres Potential hinter einem Tor lauerte und darauf wartete, herüberzuströmen auf diese Seite der Realität ...
    Gabriel, dachte Landru dumpf.
    Und dann geschah etwas, was in tausend Jahren nicht geschehen war: Ihn fröstelte, schauderte beim bloßen Gedanken an den Pakt, den der leibhaftige Teufel mit ihm geschlossen hatte .
    Er schloß kurz die Augen und zwang sein Denken auf einen anderen Punkt. Als er die Lider wieder hob, dachte er: Schlägt dort oben wirklich noch dein Herz? Ist es möglich, daß du immer noch lebst, Anum, Liebling unserer verfluchten Mutter ...?
    Er erwartete keine Antwort. Und auch der Weltenpfeiler der Hermetischen Stadt hatte keine umfassenden Antworten bereitgehalten, was im zerstörten Dom vorging.
    Landrus beschleunigter Puls half ihm, die kurzzeitige Desorientierung wieder abzustreifen.
    Einen halben Kilometer vom Berg entfernt hatte ein größeres Armeekontingent sein Lager aufgeschlagen - dort, wo auf die Technik, an die der Mensch sich so gerne klammerte, noch Verlaß war.
    Landru überlegte kurz, ob er dem Camp einen Besuch abstatten und weitere Fakten über die ominösen Vorfälle in diesem Gebiet sammeln sollte.
    Doch er entschied dagegen. Die wahren Antworten würde er nur an einem Ort finden. Und um den zu erreichen, brauchte er keine technische Krücke.
    Ich bin unterwegs, dachte er, während er in die Metamorphose zur Fledermaus glitt. Ich komme, mein Bruder! Wie lange ist es her, daß wir uns nahe waren ...?
    Er ahnte nicht, wie grausam er sich irrte. Und daß sein Irrtum schon damit begann, anzunehmen, sein Bruder wäre immer noch ein Freund .
    *
    Kaya hatte einen Expreß-Tauchlehrgang absolviert. Wirklich sicher fühlte sie sich dadurch trotzdem nicht in diesem absurden Medium, das vom Fackelschein flackernd erhellt wurde. Mit den drei anderen Tauchern, die inzwischen nachgekommen waren, verständigte sie sich mittels Handzeichen. Funk versagte am Ararat ebenso wie jedes andere

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