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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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zuzwinkerte. „Bring Josey mal mit, dann zeige ich ihr, dass dein Onkel sehr wohl cool ist.“
    „Pfft, als ob du das schaffst“, konterte Kilian großspurig, was Colin leise lachen ließ, bevor er sagte,
    „Eine Woche Hausarbeit, dass sie mich nett findet.“
    „Die Wette gilt.“ Kilian sprang auf. „Ich ruf' sie gleich mal an. Morgen oder so?“
    Colin nickte. „Wenn sie Zeit hat, gern. Ach ja, da fällt mir ein, wie sieht es mit deinen Hausaufgaben aus?“
    „Ich mach' ja schon“, seufzte Kilian und polterte kurz darauf die Treppe nach oben.
    „Typisch Teenager. Immer laut, immer nur am nörgeln und rotzfrech obendrein.“
    „Also genau wie sein Onkel“, stichelte Devin umgehend und lachte ihn aus, als Colin das mit einem übertrieben entrüsteten, „Tze“, kommentierte, bevor er ihn fragend ansah.
    „Was ist?“, wollte Colin daraufhin wissen und drehte sich wieder zu seinen Nudeln, die allerdings noch eine Weile brauchen würden.
    „Wie fühlt man sich als Vater?“
    „Noch bin ich keiner“, wehrte Colin ab und kämpfte gegen die neue Gänsehaut. Auch wenn er sich mittlerweile an den Gedanken gewöhnt hatte, fühlte es immer noch merkwürdig an, ausgesprochen zu hören, dass er eines Tages ein Vater sein würde. Na ja, irgendwie jedenfalls.
    „Die Vormundschaft wird bald durch sein, wenn man Adrian Glauben schenken darf und du weißt, dass er bei solchen Sachen allgemein Recht hat“, sagte Devin ruhig und Colin hörte, wie sein Freund sich mit seinem Rollstuhl etwas drehte, um ihn bequemer ansehen zu können. „Colin, rede mit mir. Na los, raus damit.“
    Woher wusste Devin das immer? Hatte Mikael Recht und man sah ihm Grübeleien wirklich an der Nasenspitze an? Dabei hatte er immer so sehr darauf geachtet, für seine Gegenüber möglichst unnahbar zu sein. Aber das funktionierte offenbar wirklich nur bei vollkommen Fremden, und Devin war eine ganze Menge, aber mit Sicherheit kein Fremder für ihn.
    „Ich habe ständig Angst, irgendwas verkehrt zu machen, auch wenn wir uns jetzt besser verstehen“, gab Colin daher zu und ließ die Nudeln einfach Nudeln sein, um sich an den Küchentisch zu setzen und Devin hilflos anzusehen. „An manchen Tagen frage ich mich, ob ich das alles nur träume.“
    Devin lächelte ihn an. „Du machst das toll, Colin. Hör' auf, dich verrückt zu machen. Er ist ein klasse Junge und du bist ein klasse Mensch. Punkt. Aus. Ende.“
    „Und wenn ich wieder Fehler mache? Ihn wieder anschreie?“, hielt Colin dagegen und schüttelte den Kopf. „Außerdem bin ich überhaupt kein... Wie kommst du darauf, dass ich ein klasse Mensch bin?“
    Devin verdrehte die Augen. „Weil du es nun mal bist, fertig, und da lasse ich mir auch nicht reinreden. Was den Rest angeht, na und wenn schon? Dann machst du eben wieder Fehler. Es bringt Kilian ja wohl kaum um, wenn ihr euch streitet. Frag' Mum und Dad. Streits und Fehler gehören bei der Erziehung dazu, das weißt du doch.“
    „Er ist so...“ Colin schüttelte den Kopf und sah zur Tür. „Er ist wie seine Mutter. So zart und zerbrechlich innen drin. Er hat noch nicht einmal richtig geweint, Dev. Gwen war seine Mutter, das ist doch nicht gut für ihn.“
    „Du hast auch nicht um sie geweint und sie war deine Schwester“, warf Devin ihm vor und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Doch, hatte er, dachte Colin und erinnerte sich an Adrians Arme, der ihn einfach nur festgehalten hatten, als er in Baltimore... Er schüttelte die Erinnerung ab. „Das ist doch nicht dasselbe.“
    „Doch, ist es“, hielt Devin dagegen und sah ihn ernst an. „Leider gehörst du zu dem Typ Mensch, der mit seinen Gefühlen nicht gerade hausieren geht. An sich ist das nichts Schlechtes, aber manchmal ist es... Egal. Wo ist denn in deinen Augen der Unterschied, ob er weint und du nicht? Ihr hättet es beide nötig, immerhin gehörte Gwen zu euch beiden. Nur willst du dir das nicht eingestehen, weil Männer eben Männer sind. Weinen ist was für Weicheier.“
    „Das ist doch Blödsinn“, empörte sich Colin. „Als ob ich Kilian verbieten würde zu trauern? Bin ich meine Eltern?“
    „Wenn du wärst wie sie, wären wir keine Freunde“, erklärte Devin trocken und schlug im nächsten Moment mit der Faust auf den Tisch. „Herrgott, Colin, hältst du mich eigentlich für dämlich?“
    Colin sah Devin verblüfft an. Wie kam sein Freund denn jetzt auf so eine Frage. „Was?“
    „Liebst du ihn?“, fragte Devin.
    Colin verstand nur Bahnhof.

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