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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Adam richtete sich auf und blickte durch das Binokular.
    Dr. Vandermer erklärte, die Exemplare seien besonders angefärbt worden, um das Betrachten der Chromosomen so einfach wie möglich zu machen. Er sagte, sie müßten eine Zelle finden, die gerade dabei sei, sich zu teilen. Schließlich gab er auf und bat Cora um Mithilfe.
    »Ich hätte Sie das von Anfang an tun lassen sollen«, sagte er, während er mit der Frau den Platz tauschte.
    Cora benötigte etwa dreißig Sekunden, eine brauchbare Zelle zu finden. Indem sie einen haarfeinen Anzeiger einstellte, zeigte sie Adam die chromosomale Abnormität.
    Adam war völlig niedergeschlagen. Er hatte gehofft, die Ergebnisse würden zweideutig sein, aber selbst für sein ungeübtes Auge war das Problem klar. Cora fuhr fort, andere, geringere Probleme aufzuzeigen, die man bemerkt hatte, einschließlich der Tatsache, daß die X-Chromosomen auch geringfügig abnormal erschienen.
    Schließlich fragte Cora, ob er einen anderen Fall sehen wolle, der einen häufiger vorkommenden Typ des Mongoloismus-Syndroms aufweise.
    Adam schüttelte den Kopf. »Nein, aber danke für Ihre Zeit.« Er stützte beide Hände auf den Labortisch und begann aufzustehen. Auf halbem Wege nach oben hielt er inne. Irgend etwas stimmte nicht. Er lehnte sich vor und blickte noch einmal in das Mikroskop. »Zeigen Sie mir doch diese Abnormität der X-Chromosomen noch einmal«, sagte Adam.
    Cora beugte sich vor und lehnte ihre Stirn gegen das Augenstück. Bald bewegte sich der Haarlinienanzeiger zu einem Paar identischer Chromosomen. Cora begann die verdächtige Abnormität zu erklären, aber Adam unterbrach sie.
    »Sind das X-Chromosomen?« fragte Adam.
    »Ja, sicher«, sagte Cora. »Aber…«
    Adam unterbrach sie wieder und bat Dr. Vandermer, einen Blick darauf zu werfen. »Können Sie die Chromosomen ausmachen?«
    »Ja«, sagte Dr. Vandermer, »aber wie Sie kann auch ich nicht die Abnormität entdecken, von der Cora spricht.«
    »Es geht mir gar nicht um die Abnormität«, unterbrach Adam. »Es geht mir um die beiden X-Chromosomen. Erst vor einem Augenblick haben Sie mich bei dem Ultraschallbild darauf hingewiesen, daß mein Kind ein Junge ist. Dieses Objekt, das wir uns hier ansehen, ist von einem Mädchen.«
    Langsam hob Dr. Vandermer seine rechte Hand zum Gesicht. Cora drehte schnell den Rand des Objekttabletts um und überprüfte die Nummer. Dann überprüfte sie die Nummer auf dem Objektträger. Sie stimmten überein. Nachdem sie das Hauptregistrierbuch geholt hatte, überprüfte sie auch dort die Nummer. Der Name war Jennifer Schonberg. Dr. Vandermer, der plötzlich blaß aussah, bat Adam, einen Augenblick zu warten.
    »Ist etwas Ähnliches je zuvor passiert?« fragte Adam, als der Arzt gegangen war.
    »Noch nie«, sagte Cora.
    Dr. Vandermer erschien wieder mit einem großen Mann im Schlepptau. Wie Dr. Vandermer trug er einen langen weißen Kittel. Dr. Vandermer stellte ihn Adam als Dr. Ridley Stanford vor. Adam erkannte den Namen. Er war der Autor des Fachbuches über Pathologie, das Adam im zweiten Jahr seines Medizinstudiums benutzt hatte, und Chef der Pathologie im Universitätskrankenhaus gewesen.
    »Das ist eine Katastrophe«, sagte Dr. Vandermer, nachdem Dr. Stanford einen Blick auf das Präparat geworfen hatte.
    »Ich stimme Ihnen zu«, sagte Dr. Stanford, dessen Stimme genau so emotionslos war wie die Vandermers. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie das passiert ist. Lassen Sie mich ein paar Telefonate führen.«
    Innerhalb von zehn Minuten drängten sich weitere zehn Leute um das Mikroskop.
    »Wie viele Amniocentesis-Untersuchungen sind gestern durchgeführt worden?« fragte Dr. Vandermer.
    Cora blätterte in dem Buch. »Einundzwanzig«, sagte sie.
    »Sie müssen alle wiederholt werden«, sagte Dr. Vandermer.
    »Absolut«, sagte Dr. Stanford.
    Indem er sich Adam zuwandte, sagte er: »Wir schulden Ihnen unseren Dank.« Die anderen gaben dem gleichen Gefühl Ausdruck.
    Adam fühlte sich, als ob eine große schwarze Wolke über seinem Kopf weggezogen wäre. Sein Kind war kein genetisches Monster. Das erste, was er tun wollte, war, Jennifer anzurufen.
    »Wir wären geehrt, wenn Sie zum Essen blieben«, sagte Dr. Stanford. »Gleich haben wir einen fantastischen Pathologie-Vortrag über retroperitonale Tumore, den Sie vielleicht interessant finden könnten.«
    Adam entschuldigte sich und beeilte sich, auf die Hauptetage zurück zu kommen. Er konnte kaum glauben, daß sie, angesichts der

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