Pharmakon
konnte, sagte Adam guten Morgen und fragte, ob er mit seiner Frau sprechen könne.
»Ich sehe mal nach, ob sie wach ist«, sagte Mrs. Carson kühl.
Adam war erleichtert, als Jennifer hallo sagte.
»Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe«, sagte Adam.
»Ich habe nicht geschlafen«, sagte Jennifer.
»Jennifer«, sagte Adam. »Tut mir leid wegen der vorletzten Nacht. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Aber ich möchte, daß du nach Hause kommst. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, daß ich für ein paar Tage aus Geschäftsgründen außerhalb der Stadt zu tun habe.«
»Ich verstehe«, sagte Jennifer.
»Ich würde es vorziehen, das im Augenblick nicht zu erklären, es ist aber wahrscheinlich für dich am besten, noch ein paar Tage bei deinen Eltern zu bleiben.«
»Ich nehme an, du fährst nach Puerto Rico«, sagte Jennifer eisig.
»Nein, das ist nicht der Fall«, sagte Adam.
»Wohin fährst du dann?« fragte Jennifer.
»Ich würde es lieber nicht sagen«, sagte Adam.
»Schön«, sagte Jennifer. »Wie du willst. Ach, übrigens, falls es dich interessiert, ich habe gestern eine Fruchtwasseruntersuchung gemacht bekommen.«
»Ich weiß«, sagte Adam.
»Wie hast du das wissen können?« fragte Jennifer. »Ich habe versucht, dich ab sieben Uhr am Morgen anzurufen. Du warst nie da.«
Adam erkannte, daß Mrs. Carson Jennifer nicht einmal mitgeteilt hatte, daß er am vorigen Abend angerufen hatte. Seine Frau zurückzubekommen, würde eine schwere Schlacht werden.
»Nun, laß es dir auf deiner Reise gut ergehen«, sagte Jennifer kalt und legte auf, bevor Adam ihr auch nur sagen konnte, wie sehr er sie liebte.
*
Jennifer legte den Hörer auf die Gabel und fragte sich, was so wichtig sein könne, daß Adam sie in dieser schwierigen Zeit verlassen könne. Es mußte Puerto Rico sein, aber Adam hatte sie noch nie zuvor angelogen.
»Gibt es etwas Neues?« fragte Mrs. Carson.
Jennifer wandte sich um und sah ihre Eltern an.
»Adam geht auf irgendeine Reise«, sagte sie.
»Wie schön für ihn«, sagte Mrs. Carson. »Wo geht es denn hin?«
»Ich weiß nicht«, sagte Jennifer. »Er hat es mir nicht sagen wollen.«
»Ob er vielleicht ein Verhältnis hat?« fragte Mrs. Carson.
»Bei Gott, besser nicht«, sagte Mr. Carson, senkte sein Wall Street Journal und starrte die beiden Frauen an.
»Er hat kein Verhältnis«, sagte Jennifer verärgert.
»Jedenfalls handelt er ganz sicher unangemessen«, sagte ihre Mutter.
Jennifer holte sich etwas Müsli mit Rosinenkleie und schnitt eine Banane in kleine Stückchen. Seit sie das Pregdolen einnahm, war ihre morgendliche Übelkeit fast ganz verschwunden. Sie trug ihr Frühstück an den Tisch und setzte sich vor den Fernsehschirm.
Das Telefon klingelte wieder, und sie sprang auf, weil sie dachte, Adam könne sich in bezug auf seine Reise eines anderen besonnen haben. Als sie jedoch den Hörer abnahm, war Dr. Vandermer am anderen Ende der Leitung.
»Es tut mir leid, Sie so früh anzurufen«, sagte er, »ich wollte aber sichergehen, Sie zu erreichen.«
»Das ist in Ordnung«, sagte Jennifer, während ihr Magen Saltos schlug.
»Ich hätte gerne, wenn Sie heute zur Klinik zurückkämen«, sagte Dr. Vandermer. »Ich muß mit Ihnen reden. Könnten Sie noch heute morgen gegen zehn Uhr hier sein? Ich fürchte, ich muß heute nachmittag operieren.«
»Natürlich. Ich werde um zehn da sein«, sagte Jennifer. Sie legte auf, voller Furcht zu fragen, worüber er mit ihr reden wolle.
»Wer war das, meine Liebe?« fragte Mrs. Carson.
»Dr. Vandermer. Er möchte mich noch heute morgen sprechen.«
»Worüber?«
»Das hat er nicht gesagt«, sagte Jennifer sanft.
»Nun, zumindest kann es nichts mit der Fruchtwasseruntersuchung zu tun haben«, sagte Mrs. Carson. »Er hat uns gesagt, die Ergebnisse würden zwei Wochen brauchen.«
Jennifer zog sich schnell an, während sie zu erraten versuchte, was Dr. Vandermer ihr mitteilen würde. Die Bemerkung ihrer Mutter über den Amniocentesis-Test ließ sie sich ein wenig besser fühlen. Der andere Grund, den sie sich vorstellen konnte, war, einer der Bluttests habe ergeben, daß ihr Eisen- oder Vitaminspiegel zu niedrig sei.
*
Mrs. Carson bestand darauf, Jennifer zur Julian-Klinik zu fahren und mit ihr zu ihrem Termin zu gehen. Sie wurden augenblicklich zu Dr. Vandermers neuem Büro eskortiert, das noch nach frischer Farbe roch. Dr. Vandermer war auf den Beinen, als sie eintraten, und deutete Jennifer und ihrer
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