Philadelphia Blues
ja dazu, dass er sich von dieser Eisbraut scheiden lässt.“
„Das bezweifle ich.“ Colin stutzte. „Das will ich auch gar nicht. Ich meine... Ähm...“
Gentry lachte nur und stieg ein. Kurz darauf stand Colin alleine da und fragte sich, was in ihn gefahren war, das zu sagen. Gott sei Dank bog im nächsten Augenblick Mikaels BMW um die Ecke, sodass er keine Zeit hatte, groß darüber nachzudenken. Er wartete, bis Mikael gehalten hatte und stieg in den Wagen.
„Gentry ist eben weg. Er gibt eine Suchmeldung nach Kilian raus. Wohin fahren wir zuerst?“
„Zuerst die zwei Greyhound Linien, dann zur 30 th Street Station, und falls er da nicht ist, weiter zum Flughafen“, erklärte Mikael so ruhig, dass Colin erstmal ganz tief durchatmete, um sich selbst etwas zu beruhigen, bevor er fragte,
„Und was ist mit den anderen Bahnhöfen?“
Mikael schüttelte den Kopf. „Wir können uns nicht aufteilen, und von der 30 th aus fährt der Amtrak. Wenn Kilian aus Phily raus will, ist das die beste Verbindung nach New York oder Washington.“
New York City? Washington? Ach du Scheiße. Vorbei war es mit dem bisschen Ruhe, das gerade über ihn gekommen war. Und er hatte sich wegen Philadelphia Sorgen gemacht. Sie mussten Kilian unbedingt finden, bevor er die Stadt verließ, denn sonst bestand die Gefahr, dass sein Neffe auf Nimmerwiedersehen in den Straßenschluchten der nächsten Großstadt verschwand.
- 13. Kapitel -
„Es ist genau acht Uhr morgens und die Sonne lacht uns von einem strahlend blauen Himmel entgegen. Raus aus den Federn, Freunde, es bleibt den ganzen Tag schön und auch warm. Der Juni zeigt sich von seiner besten Seite und wir erwarten heute Höchsttemperaturen von 26 Grad. Bleibt dran, Mädels und Jungs, nach der Werbung erzähle ich euch, wo ihr...“
Colin schaltete das Radio aus und fuhr sich durch die Haare. Vier Stunden Sucherei und keine Spur von Kilian. Weder an den Buslinien von Greyhound, noch am Bahnhof und auch nicht am Flughafen. Kilian hatte nirgends versucht ein Ticket zu kaufen und Colin konnte sich nicht entscheiden, ob er das nun als gutes oder schlechtes Zeichen werten sollte. Auch eine Nachfrage bei Mikaels Cop hatte nichts Neues ergeben und deswegen waren sie gerade zurück auf dem Weg zur 30 th , um erneut ihr Glück bei den Zuglinien zu versuchen.
„Glaubst du, dass er...?“
„Nein.“
„Aber...“
„Colin!“, fuhr Mikael ihm erneut über den Mund und Colin schwieg beleidigt.
So ging das nun schon seit über einer Stunde. Colin war bewusst, dass er übertrieb, aber er machte sich nun mal Sorgen und Mikaels Ruhe zerrte langsam aber sicher stärker an seinen Nerven als seine eigene Nervosität. Dabei war er an sich froh, dass Mikael ihm half nach Kilian zu suchen. Dennoch würde Colin im Höchstfall noch eine Stunde warten, bevor er Adrian anrief. Die Cops konnten vielleicht nichts machen, aber der Anwalt würde Rat wissen. Wer Freunde beim FBI hatte, musste einfach helfen können.
„Wir sehen uns die untere Ebene genau an“, sagte Mikael, nachdem er vor dem Gebäude geparkt hatte. „Wenn er da nicht ist, sehen wir noch mal oben nach.“
„Woher willst du wissen, dass Kilian den Amtrak oder die Atlantic City Line nimmt?“, fragte Colin in einer Mischung aus Angst, Sorge und Wut. Wie konnte Mikael nur so ruhig bleiben?
Mikael stieg aus und wartete, bis er es ebenfalls tat, worauf sie sich über das Autodach hinweg ansahen. „Ich weiß es nicht, Colin, aber irgendwo müssen wir anfangen, und die Fernzüge sind nun mal die beste Möglichkeit, ungesehen die Stadt zu verlassen. Wer merkt sich schon einen Teenager, der ein Bahnticket kauft?“
Mist. Mikael hatte Recht. Kein Mensch achtete auf einen Jungen, der mit dem Rucksack unterwegs war. „Scheiße“, murmelte er und sah auf den Bahnhof, die sie vor zwei Stunden schon durchsucht hatten. „Lass uns gehen.“
Eine halbe Stunde später standen sie wieder im Empfangsbereich, der im Gegensatz zu vorhin jetzt von Menschen überlaufen war. Kein Wunder, dachte Colin. Es war Samstag und außerdem herrschte gutes Wetter. Viele würden die Gelegenheit für einen Kurztrip nutzen. An sich keine schlechte Idee, nur versperrten ihm die ganzen Menschen die Sicht auf die unzähligen Bänke, wo die Reisenden auf ihre Züge warteten, was Colin im Moment einfach nur nervte. Er gähnte hinter vorgehaltener Hand und suchte gleichzeitig die Bänke zu seiner Rechten nach Kilian ab. Colin war müde, besorgt und frustriert von
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