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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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einen entsprechenden Kommentar und reichte Adrian den Brief, der ihn las und schnaubte, bevor er den Zettel auf das Armaturenbrett warf und den Wagen anließ. Ein deutlicheres Statement hätte Adrian ihm nicht geben können.
    Colin grinste nur und sammelte die Fotos wieder ein. Er würde sie Kilian geben, sobald er wieder zu Hause war. Das war das Mindeste, was er für seinen Neffen tun konnte.

    „Du hast nicht angerufen“, beschwerte sich Kilian und sah ihn mit in die Seite gestemmten Fäusten vorwurfsvoll an. Devin grinste nur und ließ sie allein, worauf Colin seinen Rucksack abnahm und sich auf Kilians Bett setzte, um seinen Neffen entschuldigend anzusehen.
    „Ich weiß. Ich hab's vergessen.“
    „Vergessen?“ Kilian sah ihn misstrauisch an. „Lüg' nicht.“
    Der Junge war wirklich wie Gwen. Colin hätte am liebsten gelacht. Stattdessen schüttelte er den Kopf und stützte sich nach hinten ab. „Ich war betrunken, deswegen habe ich es vergessen.“
    „Betrunken?“ Kilian runzelte die Stirn. „Wieso?“
    Colin seufzte und fuhr sich durch die Haare. Sollte er Kilian die Wahrheit erzählen? Andererseits würde sein Neffe ihm eine Lüge mit Sicherheit übler nehmen als die Wahrheit. Deshalb musste er aber noch lange nicht alles preisgeben. „Wie du dir vermutlich ziemlich gut vorstellen kannst, waren meine Eltern nicht sonderlich erfreut darüber mich zu sehen.“
    Kilian seufzte. „Wie schlimm war es?“
    „Auf einer Skala von eins bis zehn?“, fragte Colin und sein Neffe nickte. „Zwölf.“
    „Scheiße.“
    Colin wies Kilian nicht auf seine Ausdrucksweise hin, dafür hatte er im Moment einfach nicht die Nerven. Außerdem brachten ein paar Schimpfwörter niemanden um. Stattdessen betrachtete er Kilian eine Weile. Sein Junge sah gut aus und je mehr er ihn ansah, desto mehr wurde er durch Kilian an Gwen erinnert. Sein Neffe war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. War das der Grund, warum er mit Kilian in den ersten Wochen so wenig anzufangen gewusst hatte? Weil der ihn ungewollt immer an seine tote Schwester erinnerte? Colin runzelte die Stirn. War er tatsächlich so oberflächlich gewesen, einem Kind an etwas die Schuld zu geben, wofür es rein gar nichts konnte? Es war wirklich an der Zeit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, und damit waren nicht nur seine Eltern gemeint.
    „Ich habe dir was mitgebracht“, erklärte Colin und lachte leise, als Kilians fragender Blick sich in einen neugierigen verwandelte. Manche Dinge blieben wirklich immer gleich, denn denselben Blick, der nun Kilians Gesicht zierte, hatte auch seine kleine Schwester immer gehabt, wenn er ihr etwas besorgt hatte. „Ist im Rucksack“, meinte er daher und grinste, als Kilian ihn ansah und dann, als er auffordernd nickte, sich förmlich auf den Rucksack stürzte. „Ein großer Umschlag.“
    Kilian nickte und zog den Umschlag heraus, um ihn zu öffnen und hineinzusehen. „Aber das sind ja...“ Sein Neffe sah ihn überrascht an. „Woher hast du die denn?“
    „Von deiner Großmutter“, antwortete er wahrheitsgemäß.
    „Sie hat sie gar nicht verbrannt? Aber...“
    „Nicht alle“, erklärte Colin und entschied gleichzeitig, dass er Kilian vorerst nichts über den dazugehörigen Brief, aber vor allem nicht die bittere Wahrheit über das Treffen mit seinen Großeltern erzählen würde. Das musste Kilian nicht erfahren. Jedenfalls nicht hier und heute. „Sie wollte, dass du die Bilder bekommst, um dich an deine Mum zu erinnern.“
    Kilian strich mit den Fingerspitzen andächtig über ein Foto, auf dem er als Baby im Arm von Gwen zu sehen war. Im nächsten Moment war Kilian bei ihm und umarmte ihn heftig. „Danke.“
    Colin zog Kilian auf seinen Schoß, um die Umarmung zu erwidern. „Gern geschehen.“ Er lächelte, als sein Neffe sich wieder auf den Boden verzog und damit begann, die Bilder einzeln durchzusehen. „Ich wollte übrigens mit dir reden. Wegen der Schule.“
    Kilian sah auf, das Misstrauen in seinem Blick war deutlich. „Ich war jeden Tag da.“
    Colin lachte leise. „Ich habe auch nicht das Gegenteil behauptet, oder?“ Kilian grinste und schüttelte den Kopf. „Es ist auch nichts Schlimmes, ich wollte dich fragen, ob du vielleicht Lust hast, einen weiteren Kurs zu belegen. Neben deinem normalen Unterricht.“
    „Einen Kurs?“ Kilian sah ihn fragend an. „Was für...?“ Plötzlich begriff er. „Weil ich so gern zeichne?“
    Colin nickte. „Du hast Talent, das weißt du.“ Kilian lief rot an,

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