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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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was er wollte. Und Mikael nahm sich, was sie beide wollten. Er tat es so langsam, so voller Gefühl und Liebe, dass Colin am liebsten aufgestanden und davongelaufen wäre. Sie hatten so oft Sex gehabt, aber das hier...
    Es war zu viel. Viel zu viel. Er brach zusammen und Colin wusste, dass es weder an Mikael lag, noch an der Tatsache, dass er sich Sorgen um Kilian machte, sondern dass es einzig und allein das Wissen darum war, dass Mikael ihn liebte. Mit jeder Berührung, jedem Kuss und jeder Bewegung in seinem Inneren, liebte er ihn. Das hier war kein Sex, wie sie ihn seit Jahren hatten. Es war auch kein Druckabbau, kein reines körperliches Begehren. Das hier war Liebe. Ein Gefühl, das Colin nie mehr hatte zulassen wollen. Nicht so. Nicht in dieser Intensität. Er tat es trotzdem und es brachte ihn fast um, dass er nicht fähig war, die Wahrheit zu akzeptieren.
    Danach schwiegen sie. Stundenlang.
    Doch dieses Mal war es kein angenehmes Schweigen, weil Colin klar war, dass Mikael auf eine Antwort wartete, die er ihm nicht geben konnte, weil er zu große Angst davor hatte. Und irgendwann, als es draußen längst hell war, geschah das, was hatte geschehen müssen. Mikael stand auf, zog sich schweigend an und verließ ihn, weil er alles gesagt hatte. Wahrscheinlich hätte ein einziges Wort genügt, um Mikael aufzuhalten, doch Colin blieb stumm und ließ ihn gehen. Aus dem Hotelzimmer und auch aus seinem Leben, denn er wusste ganz genau, dass Mikael nicht wiederkommen würde.
    Nicht dieses Mal.

- 15. Kapitel -

    Vier Wochen.
    Vier Wochen, die Colin wie eine Ewigkeit erschienen waren.
    Vier Wochen, die er trotz besserem Wissen gehofft, geflucht und sogar geweint hatte, um am Ende aufzugeben, weil er Mikael keinen Vorwurf machen konnte, dass der ihn verlassen hatte. Es war seine Schuld. Er war unfähig, Mikael das zu geben, was der brauchte, und dafür hatte er am Ende die Quittung bekommen.
    Er musste nur die Augen schließen, wenn er die fragenden und zum Teil entsetzten Blicke vor sich sehen wollte, die Sally, Frank und Devin ihm zugeworfen hatten, als er ohne Mikael mit dem Taxi nach Hause gekommen war. Colin hatte immer noch ihre Fragen danach, was denn passiert war, in den Ohren, doch beantwortet hatte er sie bis heute nicht. Ohne ein Wort der Erklärung war er an jenem Morgen in Kilians Zimmer gegangen, um sich um seinen Neffen zu kümmern. Mit ihm zu reden, zu weinen und einige Stunden später Reisepläne für Irland zu schmieden, die sie in den Herbstferien umsetzen wollten.
    Es war ein Spiel gegen die Zeit gewesen, und lange funktioniert hatte es nicht. Bereits am Nachmittag war Kilian aufgefallen, dass etwas nicht stimmte, und noch am gleichen Abend war er unter den ständigen Fragen seines Neffen zusammengebrochen und hatte ihm die Wahrheit gesagt. Zwar nicht in allen Details, aber dass Mikael weg war und nicht wiederkommen würde, das hatte er Kilian erzählt. Und auch, dass es nur seine Schuld war. Dass er zu viel Angst gehabt hatte, Mikael ins Gesicht zu sagen, dass er ihn liebte.
    Das war mittlerweile vier Wochen her und wenn er sich nicht bald wieder einbekam, würde er mächtig Ärger kriegen. Colin wusste das und er wusste auch, dass er es nur Kilian zu verdanken hatte, dass weder Devin, noch dessen Eltern, oder einer der Anderen aus ihrer großen Truppe, ihm für seine Aktion im Hotel noch nicht den Arsch aufgerissen hatte. Sie wussten alle Bescheid. Ob es Adrian, David, Dominic oder Cameron war. Er hatte Kilian deswegen ja schlecht den Mund verbieten können.
    Seit einem Monat war sein Leben praktisch vorbei und Colin konnte damit immer weniger umgehen. Um ehrlich zu sein, wusste er derzeit nicht mal genau, welcher Tag war. Juli. Anfang Juli. Das Einzige, was er bewusst mitbekam waren die Tageszeiten, weil Kilian jeden Morgen das Haus verließ, um zu den beiden Kunstkursen zu gehen, die er während der Ferien unbedingt hatte machen wollen, und abends eine Weile bei ihm saß, bis es Zeit war, ins Bett zu gehen. Kilian war alles, was Colin momentan überhaupt noch aufrecht hielt. Für ihn stand er auf und machte Frühstück oder Abendessen, ganz nach Plan. Für ihn quälte er sich Tag für Tag in die Werkstatt, um Geld zu verdienen. Für ihn ging er einkaufen und hielt das Haus sauber. Aber das war auch alles.
    Nein, ein perfekter Vormund war er wirklich nicht, auch wenn die Papiere dazu etwas Anderes sagten. Ja, er war seit ein paar Wochen Kilians gesetzlicher Vormund, denn vier Tage, nachdem Mikael

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