Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Phantom

Phantom

Titel: Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
miteinander aus. Die Bar steht Ihnen zur Verfügung, ich kann jedoch auch Kaffee machen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Ist es.« Er setzte sich an den Kamin und zog sein Schweizermesser heraus.
    Ich ging in die Küche. Bestimmt schnitt er sich wieder mal die Fingernägel. Ich würde nie verstehen, weshalb er das nicht zu Hause machte. Auch diesmal hatte ich keinen Erfolg mit meinem Anruf bei Susan.
    »Ich glaube nicht, daß Susan Waddells Fingerabdrücke abgenommen hat«, sagte Marino, als ich den Kaffee auf den Couchtisch stellte. »Ich habe darüber nachgedacht, während Sie draußen waren. Ich weiß genau, daß sie es nicht tat, solange ich da war. Wenn sie es also nicht unmittelbar nach seiner Einlieferung gemacht hat, können Sie’s vergessen.«
    »Da hat sie es nicht gemacht, das weiß ich genau. Es war spät, und wir waren alle müde. Susan hat es offenbar vergessen.«
    »Wollen wir hoffen, daß sie es nur vergessen hat.«
    Ich griff nach meinem Kaffeebecher. »Soll das heißen, daß Sie es für möglich halten, daß sie es absichtlich nicht gemacht hat?«
    »Nach dem, was Sie mir erzählt haben, stimmt irgendwas mit ihr nicht. Ich würde ihr nicht von hier bis zur Haustür trauen.«
    Insgeheim gestand ich mir ein, daß auch ich inzwischen meine Zweifel an Susan hatte, sogar beträchtliche. »Sie haben den Mann doch gesehen – auf dem elektrischen Stuhl und später bei mir auf dem Seziertisch. Haben Sie ihn denn nicht wiedererkannt? Könnte es tatsächlich sein, daß es nicht Waddell war, der hingerichtet wurde?«
    Marino zuckte mit den Schultern. »Es ist zehn Jahre her, daß ich ihn bei der Festnahme sah. Der Bursche, den sie zum Stuhl führten, war um die siebzig Pfund schwerer. Der Bart war abrasiert, der Kopf kahlgeschoren. Natürlich kam ich nicht auf die Idee, daß es nicht Waddell sein könnte, sonst hätte ich genauer hingesehen. Nur kann ich nicht beschwören, daß er es war.«
    Ich erinnerte mich daran, wie Lucy auf dem Flugplatz auf mich zugekommen war: Ich hatte sie nur ein Jahr nicht gesehen und sie nicht wiedererkannt. Ich wußte nur zu gut, wie unzuverlässig visuelle Identifizierung sein kann. »Wenn da zwei Gefangene ausgetauscht wurden, Waddell frei ist, und jemand anderer an seiner Stelle starb«, sagte ich, »dann verraten Sie mir bitte, weshalb.«
    Marino schaufelte Zucker in seinen Kaffee und schwieg.
    »Was könnte der Grund sein, um Himmels willen?«
    Er schaute auf. »Ich habe keine Ahnung.«
    Ich hörte, wie die Tür des Arbeitszimmers aufging, und gleich darauf kam Lucy herein. Sie setzte sich Marino gegenüber, der mit dem Rücken zum Feuer saß und die Ellbogen auf die Knie gestützt hatte.
    »Was kannst du mir über AFIS sagen?« wandte sie sich an mich, als sei er gar nicht da.
    »Was willst du denn wissen?«
    »Wie es programmiert wurde – und ob es auf einem Großrechner läuft.«
    »Ich kenne die technischen Details nicht. Warum fragst du?«
    »Ich kann rausfinden, ob Dateien geändert worden sind.«
    »Du kannst nicht in den Computer der Staatspolizei einbrechen, Lucy!«
    »Ich könnte es wahrscheinlich, aber ich muß es unter Umständen nicht. Vielleicht gibt es noch eine andere Möglichkeit, mir Zugang zu verschaffen.«
    Marino wandte sich ihr zu: »Du behauptest, du könntest rausfinden, ob an Waddells AFIS-Unterlagen rumgefummelt wurde?«
    Lucy war bereits siebzehn, aber es hätte mich ehrlich überrascht, wenn Marino dieser Tatsache Rechnung getragen hätte, indem er sie siezte.
    »Ich behaupte es nicht, ich kann es«, erwiderte sie herablassend.
    Marinos Kiefermuskeln zuckten. »Wenn jemand gewieft genug ist, das zu machen, ist er mit Sicherheit auch gewieft genug, dafür zu sorgen, daß nicht irgendein Computerfreak dahinterkommt.«
    »Ich bin kein Computerfreak! Ich bin überhaupt kein Freak!«
    Sie verfielen in feindseliges Schweigen.
    »Halt dich aus der Geschichte raus, bitte!« sagte ich.
    »Du willst doch wissen, ob jemand da rummanipuliert hat, oder?«
    Ich schaute sie hilflos an.
    »Das Kind leidet an Größenwahn.« Marino stand auf.
    »Könnten Sie von da aus, wo Sie jetzt stehen, die Zwölf auf der Uhr treffen, die dort an der Wand hängt – spontan, ohne stundenlang mit dem Revolver zu zielen?« Lucys Augen blitzten.
    »Ich habe kein Interesse daran, die Einrichtung deiner Tante zu demolieren, um dir etwas zu beweisen.«
    »Könnten Sie sie treffen?«
    »Ja, ich könnte es.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ich bin sicher.«
    »Der Lieutenant leidet an

Weitere Kostenlose Bücher