Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition)

Titel: Philby: Porträt des Spions als junger Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
Vom Netzwerk:
stehen musste. Die Möglichkeit, dass der britische Geheimdienst von seiner Rekrutierung erfahren hatte, schlossen wir aus, denn dann wäre er verhaftet worden. Die Möglichkeit, dass seine linke Vergangenheit seine Karriere behinderte, schlossen wir ebenfalls aus. Sowohl Maclean als auch Burgess, die doch einen ganz ähnlichen Werdegang hatten wie Philby, schienen bereits einen Fuß in der Tür des Foreign Office zu haben. Das Problem mussten also Philbys sozialistisch-kommunistische Umtriebe bei der Dollfuß-Affäre in Wien sein, im Besonderen seine Ehe mit einer ungarischen Jüdin, die bekanntermaßen eine kommunistische Aktivistin gewesen war (und vielleicht verdächtigt wurde, eine Agentin des NKWD zu sein, des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten).
    Es war Ende 1936, als ich mir einen Plan überlegte, wie wir beide Hindernisse auf einen Streich beseitigen konnten.
    »Große Güte! Habe ich Sie richtig verstanden? Wohin soll ich fahren?«
    »Nach Spanien.«
    »Mein heiliger Vater hat mich als Jugendlichen mit nach Spanien genommen, auf den Spuren der Mauren. Könnte ein b-b-bisschen riskant sein, wieder hinzufahren, wo da doch ein Bürgerkrieg tobt.«
    »Aber deswegen sollen Sie ja hin, Kim. Was könnte für einen Cambridge-Absolventen, der als Redakteur einer Wochenzeitung beruflich nicht recht weiterkommt, natürlicher sein, als auf eigene Faust auf Geschichtensuche zu gehen? Verkaufen Sie Ihre Bücher und Schallplatten, damit klar wird, wie Sie die Reise finanzieren. Vielleicht könnten Sie Ihren Vater auch um ein kleines Darlehen bitten? Hat er nicht schon Ihre Reise nach Wien bezahlt? In Spanien berichten Sie von der Front. Bringen Sie Ihren Namen in die Londoner Zeitungen. Wenn Sie das anständig machen, wird Sie eines der großen Blätter, vielleicht sogar die
Times,
als Korrespondenten anstellen. So kommt Ihre Karriere in Gang, wobei sich natürlich nicht vorhersagen lässt, wo genau Sie landen werden. Es gibt nicht wenige im Foreign Office, vom SIS ganz zu schweigen, die als Journalisten angefangen haben.«
    Philby begann die Vorzüge meiner Idee zu sehen. »Aus dem Krieg zu berichten, könnte eine aufregende S-S-Sache sein. Ich muss zugeben, dass mein Herz für die Republikaner schlägt, eine ganze Reihe meiner Genossen aus Cambridge hat sich den Internationalen Brigaden angeschlossen und kämpft gegen die faschistische Falange. Es wäre wunderbar, ihren Geschichten in die Zeitungen zu verhelfen.«
    »Sie würden nicht Berichterstatter aufseiten der Republikaner werden, Kim, sondern aufseiten Francos.«
    »Sie wollen, dass ich über die Faschisten schreibe?«
    »Genau. Es gibt Dutzende berühmter Journalisten, die über die Republikaner berichten, den Amerikaner Hemingway, Capa aus Ungarn und Ihren Landsmann Orwell zum Beispiel. Es wäre nicht leicht, mit denen zu konkurrieren. Aber da es nur so wenige Berichterstatter aufseiten der Nationalisten gibt, werden es Ihre Artikel wahrscheinlich auf die Titelseiten schaffen. Sie berichten objektiv, unvoreingenommen, ausgewogen, vielleicht sogar ein wenig pro Franco, was alle Zweifel zerstreuen wird, ob Sie im Herzen ein Kommunist und pro-sowjetisch sind. Von ihrer Treue zur britischen Regierung wird schwarz auf weiß zu lesen sein. Glauben Sie mir, Kim, das öffnet Ihnen alle Türen.«
    Philby dachte darüber nach. »Und was ist mit Litzi?«, fragte er.
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Würde sie mit nach Spanien kommen?«
    »Es wäre das Beste, wenn sie in London bliebe.«
    »Aber das hieße, dass wir uns trennen müssen.«
    Als ich nicht sofort antwortete, sagte Philby: »Ahhh. Wie dumm von mir, nicht zu merken, was genau Sie da planen.«
    »Was plane ich denn?«
    »Sie wollen, dass ich Litzi verlasse, auf die eine oder andere Weise. Über den Spanischen Bürgerkrieg zu schreiben, schlägt zwei F-F-Fliegen mit einer Klappe. Wir übermalen meine sozialistische Vergangenheit mit rechter Tünche und machen meine Ehe mit einer bekannten Kommunistin vergessen.«
    »Drei Fliegen, Kim. Aufseiten der Republikaner haben wir Informanten, aber so gut wie niemanden bei Franco. Als Engländer mit dem Ruf, ein Freund von Francos Hauptgeldgeber Deutschland zu sein, wären sie ideal positioniert, um an Informationen über Francos Schlachtordnung, seine Truppenbewegungen, sein Waffenarsenal und die Piloten zu kommen, die Hitler und Mussolini den Faschisten zur Verfügung stellen.«
    Wir saßen bei diesem Gespräch auf einer Bank gegenüber vom neuen

Weitere Kostenlose Bücher