Pharmakon
entfernt hatte, die Schachtel auf.
Da er natürlich Entzücken erwartet hatte, war Adam verärgert, als Jennifer einfach da saß und das hübsche Belle-France-Kleid in Händen hielt, und die Tränen wieder ihre Wangen hinunterzurollen begannen.
»Gefällt es dir nicht?« fragte er.
Jennifer wischte ihre Augen und zog das Kleid aus der Schachtel und hielt es unter ihr Kinn, so daß sie sich im Spiegel sehen konnte. »Es ist wundervoll«, sagte sie. »Aber woher hast du das Geld?«
Adam zog die Schultern hoch. »Wenn es dir nicht gefällt, können wir es sicher umtauschen.«
Jennifer ging zu Adam zurück und küßte ihn, mit dem Kleid immer noch gegen ihre Brust gedrückt, auf den Mund. »Ich liebe es. Es ist eines der hübschesten Kleider, die ich je gesehen habe.«
»Warum heulst du dann?«
»Weil ich einen solch schrecklichen Tag gehabt habe. Hast du je Cheryl kennengelernt, Jasons Sekretärin?«
»Ich glaube nicht«, sagte Adam.
»Macht nichts«, sagte Jennifer. »Aber sie war erst neunzehn oder zwanzig. Heute bin ich mit ihr zu einem Krankenhaus gegangen, das Julian-Klinik genannt wird…«
»Davon habe ich gehört«, sagte Adam. »Eine riesige, neue Klinik ähnlich der Mayo-Klinik. Einige der Studenten, die aufgrund verschiedener Ausbildungsgänge dorthin mußten, haben gesagt, sie sei ein wenig merkwürdig.«
»Nicht das Krankenhaus an sich war merkwürdig«, sagte Jennifer, »sondern das, was geschehen ist. Cheryl ist dorthin gegangen, um eine Abtreibung durchführen zu lassen.«
Adam krümmte sich. »Wunderbar!« sagte er voller Sarkasmus. »Du bist mit jemandem mitgegangen, der eine Abtreibung machen lassen wollte? Jennifer, bist du verrückt?«
»Sie hatte sonst niemanden«, erklärte Jennifer. »Ich konnte sie nicht alleine gehen lassen.«
»Natürlich nicht«, sagte Adam. »Aber wenn es dir nichts ausmacht, daß ich frage, wo war ihre Familie oder ihr Freund? Warum mußtest du es sein? Jennifer?«
»Weiß ich nicht«, gab Jennifer zu. »Jedenfalls bin ich mitgegangen. Und dann ist sie gestorben!«
»Gestorben!« wiederholte Adam voller Entsetzen. »Woran ist sie gestorben? War sie krank?«
Jennifer schüttelte den Kopf. »Sie war augenscheinlich ziemlich gesund. Sie waren gerade soweit, die Abtreibung durchzuführen, als Cheryl erkannte, daß ihr eigener Arzt nicht anwesend war, und sie weigerte sich, das Verfahren machen zu lassen. Sie erwartete einen Dr. Foley, aber der Mann ist tot. Er hat Selbstmord begangen. Deshalb sollte ein anderer Arzt die Abtreibung durchführen.«
»In einigen Gruppenpraxen kann der Patient nicht wählen, welchen Arzt er konsultieren möchte«, warf Adam ein.
»Das mag vielleicht so sein«, sagte Jennifer, »es scheint mir jedoch, der Patient sollte im voraus informiert werden, wenn der Arzt, den er erwartet, nicht anwesend sein wird.«
»Das kann ich nicht bestreiten«, sagte Adam. »Aber, wenn sie die Abtreibung verweigerte, woran ist sie dann gestorben?«
»Sie haben gesagt, es sei Diffuse intravasculäre Verbrauchskoagulopathie. Sie ist direkt vor mir gestorben. In der einen Minute war sie vollkommen in Ordnung und in der nächsten fiel sie auf den Boden und blutete. Es war schrecklich.« Jennifer sog ihre Unterlippe zwischen die Zähne und biß darauf. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Adam legte beide Arme um sie und tätschelte ihren Rücken.
Beide schwiegen ein paar Augenblicke. Adam ließ Jennifer sich beruhigen, während er an der Geschichte herumrätselte. Wie konnte Cheryl an DIK gestorben sein, wenn die Abtreibung nicht durchgeführt worden war? Er vermutete, daß es sich um eine durch Salz herbeigeführte Abtreibung gehandelt habe und daß die Lösung bereits eingegeben worden war. Er war versucht, weitere Fragen zu stellen, dachte jedoch, es sei am besten, wenn Jennifer jetzt nicht zu lange an diese Erfahrung erinnert würde.
Aber Jennifer war nicht bereit, das Thema fallen zu lassen. »Was ist Diffuse intravasculäre Koagulopathie?« fragte sie. »Ist es eine häufige Erkrankung?«
»Nein, nein«, versicherte ihr Adam. »Sie ist sehr selten. Ich weiß nicht sehr viel darüber. Ich glaube auch nicht, daß andere wesentlich mehr wissen. Irgend etwas führt dazu, daß der Gerinnungsprozeß in den Blutgefäßen einsetzt. Ich glaube, dieses Phänomen tritt in Verbindung mit extensiven traumatischen Erlebnissen und schweren Verbrennungen und gelegentlich bei Abtreibungen auf. Aber jedenfalls ist das sehr selten.«
»Das geschieht nicht mit
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