Pharmakon
umhertreiben.«
Sie hatten die Schirmtüre an der Hinterseite des Hauses erreicht. Sie konnten Mrs. Carson in der Küche hören, wie sie das Essen vorbereitete.
»Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Jennifer, indem sie die Tür öffnete. »Ich werde Dr. Vandermer anrufen und morgen früh die Furchtwasseruntersuchung wiederholen lassen.«
*
»Guten Abend, meine Damen und Herren. Das Essen wird sogleich serviert.«
Adam wachte aus einem tiefen Schlaf auf und brauchte mehrere Minuten, bis er erkannte, daß die Stimme aus einem Lautsprecher in der Kabinenwand kam. Er blickte auf seine Uhr. Es war neun Uhr.
Als er sich auf die Beine kämpfte, fühlte er, wie das Schiff nicht nur stampfte, sondern jetzt auch rollte. Die Vorstellung zu essen war nicht sehr anziehend. Er duschte sich schnell, versuchte dabei, sein Gleichgewicht zu behalten, zog sich dann an und verließ seine Kabine. Er hielt einen Augenblick inne, klopfte bei Alan an, bekam aber keine Antwort. Entweder schlief der Mann immer noch fest, oder er war bereits zum Essen gegangen. Wie dem auch sei, es ging ihn ja nichts an.
Er bemerkte, daß das Schiffsgeschäft geöffnet hatte, und ging hinein, um sich Dramamine zu kaufen, aber der Mann hinter dem Verkaufstisch teilte ihm mit, sie wären ausverkauft, und er müßte bis zum Morgen warten, bis mehr aus dem Lager geholt wurde. Enttäuscht ging Adam zum Speisesaal, wo ihn ein Steward fragte, ob er ein Orthopäde oder ein Gynäkologe sei. Adam gab sich als Gynäkologen aus, und der Steward führte ihn an einen Tisch in der Nähe der Rednerbühne.
Dort saßen bereits fünf andere Ärzte. Adam war so damit beschäftigt, sich daran zu erinnern, daß sein Name Stuart sei, daß er nur zwei der Namen seiner Tischgenossen während der Vorstellung mitbekam; Ted und Archibald.
Die Unterhaltung war fast ausschließlich medizinisch, wenn auch mehr über die wirtschaftliche Situation des Berufes als über seine Ausübung.
Adam sagte wenig, da er vollauf mit seinem bedenklichen Magen beschäftigt war. Sobald er konnte, deutete er dem Steward an, er könne seinen Teller entfernen. Er fragte sich, wie die anderen die rollende Bewegung des Schiffes ignorieren könnten. Nachdem der Kaffee ausgeschenkt worden war, bestieg ein dunkelhaariger Mann die Rednerbühne.
»Hallo, hallo«, sagte er, um das Mikrofon zu testen. »Mein Name ist Raymond Powell, und ich bin Ihr offizieller MTIC-Gastgeber. Willkommen bei der Arolen-Pharmaceuticals Medizin-Kreuzfahrt-Konferenz.«
Die Unterhaltung brach ab, als die Leute ihre Aufmerksamkeit dem Podium zuwandten. Powell ließ eine typische Willkommensrede vom Stapel und übergab dann Dr. Goddard das Mikrofon, der das eigentliche medizinische Programm leitete.
Als Goddard seine Rede beendet hatte, nahm Powell das Mikrofon ein zweites Mal und sagte: »Und nun haben wir eine Überraschung für Sie. Lassen Sie mich Ihnen zu Ihrer Unterhaltung die ›Caribean Dancers‹ vorstellen.«
Die Türen zu beiden Seiten der Rednerbühne wurden aufgeworfen, und ein Dutzend knapp bekleideter Tänzer und Tänzerinnen fegte in den Saal. Adam sah nur zwei Männer; der Rest waren ungewöhnlich hübsche, junge Mädchen. Hinter den Tänzern hatte sich eine Rockgruppe mit elektrischen Gitarren aufgestellt. Diese Band stellte schnell Lautsprecher auf die Bühne.
Als die Mädchen das Publikum in Stimmung brachten, bemerkte Adam, daß Powell und Goddard an der Seite standen, um die Wirkung der Tänzer auf die gewöhnlich zurückhaltende Gruppe der Mediziner abzuschätzen. Nach ein paar Minuten stellte Adam fest, wie seine Aufmerksamkeit von einer besonders attraktiven Brünetten eingenommen wurde. Sie hatte schmale Hüften und feste, große Brüste. Sie sah Adam gerade einen Moment an, und er hätte geschworen, sie hätte ihm zugeblinzelt. Unglücklicherweise benahm sich Adams Magen nicht sehr kooperativ, und mitten in der Vorstellung entschied sich Adam widerstrebend, besser das Deck aufzusuchen.
Er entschuldigte sich und kämpfte sich immer eiliger durch die ausgelassene Menge. Er erreichte kaum die Reling, bevor sich sein Magen umdrehte und er sich heftig über die Schiffsseite übergeben mußte. Nach einer Minute sah er sich um, ob ihn jemand beobachtet habe. Gott sei Dank war das Deck völlig leer. Indem er seine Augen senkte, inspizierte er sein Hemd. Es war sauber. Erleichtert wanderte Adam gegen den Wind nach vorne. Er war noch nicht soweit, wieder unter Deck gehen zu können.
Nach ein paar
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