Pharmakon
andere Seite war die Vorstellung, einen Freund unter der Besatzung zu haben, anziehend und könnte eventuell einmal gelegen kommen.
»Sie verkaufen Zigaretten im Schiffsgeschäft«, sagte Jose. »Wenn ich Ihnen das Geld gäbe, würden Sie mir dann ein paar kaufen?«
»Warum kaufen Sie sie nicht selbst?« fragte Adam.
»Wir dürfen nicht über diese Tür hinausgehen.«
Adam überlegte die Bitte. Sie schien ihm genügend harmlos. »Wie viele Schachteln wollen Sie denn?«
»So viele Sie hierfür bekommen können.« Jose griff in seine Tasche und zog einen Fünfzig-Dollar-Schein hervor.
Adam hatte das Gefühl, Joses Bitte sei doch nicht ganz so harmlos. Jose unterhielt wahrscheinlich einen kleinen Schwarzmarkt auf dem Schiff.
»Lassen Sie mich mit zehn Dollar anfangen«, sagte Adam.
Jose tauschte schnell den Fünfzig- gegen einen Zehn-Dollar-Schein aus.
Adam nahm das Geld und sagte Jose, er werde ihn an gleicher Stelle am nächsten Tag um zehn Uhr treffen. Er erinnerte sich von dem Vortragsplan her, daß eine Kaffeepause für diese Zeit vorgesehen war. Jose lächelte von einem Ohr zum anderen, wobei seine Zähne verblüffend weiß gegen den Schnauzer abstanden.
Nachdem er ein paar tiefe Züge Seeluft eingeatmet hatte, ging Adam wieder unter Deck und machte sich auf den Weg zu seiner Kabine.
KAPITEL 13
Adam hörte, wie eine Stimme Dr. Smyth rief, ignorierte sie aber. Der Name hatte nichts mit ihm zu tun, und er zog es vor, sich nicht zu rühren. Dann nahm ihn jemand am Arm, und mit großer Anstrengung öffnete er seine Augen.
»Meine Brille«, sagte Adam, überrascht, daß er die Worte undeutlich aussprach.
Langsam und vorsichtig schwang er seine Beine über die Seite seiner Koje und tastete auf dem Nachttisch herum. Seine Hand traf auf die Brille und stieß sie zu Boden. Während er sich vorbeugte, um sie aufzunehmen, erinnerte er sich plötzlich, daß er Dr. Smyth sei.
Der Steward reichte ihm ein Glas Wasser.
»Danke«, sagte Adam verwirrt.
Dann hielt ihm der Steward eine weitere jener gelben Kapseln hin. Ohne zu zögern, nahm sie Adam und steckte sie in den Mund. Aber wie am vorigen Tag schluckte er sie nicht, sondern nahm statt dessen ein wenig Wasser.
Zufrieden brachte der Steward das Wasserglas zurück in die Toilette. Adam nahm schnell die Kapsel aus dem Mund.
»Entschuldigen Sie«, sagte er, und seine Worte waren jetzt viel klarer. »Was sind das für gelbe Pillen?«
»Sie sollen dazu dienen, Sie zu entspannen«, sagte der Steward in einer merkwürdig mechanischen Stimme.
»Hallo«, sagte Adam. »Ich bin entspannt. Ein wenig seekrank vielleicht, aber entspannt. Wäre es nicht besser, wenn Sie mir etwas für meinen Magen gäben?«
»Diese gelben Pillen sollen Sie entspannter und aufnahmefähiger machen«, sagte der Steward und öffnete die Tür.
»Aufnahmefähig wofür?« rief Adam.
»Für die Instruktionen«, sagte der Steward, indem er die Tür zuzog.
Adam stand auf und fühlte sich ungewöhnlich müde und schwach. Er hatte keine Ahnung gehabt, daß Seekrankheit so entkräftend sein konnte. Er zwang sich in die Toilette, duschte und zog sich an, immer noch verwirrt über die Bemerkung des Stewards.
Auf seinem Weg zum Frühstück entschloß er sich nachzusehen, ob Alan auf sei. Dieses Mal drehte er, anstatt zu klopfen, gleich den Türknopf, und die Tür schwang auf.
Alan war immer noch ausgestreckt im Bett, seine Augen geschlossen, sein Atmen tief und gleichmäßig.
»Alan«, rief Adam. Langsam flatterten die Augenlider des Mannes auf, um sich allerdings gleich wieder zu schließen. Adam beugte sich vor und zog sanft Alans Augenlider hoch. Zuerst war die Sklera alles, was er sehen konnte, aber dann zog sich die Kornea herunter und schien sich zu fokussieren.
»Aufwachen«, sagte Adam. Er nahm seine Hände von Alans Augen, packte ihn an den Schultern und zog ihn in eine sitzende Position auf.
»Was ist denn los mit Ihnen?« fragte er.
»Nichts«, sagte Alan in einer tonlosen Stimme, die Adam an die des Stewards erinnerte. »Ich bin nur müde. Lassen Sie mich schlafen.«
»Sagen Sie mir, wie heißen Sie?« fragte ihn Adam.
»Alan Jackson.«
»Wo befinden Sie sich jetzt?« fragte Adam weiter.
»Auf einer Arolen-Kreuzfahrt.« Alan sprach ohne jede Modulation.
»Welchen Monat haben wir?«
»Juni«, sagte Alan.
»Heben Sie Ihre rechte Hand hoch«, sagte Adam.
Gehorsam hob Alan seine rechte Hand. Er verhielt sich wie ein Automat oder ein Patient unter starken
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