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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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Wohnung.«
    Sanft, aber bestimmt zog Nneka (das man übrigens Nayka ausspricht) mich hinter sich her ins Haus. Wir durchquerten eine geräumige Diele, in der es einen großen Schrank, einen noch größeren Spiegel und unzählige Kleiderhaken gab, und liefen direkt auf eine Tür zu, die sich neben einem Treppenaufgang befand.
    Â»Da oben auf der rechten Seite wohnen wir«, erklärte Nneka. »Meine Mutter, mein Bruder Ayo und ich.« Dann öffnete sie die Tür und holte zu einer schwungvollen Geste aus, die die Perlenarmbänder an ihrem Unterarm zum Klackern brachte. »Und das hier ist euer Reich.«

    Mein neues Zimmer war doppelt so groß wie das in der Marillenstraße und mit Dingen ausgestattet, von denen ich bisher nicht mal zu träumen gewagt hatte. Neben einem dreiflügeligen Kleiderschrank und einem Schreibtisch gab es ein breites Regal, das vom Boden bis zur Decke mit Büchern, DVD s und Musik- CD s vollgestopft war, ein Bett mit einem weißen Himmel, unter dem bunte Papierschmetterlinge tanzten, ein knallrotes, mit unzähligen Kissen übersätes Sofa, einen superweichen Flauschteppich, eine riesige Palme vor dem Fenster und – Tätäää! – eine Heimkinoanlage!!!
    Der Flatscreen maß mindestens 50 Zoll und war zum Glück gegenüber dem Sofa an der Wand montiert, sonst hätte Mama ihn nämlich garantiert sofort aus dem Zimmer geschafft.
    Â»Du wirst nicht den ganzen Tag fernsehen«, ermahnte sie mich, nachdem sie festgestellt hatte, dass auch DVD -Player, Receiver und Lautsprecherboxen fest installiert waren. »Und vor allem nicht die halbe Nacht.«
    Natürlich würde ich das nicht. Ich war noch nie ein TV -Junkie gewesen, und es gab überhaupt keinen Grund, einer zu werden. Am meisten freute ich mich über die vielen Filme und CD s, aber auch damit würde ich es selbstverständlich nicht übertreiben.
    Kristers und Josis Zimmer waren etwas kleiner als meins, aber ebenfalls perfekt eingerichtet. Außerdem gab es eine geräumige Küche, ein Badezimmer mit zwei Waschbecken, Badewanne und Dusche, ein sehr gemütliches Wohnzimmer und ein Schlafzimmer mit begehbarem Kleiderschrank.
    Â»Ich wette, Frau von Helsing hat sich in deinen Vater verknallt«, meinte Nneka augenzwinkernd und ließ sich rücklings auf mein Bett fallen. »Die Wohnungen im Obergeschoss sind nämlich nicht so toll ausgestattet.«
    Ich stellte mich neben das Bett und blickte auf ihren schwarzen Kraushaarschopf herab. »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
    Nneka lachte laut heraus. »Ach, Quatsch!«, rief sie, und ihre weißen Zähne blitzten. »Allerdings …« Sie setzte sich auf, ihre Augenbrauen schlugen Wellen wie der atlantische Ozean, und plötzlich schaute sie richtig finster drein. »Bei Frau von Helsing weiß man nie. Und bei Celia schon gar nicht.«
    Â»Celia? Ist das ihre Tochter?«, fragte ich.
    Â»Jep«, sagte Nneka nur, erhob sich und lief schnurstracks zur Tür. »Wir sehen uns später. Meine Mum hat mir eingebläut, euch nicht auf den Geist zu gehen.«
    Â»Aber du gehst mir nicht auf den Geist!«, widersprach ich. Im Gegenteil: Ich musste unbedingt noch mehr über diese seltsame Frau von Helsing und ihre Tochter erfahren. »Was ist denn mit Celia?«
    Â»Ach nix«, meinte Nneka abwinkend. »Sie ist bloß ein bisschen seltsam.«
    Â»So wie ihre Mutter?«, hakte ich nach und machte ein paar Schritte auf sie zu.
    Nneka schob die Unterlippe vor, schielte zur Decke und schüttelte schließlich den Kopf. »Nö. Celia ist anders seltsam. Aber das wirst du schon sehen. Schließlich werdet ihr heute Abend zusammen essen.«
    Aha. »Und ihr?«
    Â»Mum und Ayo sind schon drüben in der Küche«, erwiderte Nneka. »Sie bereiten alles vor. Vielleicht darf Ayo sogar beim Servieren helfen. Er möchte nämlich schrecklich gern Chef de Rang werden.«
    Â»Chef de was?«
    Â»Das ist so etwas wie ein Chefkellner«, erklärte Nneka achselzuckend. »Jedenfalls können die Köche und die Kellner ja schlecht mitessen.«
    Â»Hm«, machte ich. »Bei uns kocht meistens meine Mutter und die isst immer mit.«
    Jetzt zog Nneka ihre Schultern bis zu den Ohren hoch. »Tja, das ist bei uns auch nicht anders.«
    Ein paar Sekunden sahen wir uns schweigend an. Und obwohl wir völlig verschiedene Hautfarben hatten und Nneka

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