Philadelphia Blues
schließlich in die Tiefgarage eines Hotels fuhr, das ihm irgendwie bekannt vorkam. Colin dachte nach, während sie im Fahrstuhl standen, nachdem Mikael an der Rezeption die Chipkarte geholt hatte. Die Frage, wann Mikael das Zimmer hier reserviert hatte, stellte Colin nicht. Er sagte gar nichts, bis er sich in jenem Zimmer wiederfand, in dem vor über fünf Jahren alles begonnen hatte.
„Warum sind wir hier?“, fragte Colin leise, obwohl er es wusste, als Mikael die Tür hinter sich schloss. Colin erinnerte sich sehr gut an diesen Raum. Mit Wänden in verschiedenen Blautönen, hellen Möbeln und dem gleichfarbigen Bett mit der dunkelblauen Bettwäsche aus Seide, das zwischen zwei Fenstern stand. Colin erinnerte sich an jede Sekunde jener ersten Nacht, die sie miteinander verbracht hatten. Hier in diesem Zimmer.
„Weil du es brauchst“, antwortete Mikael leise.
„Sex?“ Colin machte ein abfälliges Geräusch und drehte sich zu Mikael um, der an der Zimmertür lehnte. „Ich brauche keinen Sex.“
„Ich habe auch nicht von Sex gesprochen“, meinte Mikael daraufhin ruhig und stieß sich von der Tür ab, dabei seine Jacke ausziehend.
Colin bekam eine Gänsehaut, als er begriff, was Mikael vorhatte. Er schüttelte abwehrend den Kopf, doch Mikael kannte ihn zu gut, um zu wissen, dass er ihn nicht ablehnte, weil er es nicht wollte, sondern weil er Angst davor hatte. Angst vor der Nähe, die Mikael ihm gerade anbot. Angst vor dessen Zuneigung, der Geborgenheit und der Liebe, die Mikael ihm geben wollte und die Colin so dringend brauchte, sich das aber nicht eingestehen wollte.
„Mach' das nicht.“
Mikael sagte nichts, sondern zog sich stattdessen sein Shirt über den Kopf, während er Schritt für Schritt auf ihn zukam. Colin wich zurück, bis die Wand ihn stoppte. Doch für eine Flucht war es längst zu spät.
„Mach' das nicht“, wiederholte er, worauf Mikael wortlos den Kopf schüttelte und seine Hose öffnete, während er ihn mit seinem Blick festhielt. „Ich kann nicht.“
„Ich liebe dich, Colin“, sagte Mikael und zog sich die Hose aus. „Und ich weiß, dass du mich auch liebst.“ Colin schwieg, doch das hielt Mikael nicht davon ab weiterzusprechen. „Ich liebe dich und ich brauche dich. Du hast so große Angst davor dir einzugestehen, was du willst und fühlst, und ich wünschte, ich könnte dir diese Angst nehmen, aber das kann ich nicht. Ich kann nur da sein und meine Hand ausstrecken, in der Hoffnung, dass du mir glaubst, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe.“ Mikael kam nackt auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. „Ich wünschte, ich könnte dir eine Garantie geben, dass ich dich niemals verletzen werde“, sagte er liebevoll und strich ihm dabei sanft über die Wange. „Aber es wäre eine Lüge, denn ich weiß nicht, was morgen oder in einem Jahr sein wird, und ich werde dich nicht anlügen, Colin. Ich kann dir nur versprechen, dir immer die Wahrheit zu sagen.“
Colin lehnte sich sehnsüchtig in die Berührung, weil er einfach nicht anders konnte. Er hätte so gern etwas zu Mikael gesagt, aber er brachte kein Wort heraus. Warum war er innerlich nur so kaputt, dass es ihm nicht reichte? Warum war Mikaels Wort nicht genug für ihn? Warum nicht? Warum schaffte er es nicht über seinen Schatten zu springen und...
„Deine Eltern haben soviel in dir zerstört, als sie dich damals abwiesen, wo du sie am meisten gebraucht hast, dass ein Wort, egal ob es von mir kommt oder jemand anderem, vielleicht nie mehr genug sein wird, Colin.“
„Woher...?“ Oh je. Scheinbar hatte er laut gedacht. Colin spürte wie er rot anlief und wollte Mikaels Blick ausweichen, aber dessen bittender Gesichtsausdruck hielt ihn davon ab. „Wie soll das denn funktionieren? Das mit uns, meine ich. Wie, Mik?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Mikael ehrlich und lächelte kurz. „Aber wäre es nicht wenigstens einen Versuch wert? Willst du dich wirklich für den Rest deines Lebens fragen, was wäre, wenn...?“
Nein. Ja. Verdammt.
Colin wusste es nicht. Er wusste einfach keine Antwort darauf und er wusste auch nicht, wie er sie finden sollte. Aber eines war ihm klar. Er wollte das hier und deshalb wehrte Colin sich auch nicht, als Mikael begann ihn auszuziehen. Er wehrte sich ebenfalls nicht, als Mikael ihn schließlich zum Bett brachte, um ihn auf das kühle Laken zu drücken und ihn dann mit Küssen zu verwöhnen, bis er ganz von selbst seine Beine spreizte und Mikael einlud, sich zu nehmen,
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