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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Nervensystem. Adam lernte eine junge Frau kennen, deren Rückenmark bei einem Automobilunfall durchtrennt worden war. Nachdem sie über ein Jahr lang querschnittsgelähmt gewesen war, konnte sie jetzt wieder dank der Infusionen von Gewebe aus fötalen zentralen Nervensystemen ihre Beine bewegen. Ihre Bewegungen waren zwar noch unkoordiniert, aber dennoch waren die Ergebnisse, verglichen mit der Hoffnungslosigkeit der traditionellen Behandlungsmethode, verblüffend.
    Sie begrüßte Dr. Glover mit einer Umarmung. »Danke, daß Sie mir Hoffnung gegeben haben«, sagte sie.
    »Gern geschehen«, sagte Dr. Glover strahlend vor Stolz, während Dr. Mitchell die Akte durchblätterte.
    »Die Bakterienzahl im Urin steigt«, kritisierte Dr. Mitchell.
    »Das ist uns durchaus bewußt«, sagte Dr. Glover.
    »Wir wollen weitergehen«, sagte Dr. Nachman.
    Sie sahen weitere zehn oder fünfzehn Patienten, bevor sie Dr. Nachman zurück ins Foyer führte, von wo aus sie den Aufzug zur nächsten Etage nahmen. Das war die psychiatrische Abteilung, und in dem Augenblick, als sie durch die Eingangshalle gingen, schien Dr. Mitchell zum Leben zu erwachen. Während er seinen Bart streichelte und seine Hand über den glatten Scheitel seines Kopfes gleiten ließ, beschrieb er seine Patienten mit dem Enthusiasmus eines geborenen Lehrers.
    »Unsere Hauptbehandlungsmethode ist die Psychopharmakologie«, stellte er fest. »Sobald psychotrope Medikationsstufen erreicht sind, benutzen wir eine Art von Verhaltensmodifikation.«
    Sie kamen an eine Doppeltür ähnlich jener, die den Zugang zu dem ganzen Krankenhaus versperrte. Dr. Mitchell drückte seinen Daumen gegen einen Abtaster.
    »Das ist natürlich das Schwesternzimmer«, sagte Dr. Mitchell, als er zwei Frauen mittleren Alters zuwinkte, die in weiße Blusen und blaue Pullover gekleidet waren. Sie nickten nur, aber die Pfleger in blauen Blazern sprangen auf. Adam erkannte sofort ihr steifes Lächeln und ihr lidschlagloses Starren.
    »Ein wenig Spontaneität muß geopfert werden«, dachte Adam bitter.
    Als sie weiter die Halle hinuntergingen, erklärte Mitchell alle technischen Einrichtungen, bis Dr. Glover unterbrach und sagte: »Adam versteht all das, um Gottes willen. Er hat ja schließlich Medizin studiert.«
    Aber Dr. Mitchell unterbrach seinen Redefluß nicht im mindesten. Indem er wieder seinen Daumen benutzte, öffnete er die Doppeltüren, die in die Krankenabteilung führten, und Adam und die anderen gingen hinter ihm hinein.
    Für eine solch moderne Krankenhausanlage war Adam überrascht, eine Krankenabteilung vorzufinden, die genauso angelegt war wie die im Universitätskrankenhaus. Aber abgesehen von der Konstruktion war alles andere unterschiedlich. Im Universitätskrankenhaus waren aufgrund von fehlender Wartung die Betten, die Nachttische und sogar die Zimmerdecken kurz davor, in sich zusammenzufallen. In extremem Gegensatz dazu war die Abteilung von MTIC so fleckenlos sauber, daß sie aussah, als ob sie gerade erst eröffnet worden sei. Selbst die Patienten lagen wohlgepflegt in ihren Betten, und ihre Laken waren gleichmäßig bis zur Brust hochgezogen. Sie waren wach, bewegten sich aber nicht. Nur ihre Augen bewegten sich, als sie den Besuchern auf ihrem Gang durch die Abteilung folgten. Adam hatte noch nie eine solch friedliche Abteilung gesehen und mit Sicherheit noch keine so friedliche psychiatrische Abteilung.
    Adams Augen wanderten über die ausdruckslosen Gesichter. Dr. Mitchell hatte einen weiteren seiner endlosen Vorträge begonnen. Adam fragte sich, wie lange er ihm würde zuhören müssen, als seine Augen auf den Patienten im zweiten Bett auf der rechten Seite trafen. Es war Alan Jackson! Adams Herz begann zu pochen. Er hatte entsetzliche Angst, Alan könne ihn wiedererkennen. Er drehte sich schnell um, um sein Gesicht zu verbergen; als er aber zurückblickte, hatte sich Alans Gesichtsausdruck nicht verändert. Er stand offensichtlich unter starken Drogen. Adam gestattete sich einen genaueren Blick. Alans Kopf war mit Bandagen umwickelt, und über einen Tropf floß eine klare Flüssigkeit in seinen rechten Arm. Adam begriff, daß die Fjord am gestrigen Tag in Puerto Rico angelegt haben mußte. Kein Wunder, daß sie Alan unter so hoher Drogendosis gehalten hatten. Sie hatten für ihn die ganze Zeit über einen chirurgischen Eingriff gegen seinen Willen geplant.
    Als Mitchell in seinem Überblick über die Patienten innehielt, wies Adam auf Alan und fragte: »Welches Problem

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