Philadelphia Blues
aber das stolze Lächeln sprach Bände. „Willst du noch viel besser werden?“, wollte er daher wissen und Kilian nickte. „Es gibt eine Menge Kurse, die du dir ansehen kannst, wenn du willst. Auch wenn es noch etwas früh ist, weil du noch auf der Highschool bist, aber es gibt Stipendien für Begabte und falls du studieren willst, wäre das vielleicht etwas für dich.“ Kilian starrte ihn fassungslos an, was Colin verunsicherte. „Nur wenn du willst, du musst nicht...“
„Ein Kunststudium?“ Kilian schluckte. „Im Ernst?“
„Wenn du willst...“
„Und ob ich will“, platzte aus Kilian heraus und dann lachte sein Neffe ihn so begeistert an, dass Colin ein Stein vom Herzen fiel. „David hat gesagt, dass ich richtig gut bin und...“ Kilians Lachen verblasste. „Aber Opa hat gesagt...“
„Genau deswegen reden wir hier gerade“, unterbrach Colin seinen Neffen, weil er auf den Einwand nur gewartet hatte. „Ich weiß, was er zu dir gesagt hat und das ist Blödsinn. Völliger Blödsinn. Mir ist egal, ob du studieren willst oder auf dem Bau arbeiten gehst, aber wenn du ein Künstler werden willst, so wie David, dann werde Künstler. Was dein Großvater davon hält, das kannst du vergessen, klar? Er hat nämlich keine Ahnung, im Gegensatz zu David.“
Kilian sah zu Boden. „Ich hab' mich nicht getraut, dir davon zu erzählen, weil ich nicht wollte, dass du wütend wirst.“
„Wieso sollte ich deswegen wütend auf dich sein?“, fragte Colin verblüfft.
„Nicht auf mich, auf Opa.“
Colin verstand erst nicht, aber dann seufzte er. „Kilian, siehst du mich bitte mal an?“ Kilian tat es. „Dein Großvater und ich, wir haben uns schon lange nichts mehr zu sagen. Ich weiß, was er von mir hält und das hat wehgetan...“ Colin sah kurz aus dem Fenster. „Es gibt Tage, da tut es das immer noch. Aber ich lasse mir davon nicht mein Leben kaputtmachen und ich will auch nicht, dass du das machst. Zeichnen ist kein Mädchenkram, sondern etwas Besonderes... Ich meine, du hast doch Davids Bilder gesehen. Glaubst du, so kann jeder Mensch zeichnen?“
„Nein“, gab Kilian zu und sein folgendes Lächeln sprach Bände.
„Aber du willst es können, nicht?“, fragte Colin, obwohl das mehr als offensichtlich war.
„Ja“, antwortete Kilian und sah ihn zögerlich an. „Ich will genau so zeichnen können wie er und ich will, dass andere Menschen die Bilder sehen.“
Colin nickte zufrieden. „Dann sieh zu, dass du einen vernünftigen Schulabschluss schaffst, damit du studieren und ich irgendwann mit meinem Künstlerneffen angeben kann.“
Kilian lachte leise, bevor er sich neben ihn setzte. „Glaubst du, wir könnten mal in ein Kunstmuseum oder eine Ausstellung gehen? In Galway war ich überall, aber hier weiß ich nicht, wo ich anfangen soll. Die Stadt ist einfach so groß.“
Er sollte mit Kilian in eine Kunstausstellung gehen? Ach herrje. Colin verkniff sich ein Grinsen. Devin würde sich ausschütten vor Lachen, wenn er ihm das erzählte. „Mach eine Liste, dann arbeiten wir nach und nach alle Museen, Galerien und was es sonst noch gibt ab, einverstanden?“
Kilian strahlte ihn begeistert an. „Cool.“
- 9. Kapitel -
„Wag' es ja nicht!“
„Wollen wir wetten?“
„Devin, du frecher Bengel...“, empörte sich Sally und Colin hielt verdutzt inne, als er aus dem Badezimmer kam. Was war denn auf einmal in der Küche los? Vor wenigen Minuten waren Frank und Devin damit beschäftigt gewesen, das Abendessen vorzubereiten. Oder besser gesagt den Teig, weil ein gewisser junger Mann, auch Kilian genannt, unbedingt Eierkuchen zum Abendessen haben wollte. Wie man sich zum Abendessen Eierkuchen wünschen konnte, war Colin zwar ein Rätsel, aber Kilian hatte in diesem Haus Narrenfreiheit und da er deshalb nicht kochen musste, würde Colin den Teufel tun und sich darüber beschweren.
„Na warte...“
Colin trat durch die Küchentür und zeitgleich huschte Kilian an ihm vorbei in den Flur. Er sah seinem Neffen verblüfft nach. „Was macht ihr...?“
„Vorsicht!“
Franks warnender Ruf kam zu spät, denn im nächsten Moment landete etwas Weiches und Feuchtes platschend an seiner Brust, und Colin zuckte erschrocken zusammen. Was zum...? Devin, Frank und Kilian begannen wie die Verrückten zu lachen, während Colin sich nicht entscheiden konnte, ob er mitlachen oder besser vor Scham im Boden versinken sollte. Das Hemd war hin, dachte er, während er an sich hinunter sah und den langsam zu Boden
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