Pharmakon
ein kleines, dunkles Zimmer.
In einer Ecke stand eine Polaroidkamera auf einem Stativ. In einer anderen befand sich ein Zeichentisch unter einer hellen, fluoreszierenden Lampe. Ein Mann mit einem glänzenden Kahlkopf saß an dem Tisch. Er trug eine jener grünen Schirmmützen, an die sich Adam aus Filmen von Kartenspielern in alten Western erinnerte.
Der dünne Mann ergriff das Wort. »Dieser Bursche will einen Führerschein und einen Paß für sechzig Kröten.«
»Auf welchen Namen?« fragte der Mann mit der grünen Schirmmütze.
Adam gab schnell Smyths Namen, Adresse, Geburtsdatum und Sozialversicherungsnummer an.
Mehr wurde nicht gesprochen. Adam wurde vor die Polaroidkamera gestellt, und man fertigte mehrere Aufnahmen an. Danach ging der Mann mit der grünen Schirmmütze an den Zeichentisch und begann zu arbeiten. Der dünne Mann lehnte sich gegen die Wand und zündete sich eine Zigarette an.
Zehn Minuten später ging Adam durch das Geschäft zurück und hielt seine gefälschten Ausweise fest umklammert. Er öffnete sie nicht, bevor er seinen Wagen erreichte, dann aber fand er, daß sie absolut authentisch aussähen. Erfreut drehte er in Richtung auf Village um. Er hatte jetzt nur noch ungefähr eine Stunde Zeit zu packen.
Als er an seiner Wohnung ankam, war er überrascht, das Sicherheitsschloß geöffnet vorzufinden. Er machte die Tür auf und sah Jennifer und ihre Mutter.
»Hallo«, sagte er ziemlich verblüfft. »Das ist eine nette Überraschung.«
»Ich hatte gehofft, dich noch anzutreffen, bevor du nach Puerto Rico fährst«, sagte Jennifer.
»Ich fahre nicht nach Puerto Rico«, sagte Adam.
»Ich finde, du solltest nirgendwohin fahren«, sagte Mrs. Carson. »Jennifer hat einen Schock, und sie braucht deine Unterstützung.«
Adam legte seine Sachen auf den Schreibtisch und wandte sich Jennifer zu. Sie sah wirklich blaß aus.
»Was ist denn los?« fragte Adam.
»Dr. Vandermer hatte schlechte Nachrichten für sie«, antwortete Mrs. Carson.
Adam nahm seine Augen nicht von Jennifers Gesicht. Er wollte Mrs. Carson sagen, sie solle den Mund halten, statt dessen stellte er sich jedoch direkt vor seine Frau. »Was hat Dr. Vandermer gesagt?« fragte er sanft.
»Die Fruchtwasseruntersuchung war positiv. Er hat gesagt, unser Baby sei schwer mißgestaltet. Es tut mir leid, Adam. Ich glaube, ich muß eine Abtreibung durchführen lassen.«
»Das ist unmöglich«, sagte Adam und schlug sich mit der Faust in die Handfläche. »Es benötigt Wochen, die Gewebekulturen nach einer Amniocentesis durchzuführen. Was zum Teufel ist mit diesem Vandermer los?«
Adam ging zum Telefon.
Jennifer brach in Tränen aus. »Es ist nicht Dr. Vandermers Schuld«, schluchzte sie und erklärte, die Abnormität sei so schwer, daß man nicht einmal Gewebekulturen brauchte.
Adam zögerte und versuchte sich zu erinnern, was er gelesen hatte. Er konnte sich an keinen Fall erinnern, wo Gewebekulturen nicht notwendig waren.
»Das ist mir nicht gut genug«, sagte er und wählte die Nummer der Julian-Klinik. Als er nach Dr. Vandermer fragte, bat man ihn, einen Augenblick zu warten.
Mrs. Carson räusperte sich. »Adam, ich finde, du solltest dich mehr mit Jennifers Gefühlen als mit Dr. Vandermer befassen.«
Adam ignorierte sie. Die Telefonistin der Julian-Klinik kam wieder an das Telefon und teilte Adam mit, Dr. Vandermer sei gerade bei einem Patienten, würde aber zurückrufen. Adam hinterließ seinen Namen und seine Telefonnummer und ließ dann den Hörer auf die Gabel fallen.
»Das ist verrückt«, murmelte er. »Ich hatte ein seltsames Gefühl wegen der Julian-Klinik. Und Vandermer…« Er beendete den Satz nicht.
»Ich finde, die Julian-Klinik ist eines der nettesten Krankenhäuser, das ich je gesehen habe«, sagte Mrs. Carson. »Und abgesehen von meinem eigenen Arzt habe ich noch nie einen aufmerksameren Mann gesehen als Dr. Vandermer.«
»Ich fahre hin«, sagte Adam und ignorierte seine Schwiegermutter. »Ich will mit ihm persönlich sprechen.« Er steckte seine Schlüssel ein und ging zur Tür.
»Und was ist mit deiner Frau?« rief Mrs. Carson.
»Ich bin bald zurück.« Dann ging er und warf die Tür hinter sich zu.
Mrs. Carson war außer sich vor Zorn. Sie konnte nicht glauben, daß sie ursprünglich diese Eheschließung begünstigt hatte. Als sie aber Jennifers Weinen hörte, entschied sie sich, es sei besser, nichts zu sagen. Sie ging zu ihrer Tochter und murmelte: »Wir fahren heim. Daddy wird sich um alles
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