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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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einmal an zu erzählen und Colin zog die Knie an, um die Arme darum zu legen. „Ich wusste, dass ich nie frei sein würde, es sei denn, ich würde mein Leben ohne sie weiterführen. Dazu hatte ich damals nicht den Mut, also nahm ich mir im Geheimen, was ich brauchte und was Tessa mir nicht geben konnte. Für die Öffentlichkeit blieb ich der Sohn, den sie von mir erwarteten. Aber ich glaube nicht, dass ich so noch lange weiterleben werde.“
    Nein. Nein. Nein. Colin schüttelte den Kopf, um zu verhindern, dass Mikael weitersprach. „Halt den Mund! Hör' auf!“
    „Ich hatte so lange Angst davor, dass sie mich nicht mehr lieben, dass ich fast vergessen habe, dass sie mich so lieben sollten, wie ich bin. Und deine Eltern haben das auch nicht getan.“
    Colin krallte die Finger in seine Unterarme. „Sei still!“
    „Du hattest den Mut, es ihnen zu sagen, doch statt dich zu nehmen und zu lieben, wie du bist, haben sie dich abgelehnt, weggeschoben und nicht mehr geliebt.“
    Colin schwieg. Zu entsetzt, um etwas dazu zu sagen, weil Mikael Recht hatte. Mit jedem Wort. Seine Eltern hatten auf die Tatsache, dass er lieber mit Jungs zusammen war, genau auf die Art reagiert, die wohl jeder Teenager fürchtete, nämlich mit Ablehnung. Nur Gwen war es egal gewesen, wen er liebte, aber seine Schwester war zwei Jahre jünger gewesen als er und hatte ihm nicht das geben können, was er damals dringend gebraucht hatte. Die bedingungslose Liebe und das Verständnis seiner Eltern. Colin hatte niemals vergessen, wie seine Mutter ihn zuerst fassungslos angesehen und sich danach mit einem enttäuschten Kopfschütteln von ihm abgewandt hatte. Das Geschrei seines Vaters, das ihrem Blick gefolgt war, hatte er noch Wochen später in den Ohren gehabt.
    Mikael schwieg ebenfalls, als er einige Minuten später aufstand. Er schwieg weiter, während er sich anzog und zur Tür ging, um sie aufzuziehen und sich dabei zu ihm umzudrehen. Colin erschrak, denn Mikaels trauriges Lächeln traf ihn mehr, als es der Blick seiner Mutter damals getan hatte. „Du hast panische Angst davor, dass ich dich irgendwann wegschieben und verletzen werde, wie deine Eltern es getan haben, ich weiß das. Und das Schlimme daran ist, ich kann dir nicht einmal versprechen, dass ich dich niemals in irgendeiner Form verletzen werde.“ Mikael trat in den Flur. „Ich habe verdammt lange gebraucht, um zu begreifen, wie viel du mir bedeutetest, und obwohl ich deine Angst verstehe, werde ich nicht einfach zulassen, dass du mich aus deinem Leben drängst. Ich liebe dich, Colin.“
    Mikael schloss die Tür hinter sich, bevor Colin etwas dazu sagen konnte. Stattdessen legte er sich wieder hin, schlug die Hände vor sein Gesicht und versuchte den Geruch von Mikael, sich selbst und dem Sex, den sie gehabt hatten, zu ignorieren. Ohne Erfolg. Dieses Gespräch war lange überfällig gewesen, Colin wusste das. Genauso wie ihm klar war, dass ihre lockere, leichte Affäre, ohne jegliche Verpflichtung, ab sofort vorbei war. Er hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. Eines war allerdings klar und da ihn niemand hören konnte, gab es keinerlei Grund, um es für sich selbst nicht wenigstens ein Mal auszusprechen.
    „Ich würde sterben für dich, so sehr liebe ich dich“, flüsterte Colin in die Stille und Einsamkeit seines Schlafzimmers hinein und wickelte sich in die Bettdecke, um zu verhindern, dass er aufstand und Mikael folgte, weil er ihn sonst nie mehr hätte gehen lassen.

- 14. Kapitel -

    „Erinnerst du dich noch, wie wir uns kennengelernt haben?“
    Colin sah Devin an und grinste im nächsten Moment, als ihm wieder einfiel, wovon sein Freund sprach. „Du meinst den sonnigen Morgen vor sehr, sehr langer Zeit, als du Großkotz dachtest die Ölleitung besser wechseln zu können als der Neue?“
    Devin gluckste. „Oh ja. Eine Stunde später sahen wir aus wie die Schweine und waren die besten Freunde.“
    Colin lachte leise. „Wie lange haben wir eigentlich gebraucht, das Öl unter der Dusche wieder von uns runterzukriegen?“
    „Erinnere mich nicht daran“, meinte Devin mit einem Stöhnen, was sie dann beide lachen ließ. „Du warst ein echter Angeber.“
    „Könner“, hielt Colin amüsiert dagegen und wieder lachten sie.
    „Wer hätte gedacht, dass wir mal so enden.“
    „Enden?“, fragte Colin irritiert.
    „Ich im Rollstuhl und du mit Kind“, führte Devin genauer aus, was Colin nicken ließ, bevor er Devin nachdenklich ansah. „Was ist?“, wollte der

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