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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Anwalt denn auf dem Dachboden? Colin fragte nicht nach, sondern folgte Adrian in den Flur und eine Treppe hinauf zum Dachboden, der allerdings nicht als Abstellkammer oder Ähnliches benutzt wurde, wie es in so großen Häusern recht häufig der Fall war, sondern ein riesiger und durch Dachfenster lichtdurchfluteter Raum war, in dem es penetrant nach Farbe roch. Adrian musste ihm nicht sagen, dass das hier Davids Atelier war, das bewiesen Colin schon die unzähligen Leinwände, die überall im Raum herumstanden und die ihn sprachlos machten. Landschaften, Menschen, Stillleben, Isabell, das Haus hier in allen vier Jahreszeiten und Dominic mit Adrian vor einem schnittigen Motorrad. Schickes Teil, dachte Colin.
    Adrian grinste, als er seinen Blick bemerkte . „Wunderschön, oder?“
    „Meinst du die Maschine oder die Bilder allgemein?“, fragte er und lachte leise, als Adrian kopfschüttelnd die Augen verdrehte, bevor er anfing, sich genauer umzusehen.
    Dass David so zeichnen konnte... Einfach unglaublich. Er bemerkte aus den Augenwinkeln wie Adrian zu einem Zeichentisch hinüberging und einen Block holte, der irgendwie jenem ähnlich sah, den Kilian andauernd mit sich herumschleppte, in den aber niemand hineinsehen durfte. Nicht einmal Sally. Colin stutzte, als er das Logo auf dem Block entdeckte. Moment mal. Das war Kilians Block. Eines von den wenigen Dingen, die er aus Irland mitgebracht hatte.
    „Woher hast du den?“
    Adrian trat auf ihn zu und hielt ihm den Block hin. „Trey hat es mir vorhin erzählt. Er hat mit Kilian gesprochen, als wir draußen im Wald waren. Über alles Mögliche. Sieh es dir an.“
    Colin schüttelte den Kopf. „Er will das nicht. Niemand darf...“
    „Er hat ihn Trey gegeben, mit der Erlaubnis, dass du sie dir auch ansehen darfst.“
    „Sie?“ Adrian schüttelte lächelnd den Kopf und wackelte mit dem Block, worauf Colin nach selbigem griff und ihn aufschlug. „Ach du Scheiße.“
    „Die sind alt. Weiter hinten sind die neuen.“
    Mehr musste Adrian nicht sagen und Colin fing an den Block Seite für Seite durchzublättern, und obwohl er keine Ahnung davon hatte, war ihm sehr wohl bewusst, was er da sah. Kilian konnte zeichnen. Zwar noch lange nicht so wie David, aber Talent war eindeutig da. Sogar jede Menge. Colin musste grinsen, als er ein Bild von sich entdeckte, wie er vor seinem Mustang vor der Garage stand, eine Zigarette im Mundwinkel. Irgendwie erinnerte ihn das Bild an Steve McQueen in Bullitt. Es fehlte nur noch die Kanone im Holster. Die nächsten Bilder zeigten Minero, mal mit Ast im Maul, mal ohne, mal liegend und über eine Wiese rennend. Colin lachte leise. Er sollte sich wirklich mit dem Gedanken anfreunden, eines Tages einen Hund zu haben. Er hörte auf zu lachen, als er zum letzten Bild kam. Es zeigte ihn selbst mit Isabell auf dem Arm und irgendwie schien die Zeichnung detaillierter zu sein. Besser. Colin fiel kein anderes Wort dafür ein, aber eigentlich konnte das nur eines bedeuten.
    „David hat ihm dabei geholfen, oder?“, fragte er und sah auf.
    Adrian nickte. „Kilian ist gut. Sogar sehr gut für sein Alter. Trey ist sich noch nicht sicher, ob Kilian die Lust und vor allem auch die Ausdauer hat, daraus etwas zu machen, aber wenn er will, solltest du ihn fördern. Viele Schulen bieten Kindern Zeichenkurse oder spätere Stipendien für Begabte an.“
    „Wieso hat er nichts gesagt?“
    „Das hat Trey ihn auch gefragt“, antwortete Adrian und sein Blick verfinsterte sich. „Dein Vater hat den Block vor einiger Zeit rein zufällig in die Finger bekommen und sich über die Bilder amüsiert, und zwar mit den Worten, Zitat: 'Alles Mädchenkram. Wirst du etwa so verweichlicht wie dein Onkel, die kleine Schwuchtel?'“
    Wie bitte? Colin presste die Lippen zusammen und machte den Block zu. Wenn er sich jetzt nicht beherrschte, würde es unschön werden. „Kilian hätte mir das nie erzählt, oder?“
    „Das kann ich dir nicht sagen“, antwortete Adrian ihm ehrlich. „Irgendwann vielleicht, wenn er etwas älter und vor allem seelisch gefestigter ist. Aber derzeit ist er ein verängstigter Junge, der sich nicht sicher ist, ob er zu dir gehört. Dafür ist es einfach noch zu früh.“
    Colin atmete einmal tief durch. „Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?“
    „Reicht dir das nicht?“
    „Oh doch, das reicht.“ Colin lachte hart und legte den Block auf die Staffelei neben sich. „Es reicht sogar endgültig.“
    „Was hast du vor?“, fragte

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