Philadelphia Blues
tropfenden Teig genauer in Augenschein nahm.
„Oh je, das tut mir leid.“ Selbst Sally kämpfte gegen ein Lachen. „Ich wollte eigentlich Kilian erwischen und... Ach herrje...“
Ja, genau. Ach herrje. Das traf es gut, dachte Colin. „Kriegt man das wieder raus?“, fragte er und zog sein Hemd so weit er konnte vom Körper weg, denn der Eierkuchenteig war mittlerweile bis zur Haut durchgedrungen. Ein ekliges Gefühl. „Ihr seid schlimmer als eine Horde Kinder. Wie soll ich denn jetzt einkaufen gehen?“
Deshalb war Colin eben im Bad gewesen. Um sich frischzumachen, weil er ins Einkaufscenter wollte. Solange Kilian hier war, konnte er in aller Ruhe einkaufen gehen, denn wenn er seinen Neffen dabei hatte, artete das jedes Mal in eine halbe Schlacht aus. Kilian war in der Hinsicht ein typischer Teenager, dem nichts über Burger, Chips oder anderen Süßkram ging. Gegen Chips hatte Colin zwar nichts, aber er wusste, dass Kinder wenigstens ab und zu gesunde Sachen essen sollten.
„Woher willst du wissen, wie schlimm eine Horde Kinder ist?“, fragte Sally und grinste ihn an. „Zieh dein Hemd aus, ich stecke es gleich in die Waschmaschine. Devin, hol' Colin bitte etwas zum Anziehen und...“ Das klingelnde Telefon unterbrach sie und Sally wandte sich ab, um abzunehmen. „Ja? ...Hallo, mein Großer, schön, dass du anrufst... Nein, du störst uns nicht.“ Sally grinste ihn an. „Wir haben nur gerade Colin ein wenig nassgemacht... Dominic, das ist nicht lustig... Na ja, irgendwie schon...“ Sally lachte leise, was Colin kopfschüttelnd seufzen ließ, während er sein Hemd auszog. „Bleib dran, ich geb' ihn dir, dann kann er dir erzählen, was wir gemacht haben.“
„Devin hätte ein Bild von deinem Gesicht machen sollen“, erklärte Dominic ein paar Minuten später lachend, nachdem Colin ihm von dem geworfenen Teig erzählt hatte. Mittlerweile trug er auch einen von Devins Pullovern und suchte gerade seine Geldbörse, die scheinbar in der Jacke im Flur war.
„Dom!“
Dominic lachte nur weiter und Colin seufzte, während er in seiner Hosentasche nach Zigaretten zu kramen begann. „Du bist unmöglich.“
„Das weiß ich“, konterte Dominic amüsiert. „Was macht denn dein Ziehkind?“
„Neffe“, korrigierte Colin automatisch.
„Familie“, korrigierte Dom ihn seinerseits und lachte erneut, als er schnaubte. „Ziehkind, Neffe, Sohn – wo ist der Unterschied? Er gehört zu dir und fertig. Also? Wie geht es ihm? Mir hat ein Vogel gezwitschert, dass du mit unserem Superanwalt einen sehr spontanen Ausflug in europäische Gefilde gemacht hast.“
Wieso wunderte ihn das nicht? „Devin ist eine Petze.“
„Das auch“, gab Dominic gelassen zu. „Aber an erster Stelle steht seine Sorge um dich und weil Cam nun mal ein neugieriger Kerl ist, wollte ich hören, was bei dir so los ist.“
Colin grinste und trat auf die Veranda. „Schiebst du immer noch deinen Freund vor, wenn du spionieren willst?“
„Natürlich. Immerhin habe ich einen Ruf zu verlieren und bei ihm ist bekannt, dass er neugierig ist.“
Dominic war dermaßen redselig, da war doch etwas im Busch. Colin konnte nicht anders als zu grinsen. „Sag' mal, kann es sein, dass Cameron gerade nicht in Hörweite ist?“
„Worauf du wetten kannst, sonst würde ich mich nie trauen, so zu reden.“
Colin lachte los. Das war so typisch für die Beiden. Dominic und Cameron passten zusammen wie der sprichwörtliche Deckel zum Topf und Colin freute sich für sie, weil er sie wirklich gern hatte. So verschieden die Zwei auf den ersten Blick auch waren, so perfekt ergänzten sie sich. Vielleicht sollte er mit Kilian irgendwann mal einen Ausflug nach Cape Elizabeth machen. Die Gegend war schön und mit ihren Klippen und dem Leuchtturm garantiert ein tolles Motiv für ein selbstgezeichnetes Bild.
„Also? Was gibt es Neues? Und was ist mit dem Angebot von deinem Boss? Nimmst du es an?“
„Ja. Nein. Ach, ich weiß auch nicht.“ Colin seufzte. „Vielleicht wäre es ganz gut, andererseits...“ Colin brach ab. Urlaub hin oder her, er brauchte das Geld aus seinem Job, immerhin hatte er einige Rechnungen im Monat, die bezahlt werden wollten.
„Brauchst du Geld?“, sprach Dominic aus, was er nicht hatte sagen wollen.
„Wer tut das nicht?“, konterte er trocken.
„Na ja...“
Colin roch den Braten sofort. „Vergiss es, Felcon. Ich komme klar und zufällig gefällt mir mein Job in der Werkstatt.“
„Und zufällig hast du jetzt ein Kind
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