Philadelphia Blues
achten. „Ich überlege es mir nicht anders. Ja, ich werde vermutlich noch öfter sauer auf dich sein und ja, ich habe ein ziemliches Problem damit, wenn jemand in deinem Alter trinkt, Kilian, das gebe ich gern zu. Aber nur, weil ich dich mal anschreie oder wütend auf dich bin, heißt das nicht, dass ich dich nicht mehr bei mir haben will. Ja, du bist eine Nervensäge und du hast einen Magen wie ein Fass ohne Boden, aber ich mag dich. Trotz allem, und ich will, dass du bei mir bleibst. Muss ich es mir denn erst auf die Stirn tätowieren, damit du mir glaubst?“
„Nein.“ Kilian lächelte vorsichtig, was Colin mit einem neckenden Schulterstoß kommentierte, der Kilian leise lachen ließ, bevor er sagte, „Ich bin überhaupt keine Nervensäge.“
„Oh doch, das bist du“, hielt Colin grinsend dagegen.
„Ich mag dich auch“, flüsterte Kilian dann kaum hörbar und Colin drückte seinen Neffen an sich, weil er nicht wusste, was er dazu sagen sollte, ohne dass sie sich beide völlig zum Affen machten. Kilian erwiderte die Umarmung kurz und löste sich dann von ihm, um zu Mikael aufzusehen. „Und wer bist du?“
„Mik.“
„Mik?“ Kilian runzelte die Stirn. „Komischer Name.“
„Eigentlich heißt er Mikael Corvin, aber er mag den Namen nicht“, antwortete Colin, was Mikael grinsend die Augen verdrehen ließ.
„Wieso nicht?“, wollte Kilian wissen.
„Er klingt zu russisch.“
„Du siehst nicht aus wie ein Russe“, erklärte sein Neffe, nachdem er Mikael ganz genau in Augenschein genommen hatte. „Bist du Onkel Colins Freund?“
„Schätze schon“, meinte Mikael trocken, was Colin eine Gänsehaut bescherte.
„Mik...“, fing er warnend an, kam aber nicht weit.
„Du kannst übrigens meinen BMW fahren, wenn dein Onkel zu feige ist, dir den Mustang zu geben“, bot Mikael seinem Neffen amüsiert an und zwinkerte Kilian amüsiert zu, dessen Augen sich daraufhin vor Begeisterung weiteten.
„Ein BMW? Welche Farbe? Hat er 'ne Anlage? Wie viel PS?“
Mikael zog lässig den Wagenschlüssel aus der Hosentasche und warf ihn Kilian zu, der ihn reflexartig auffing und Mikael dann fragend ansah. „Warum findest du es nicht selbst raus?“
„Cool“, freute sich Kilian und sprang auf, um seinen Rucksack zu greifen und zu ihm zu sehen. „Kommst du, Onkel Colin?“
Colin wusste nicht, ob er loslachen oder Mikael stattdessen eine reinhauen sollte. Die ganze Situation war total surreal. Er konnte sie nicht einschätzen und das beunruhigte ihn. Aber damit würde er sich später befassen müssen. Jetzt wollte er erstmal dafür sorgen, dass Kilian nach Hause und für einige Stunden Schlaf ins Bett kam, alles andere würde sich schon irgendwie finden. Colin setzte einen gespielt theatralischen Blick auf und seufzte.
„So schnell ist mein Mustang abserviert. Es bricht mir das Herz.“
„Aber das ist ein BMW“, hielt Kilian ihm vor. „Das Auto für echte Männer. Hat Adrian schließlich auch gesagt.“
„Ach so? Was bin ich denn dann?“, fragte Colin und Kilian grinste ihn frech an.
„Das willst du nicht wissen.“
„Na warte“, drohte Colin und sprang auf, worauf Kilian lachend in Richtung Ausgang davon stürmte. Colin sah seinem Neffen belustigt nach und sah dann zu Mikael, der ihn nachdenklich musterte. „Warum beunruhigt mich dieser Blick?“
Mikael seufzte leise. „Ich mag deinen Neffen, Colin.“
„Und?“ Was meinte Mikael denn damit? „Ich meine, was sollte dich an ihm stören? Er ist ein Teenager.“
„Er gehört zu dir“, konterte Mikael ruhig, doch Colin verstand es immer noch nicht. Natürlich gehörte sein Neffe zu ihm, das wusste Mikael doch längst. Colin zuckte verständnislos die Schultern, was ihm ein kurzes Lächeln einbrachte, bevor Mikael erklärte, „Und das bedeutet, dass ich dich nur als Paket kriege.“
Oha. Der Groschen fiel und Colin konnte die dicke Gänsehaut nicht verhindern, die ihm nach Mikaels Worten über den Rücken lief, aber er wusste instinktiv, dass es besser war, wenn sie jetzt das Thema wechselten. „Wir sollten ihm lieber nach, sonst haut er mit deinem Auto ab.“
„Ohne den Sicherheitscode dürfte das schwierig werden.“ Mikael runzelte die Stirn. „Colin...“
„Nein!“, wehrte er barsch und gleichzeitig hochgradig nervös ab. „Nicht hier. Nicht jetzt. Ich will das nicht.“
„Was willst du nicht?“
Colin schüttelte nur den Kopf und umging eine Antwort, indem er sich einfach in Bewegung setzte und Kilian folgte, der am
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