Philadelphia Blues
Laufen?“
Colin fuhr herum. „Kilian!“ Sein Neffe sah ihn verständnislos an, während Devin leise lachte. Na besten Dank auch, dachte Colin und verdrehte die Augen, bevor er Kilian tadelnd ansah. Wie kam sein Neffe nur auf so eine Frage? „Denkst du nicht, dass das vielleicht Privatsache ist?“
„Ich frage doch nur.“ Kilian zuckte unbeeindruckt die Schultern.
„Nein“, meinte Devin amüsiert, bevor Colin antworten konnte, und lenkte damit Kilians und auch seine Aufmerksamkeit auf sich. „Dein Onkel und ich haben nichts am Laufen, wie du es nennst.“
„Wieso nicht? Ihr mögt euch doch.“ Kilian sah zwischen Devin und ihm hin und her, bevor er Devin fragte, „Etwa weil du im Rollstuhl sitzt?“
Colin betete im Stillen um Geduld. Kilian stellte Fragen, auf die er im ersten Moment keine Antwort wusste. Wie kam sein Neffe bloß darauf, dass ihn Devins Rollstuhl stören würde? Sein bester Freund war behindert, na und? Aber es war nicht mal das, was ihn so stark irritierte, sondern überhaupt die Idee, dass Devin und er ein Paar wären. Colin schüttelte den Kopf. Darüber hatte er noch nie zuvor nachgedacht. Devin war seit vielen Jahren sein bester Freund, aber mehr auch nicht. Und zwar nicht nur, weil er Mikael hatte, sondern schlicht und einfach, weil er keine Beziehung wollte und Devin für ein Abenteuer nicht der Typ war. Colin glaubte felsenfest daran, dass Devin sich eines Tages Hals über Kopf verlieben würde und das dann vermutlich für immer. Anders konnte er es sich einfach nicht vorstellen. Nicht bei Devin.
„Weil wir nicht zusammenpassen“, antwortete Devin ruhig, den die Frage offenbar nicht zu stören schien. „Frag' mich nicht warum, aber ich weiß einfach, dass es mit uns nicht funktionieren würde. Ich mag deinen Onkel wirklich gern, Kilian, nur eben nicht auf die Weise, dass es für eine Beziehung reichen würde.“
Gut gesagt, dachte Colin und nickte bestätigend, als Kilian ihn fragend ansah, der sich daraufhin wieder Devin zuwandte.
„Aber du magst Jungs lieber als Mädchen?“
Devin grinste. „Um ehrlich zu sein, habe ich mir darüber nie groß Gedanken gemacht.“ Devin hob die Hand. „Und bevor du fragst, warum das so ist... Ich sitze schon sehr lange in diesem Rollstuhl und als Behinderter ist es nicht einfach, eine Beziehung zu haben. Ich denke, das weißt du auch sehr gut.“ Kilian nickte nur. „Es war mir nie wichtig genug, um mir darüber einen Kopf zu machen. Mein Leben ist so, wie es jetzt ist, genau richtig für mich.“
„Und was ist mit Sex?“, fragte Kilian neugierig und Colin klappte die Kinnlade herunter.
„Was soll damit sein?“, konterte Devin trocken.
„Fehlt dir das nicht?“
„Fehlt es dir?“
Devin grinste frech, als Kilian ihn erst verdutzt ansah und dann knallrot wurde. Colin wandte sich abrupt ab, um die Nudeln in den Topf zu kippen und um zu verhindern, dass er schallend loslachte. Devin kam wunderbar mit seinem Neffen zurecht und mittlerweile war er froh darüber. Selbst wenn die Beiden in seiner Küche Gespräche über Sex führten. Colin betrachtete die kochenden Spaghetti einen Moment lang irritiert, als ihm der Anblick plötzlich Assoziationen bescherte, die nun wirklich nicht hierher gehörten. Hatte er jetzt schon Notstand, oder was?
„Ähm... Ich habe keine Freundin... Aber... Na ja...“, druckste Kilian auf einmal herum und Colin sah neugierig über die Schulter.
„Aber du hast jemanden im Auge“, hakte Devin interessiert nach.
„Na ja...“, wiederholte Kilian hörbar verlegen, was Colin breit grinsen ließ. Ob sein Neffe ihm wohl bald seine erste Freundin vorstellen würde? Die Vorstellung war einerseits erschreckend und anderseits fand er es auch wieder lustig. „Sie heißt Josey und ist echt niedlich.“
Devin stützte sich mit den Ellbogen auf der Tischplatte ab und lächelte Kilian an. „Sie geht in deine Klasse, oder?“
„Ja“, gab Kilian zu und kicherte wie ein kleiner Junge. „Sie mag Skateboard fahren und findet Rauchen total doof. Also habe ich ihr gesagt, dass Onkel Colin raucht, daraufhin meinte sie, dann ist er nicht cool.“
Colin biss sich auf die Zunge, um ja nicht zu lachen, als er sich komplett umdrehte und einen gespielt enttäuschten Blick aufsetzte. „Sie mag mich also nicht, weil ich rauche?“
„Nein.“ Kilian sah ihn breit grinsend an. „Sie hat nur gesagt, du bist nicht cool. Das ist ein Unterschied.“
So so. Colin verdrehte theatralisch seufzend die Augen, bevor er Kilian
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