Philadelphia Blues
ab, als Mikael ihn bittend ansah. Oder war es Sehnsucht, die in den hellgrünen Augen stand? Egal, was es war, es funktionierte. Außerdem war es Zeit, Kilian ein bisschen mehr Freiraum zu geben. Der Besuch in Baltimore hatte ihm das eindeutig gezeigt. „Heute geht nicht, wir sind bei Devins Eltern zum Essen eingeladen. Morgen. Nach dem Abendessen, wenn er im Bett ist.“
„Wo?“
Colin überlegte nicht lange. „Besorg' uns ein Zimmer und schick' mir eine SMS.“
- 10. Kapitel -
„Du lässt mich alleine?“, fragte Kilian am nächsten Abend verdattert und sah ihn auch so an.
„Soll ich lieber dableiben?“
„Nein!“, konterte Kilian sofort, was sie beide lachen ließ, bevor sein Neffe nachsetzte. „Ich stelle auch nichts an, versprochen.“
„Keine Party, kein Alkohol, keine Drogen, kein Sex“, zählte Colin auf und lachte, als Kilian die Augen verdrehte und fragte,
„Kann ich wenigstens fernsehen?“
„Bis Mitternacht, morgen ist Schule, okay?“
Kilian nickte. „Ja, gut... Sag' mal, nächsten Freitag hat Steven Geburtstag, ein Junge aus meiner Klasse. Darf ich hingehen?“
Eine Party? Colin schüttelte die Gänsehaut energisch ab, die ihm nach Kilians Frage den Rücken hinaufkroch. Der Junge war sehr wohl alt genug, um auf Partys zu gehen, das hatte er schließlich selbst zu Devin gesagt, als sie am Abend von Kilians Ankunft hier bei ihm telefoniert hatten und nur weil ihm gerade der Beschützerinstinkt durchging, würde er Kilian mit Sicherheit nicht verbieten, seine Freunde zu treffen. Dafür war Colin viel zu froh darüber, dass Kilian in der Schule Anschluss gefunden hatte. Aber er wollte ein paar Informationen haben, um im Notfall eingreifen zu können.
„Wo ist denn die Party?“
„Bei ihm zu Hause. Seine Eltern sind da cool und er darf vorn in der Garage feiern.“ Colin runzelte die Stirn, aber Kilian kam ihm zuvor. „Ich möchte echt gerne hingehen und bin auch um Mitternacht wieder da.“
„An einem Wochenende?“ Colin seufzte und gab nach, auch wenn ihm der Satz, dass die Eltern dieses Steven cool waren, irgendwie ein wenig unruhig machte. „Spätestens um drei Uhr nachts bist du hier und du rufst an, falls ich dich abholen soll, klar?“
„Danke“, freute sich Kilian und verschwand in den Flur, als es an der Tür klingelte. „Ich gehe schon.“ Kurz darauf schrie Kilian ihm zu. „Es ist Devin.“
Colin schüttelte den Kopf, grinste aber gleichzeitig, bevor er in derselben Lautstärke rief, „Danke. Du kannst ihn reinlassen.“
„Hab' ich schon“, kam zurück.
„Brüllt ihr eigentlich immer so rum?“, rief Devin dazwischen, was Kilian zum Lachen brachte und kurz darauf tauchten sein Neffe und Devin in der Küche auf. „Ich wollte mal austesten, ob ich bei euch was zu Essen schnorren kann“, meinte Devin schmunzelnd und rollte an den Tisch. „Außerdem war mir langweilig.“
Von wegen, dachte Colin amüsiert, nickte aber gleichzeitig. Er wusste genau, dass Devin nicht wegen etwas zu essen, sondern seinem Kurzausflug nach Irland hier war. Gestern Abend hatten sie nämlich keine Gelegenheit gehabt, darüber zu reden und Devin wäre nicht sein Freund gewesen, wenn er das Thema nicht irgendwann noch mal zur Sprache gebracht hätte.
„Es gibt Spaghetti. Du deckst den Tisch.“
„Ich bin der Gast“, empörte sich Devin gespielt entrüstet.
„Und der Schnorrer“, konterte Colin lachend und holte eine Tüte Nudeln aus dem Schrank, bevor er mit einem Kochlöffel auf Devin zeigte. „Tisch decken, Sklave!“
Kilian prustete los und stubste Devin gegen die Schulter. „Denkt der echt, das funktioniert?“
Devin grinste breit und beugte sich zu Kilian um verschwörerisch zu flüstern, „Kannst du kochen?“
„Nicht die Spur.“
„Ich auch nicht.“ Devin seufzte theatralisch. „Also werden wir wohl den Tisch decken müssen, wenn wir was zu essen haben wollen.“
„Mist.“
Beide lachten, während Colin sich amüsiert daran machte, einen Topf aus dem Schrank zu nehmen, ihn mit Wasser zu füllen, das Salz aus dem Gewürzregal zu holen und den Herd einzuschalten. Er hörte Devin und Kilian hinter sich flüstern und irgendwie wollte er gar nicht wissen, was die Zwei schon wieder ausheckten. Aber zumindest deckten sie den Tisch, das war am Klappern des Geschirrs deutlich zu hören. Colin überlegte kurz, ob er sich jetzt schon um die Soße und den Käse kümmern sollte, aber das hatte noch Zeit.
„Sagt mal, habt ihr beide eigentlich was am
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