Philadelphia Blues
gleichzeitig hielt er es auch keine Sekunde länger aus, so nah und doch so fern von Mikael zu sein. Colin verschwand in den Flur, wo er sich an die Wand lehnte und die Augen schloss, um in aller Ruhe tief durchzuatmen. Mikaels fordernde Lippen machten diesen Plan allerdings zunichte und bevor Colin sich zurückhalten konnte, fuhren seine Hände unter Mikaels Shirt über nackte Haut und ihre Hüften rieben sich aneinander. Es war die schmerzhafte Enge in seiner Hose, die Colin schlussendlich wieder zu Verstand brachte.
„Stopp. Mik... Wir können... Nicht hier...“, brachte er zwischen mehreren Küssen hervor und schob Mikael, heftig nach Atem ringend, von sich, dessen Brustkorb sich genauso schnell hob und senkte wie sein eigener.
„Ich weiß... Ich weiß...“ Mikael stützte sich mit beiden Händen links und rechts von seinem Kopf an der Wand ab. „Entschuldige...“
Colin schüttelte nur den Kopf. Er war ja nichts passiert und wäre das mit Kilian nicht gewesen, beziehungsweise hätten Devins Eltern nicht sein Schlafzimmer besetzt... Colin schob die sehr ablenkende Vorstellung davon, womit sie sonst jetzt schon beschäftigt gewesen wären, energisch beiseite.
„Kaffee?“, fragte er leise, um irgendwie ein Gespräch anzufangen und packte Mikael am Kragen, als der sich nach einem zustimmenden Nicken von ihm abwenden wollte. „Küss mich“, bat Colin auf Mikaels fragenden Blick hin, worauf der leise stöhnte und sich dann an ihn presste, um genau das zu tun, was sie eben schon getan hatten, bis ein Räuspern sie aufschreckte. Mikael löste sich von ihm und Colin schaute zur Seite.
Sally sah sie amüsiert an. „Ihr solltet euch ein Zimmer nehmen.“
Colin spürte, wie er rot wurde. „Äh...“
Sally winkte leise lachend ab. „Frank ist schon runter, um Kaffee zu machen. Wir können nicht schlafen. Kommt ihr auch mit?“ Sie sah grinsend zwischen Mikael und ihm umher. „Ich meine, sobald ihr damit fertig seid, eure Zungen zu verknoten.“
„Sally“, murmelte Colin verlegen, was Sally mit einem neckenden Zwinkern kommentierte, bevor sie sich umdrehte und sie alleinließ. Colin sah zu Mikael. „Das ist nicht komisch.“
„Doch, ist es“, widersprach Mikael und hielt sich eine Hand vor den Mund, um sein Lachen zu verbergen, woraufhin Colin tadelnd den Kopf schüttelte, bevor er Mikael erneut am Shirt packte und dessen Lachen mit seinen Lippen erstickte.
Eine Stunde später ertappte sich Colin dabei, wie er unruhig mit den Fingern auf der Tischplatte herum trommelte. Er wusste gar nicht, warum er überhaupt nervös war, denn eigentlich war alles in Ordnung. Zumindest im Moment. Kilian schlief noch und Colin hatte bereits beschlossen, ihn heute nicht zur Schule zu schicken, es sei denn, Kilian bestand darauf. Trotzdem war er nervös und Colin spürte instinktiv, dass das nicht nur an Kilian lag. Als er aufsah und bemerkte, dass er von Frank, Sally, Devin und Mikael beobachtet wurde, zog er seine Hand zurück.
„Sorry.“
„Du musst dich nicht entschuldigen“, wehrte Sally ab und strich ihm über die Schulter. „Willst du nicht ein bisschen nach draußen? Spazieren gehen? Den Kopf frei bekommen? Es wird bald hell. Schau' dir den Sonnenaufgang an. Das hast bestimmt schon lange nicht mehr gemacht.“
Die Idee hatte was, musste sich Colin eingestehen, aber er konnte Kilian doch nicht alleinlassen. „Und wenn Kilian aufwacht?“, hielt er dagegen und sah Sally an, die jedoch den Kopf schüttelte.
„Wir sind doch hier.“
„Aber...“
„Nimm Mikael mit“, unterbrach Sally ihn und trotz ihres Lächelns wurde Colin das Gefühl nicht los, dass sie ihn aus dem Haus haben wollte, warum auch immer. Er kam allerdings nicht dazu, danach zu fragen.
„Mum hat Recht. Du musst den Kopf freikriegen. Für dich, aber vor allem für Kilian“, sagte Devin auf einmal und als Mikael daraufhin wortlos aus der Küche verschwand und kurz darauf mit ihren Schuhen und Jacken wiederkam, war alles gesagt. „Nimm dein Handy mit. Wenn was ist, rufen wir an, versprochen.“
Irgendetwas war hier im Busch. Colin spürte es, wollte aber keine Diskussion vom Zaun brechen, vor allem weil Sally, Frank und Devin ihn so ernst und gleichzeitig auffordernd ansahen, dass Colin sich nicht zu fragen traute, was los war. Stattdessen folgte er Mikael nach draußen und stieg wortlos in dessen Wagen, als Mikael ihm die Tür aufhielt. Colin schwieg die ganze Fahrt über und er sagte auch nichts, als Mikael seinen BWM
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