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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Beruhigungsmitteln. Ja, er erinnerte Adam sogar an seinen Patienten mit tardivem Dyskinesiesyndrom. Als der Mann zum erstenmal ins Krankenhaus gekommen war, stand er unter einer so starken Medikamentation, daß er rund um die Uhr geschlafen hatte, obgleich er sofort wußte, wo er war und welcher Tag es war, als man ihn weckte.
    Adam ließ Alan wieder auf sein Bett zurücksinken. Nachdem er ihn einen Augenblick beobachtet hatte, kehrte er in seine eigene Kabine zurück. Adam schloß die Tür und hatte zum erstenmal wirklich Angst. Alan war unter Drogen gesetzt worden. Daran gab es wenig Zweifel.
    Offensichtlich waren die gelben Pillen eine Art Beruhigungsmittel. Ganz plötzlich erinnerte sich Adam daran, wie schläfrig er sich gefühlt hatte, als ihn der Steward weckte. Er hatte seinen Zustand den Folgen der Seekrankheit zugeschrieben, aber vielleicht hatte man auch ihn unter Drogen gesetzt. Aber wie hätte das geschehen können? Er hatte die gelben Pillen nicht genommen, und das wenige, das er gegessen hatte, hatte er fast sofort wieder erbrochen. Vielleicht war es im Wasser.
    Adam ging in die Toilette und füllte ein Glas mit Wasser. Das Wasser hatte keinen Geruch. Behutsam kostete er es. Es hatte einen chemischen Geschmack, aber der konnte auch vom Chlorzusatz stammen. Adam goß das Wasser aus und entschied sich, zum Frühstück zu gehen.
    Der Speisesaal zeigte keine Spur von der ausgelassenen Party der letzten Nacht. Ein Büffet mit einer eindrucksvollen Auswahl an Speisen war im Zentrum des Raumes aufgebaut worden. Die Leute standen schon in einer Schlange davor und warteten geduldig darauf, an die Reihe zu kommen. Adam schlenderte zwischen den Tischen umher und sah sich nach Ned und Clair um, konnte sie aber nicht finden.
    Sein Magen fühlte sich nicht nur besser, er war tatsächlich hungrig. Das einzige Problem bestand darin, daß er jetzt, wo er Appetit hatte, auch fürchterliche Angst hatte, etwas zu essen. Er beäugte das Büffet. Da gab es die gewöhnliche Auswahl an Rührei, Bacon, Würsten und Pasteten. Dann sah Adam etwas noch Besseres: eine große Schüssel mit Obst.
    Weil er glaubte, ungeschältes Obst müsse sicher sein, nahm Adam mehrere Bananen, zwei Orangen und eine Grapefruit und ging zu einem freien Tisch. Gerade als er sich setzte, erschienen Ned und Clair. Adam rief sie, und sie kamen zu seinem Tisch herüber. Sie sagten, sie würden sich zu ihm setzen.
    Adam beobachtete sie, wie sie sich in die Buffetschlange stellten. Sie schienen müde, und als sie zurückkamen und sich setzten, bemerkte Adam, daß sie sich nicht sehr viel zu essen genommen hatten. Er war verwirrt. Wenn die Droge mit dem Essen oder Wasser verabreicht wurde, weshalb waren sie und die anderen Ärzte im Saal dann nicht so umgeworfen wie Alan? Vielleicht war es die gelbe Pille. Vielleicht wurde sie nur Gästen auf ihrer zweiten Kreuzfahrt gegeben. Vielleicht war es die Kombination von der Kapsel und was immer in das Essen getan wurde…
    »Ne ziemliche Sache gestern nacht, was?« sagte Ned und unterbrach Adams Gedanken.
    Adam nickte.
    »Ich bin erschöpft«, sagte Clair. »Ich hatte nicht gedacht, ich hätte so viel getrunken, wie ich wohl getrunken haben muß. Ich habe wie eine Tote geschlafen.«
    »Bei mir war es das gleiche«, sagte Ned. »Muß die Salzwasserluft sein.«
    Adam versuchte, zwanglos zu klingen, und sagte: »Habt ihr auch solche gelben Pillen gegen Seekrankheit bekommen?«
    »Ich nicht«, sagte Ned und schlürfte seinen Kaffee. Er sah Clair an.
    »Ich auch nicht«, sagte sie. »Warum fragen Sie?«
    »Nun, ich suche ein Mittel gegen Übelkeit. Ich dachte nur…« Er ließ den Satz in der Luft hängen, um nicht ihren Verdacht zu erregen. Wenn er irgend etwas davon verlauten ließe, die Ärzte würden unter Drogen gesetzt, würden sie glauben, er sei verrückt. Ned und Clair tranken ihren Kaffee schweigend. Offensichtlich fühlten sich beide nicht sehr wohl.
    Nach dem Frühstück ging Adam am Schiffsgeschäft vorbei. Dieses Mal hatten sie einen neuen Vorrat an Mitteln gegen Seekrankheit und Anti-Bewegungsstöpsel vorrätig. Er kaufte ein Mittel, und bevor er das Geschäft verließ, erinnerte er sich, für Jose Marlboros im Wert von zehn Dollar zu kaufen.
    Als er in die Kabine zurückkam, fand er eine weitere gelbe Kapsel mit einem Wasserglas auf seinem Nachttisch. Dieses Mal spülte er beides die Toilette hinunter.
    Der erste Vortrag des Morgens sollte im großen Auditorium stattfinden. Er wurde von einem

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