Pharmakon
hatte dieser Mann?«
Dr. Mitchell sah Dr. Nachman an, der ihm zunickte. Mitchell nahm die Akte am Fußende von Alans Bett auf und las die Zusammenfassung laut vor. »›Robert Iseman aus Sandusky, Ohio, eingewiesen wegen schwer behandelbarer zeitweiliger Epilepsie mit gewalttätigen kriminellen Episoden; spricht auf traditionelle Behandlungsmethoden nicht an.‹ Iseman ist in ein psychiatrisches Gefängnis ohne Hoffnung auf bedingte Haftentlassung eingewiesen worden. Er hat sich freiwillig gemeldet, an der Arolen-Behandlungsreihe teilzunehmen.« Dr. Mitchell steckte die Akte in ihre Tasche zurück.
»Ist er schon lange hier?« fragte Adam.
»Ein paar Tage«, sagte Dr. Mitchell unbestimmt. »Warum gehen wir nicht…«
»Entschuldigen Sie«, sagte Adam und unterbrach ihn, »aber manchmal ist es leichter, von einem konkreten Fall zu lernen, als von Verallgemeinerungen. Welche Art Behandlung hat dieser Mann bekommen? Von seinen Bandagen zu urteilen, hat er eine Art von Gehirnoperation hinter sich.«
»Das stimmt tatsächlich«, sagte Dr. Glover nach einem weiteren schnellen Blick zu Dr. Nachman. »Wir wissen von seiner Krankengeschichte, daß es sich um einen besonders hartnäckigen Fall handelt, und nach einem Zyklus mit Conformin haben wir ihm Mikroelektroden in das limbische System seines Hirns implantiert. Das war seine einzige Hoffnung auf eine dauerhafte Heilung. Sie erinnern sich an die klassischen Experimente, in denen Elektroden in den Kopf eines Stieres eingesetzt wurden, um ihn vom Attackieren abzuhalten? Nun, wir haben die Technik perfektioniert. Wir können weit mehr erreichen, als lediglich einen Stier vom Attackieren abzuhalten.«
Adam nickte langsam, als ob er versuche zu verstehen, aber sein Verstand schauderte voller Entsetzen zurück.
»Vergessen Sie nicht, daß Mr. Isemans Behandlung gerade erst begonnen hat«, sagte Dr. Nachman. »Wenn er sich erst von seiner Operation besser erholt hat, wird er eine Konditionierung mitmachen.«
»Absolut«, echote Dr. Mitchell. »Die Behandlung wird morgen schon beginnen, und wir können eine Entlassung in etwa vier Tagen ins Auge fassen. Warum gehen wir nicht zu den Konditionierungsräumen, damit Sie genau sehen können, was wir machen.«
Adam warf einen letzten Blick auf Alans ausdrucksloses Gesicht und folgte den Ärzten durch die Abteilung.
»Wir werden Mr. Iseman eine Kombination von verstärkter operanter und adversativer Konditionierung geben«, sagte Dr. Mitchell gerade. »Ein computergeführtes Programm wird unerwünschte mentale Prozesse aufspüren können und sie umlenken, bevor sie sich im äußeren Verhalten manifestieren.«
Adams Verstand drehte sich im Kreise. Er fragte sich, was Mitchell mit »unerwünschten mentalen Prozessen« meinte. Das umfaßte wahrscheinlich das Spektrum von der Weigerung, Arolen-Produkte zu verschreiben, bis zum Glauben an Gebühr-für-Behandlungs-Medizin.
»Hier ist einer unserer Konditionierungsräume«, sagte Mitchell, indem er eine Tür aufwarf und Adam hineinzublicken gestattete. Es war eine Miniaturausgabe des Kinos auf der Fjord. An der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Leinwand, vor der zwei Stühle standen, die mit einem vollen Satz an Elektroden und Gurten ausgestattet waren. Adam wandte sich entsetzt ab und ließ die Tür zufallen.
»Hat das eine starke Wirkung auf die Persönlichkeit?« fragte er.
»Natürlich«, sagte Dr. Mitchell. »Das ist Teil des Programms. Wir wählen nur die erwünschtesten Persönlichkeitszüge aus.«
»Wie steht es denn mit dem Intellekt?« fragte Adam.
»Sehr geringe gegensätzliche Wirkungen«, sagte Dr. Mitchell und führte sie den Weg durch die Abteilung zurück. »Wir haben eine geringere Abnahme der Kreativität dokumentieren können, aber die Merkfähigkeit ist normal. Ja, in mancher Hinsicht ist die Erinnerung sogar verstärkt, besonders in bezug auf technische Informationen.«
Adam sah noch einmal, als sie vorbeigingen, zu Alan hinüber. Der Gesichtsausdruck des Mannes hatte sich immer noch nicht verändert. Er war zu einer Art von Zombie reduziert worden.
»Die Forschung macht gute Fortschritte«, sagte Dr. Nachman, als er sie durch die Stahltüren führte. »Die Anwendung ist natürlich begrenzt.«
»Die fötologische Arbeit kann sicherlich zu allgemeinerem Zweck gebraucht werden«, warf Dr. Glover ein.
»Das ist Ansichtssache«, sagte Dr. Mitchell. »Mit den Verhaltensmodifikationstechniken, die wir verbessern, wird es in einiger Zeit weder in
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