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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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herumwuselten, wie besessen Dinge in Kartons packten und diese anschließend durch den Innenhof und den Torweg auf die Straße hinausschleppten.
    Derweil hockte ich in meinem Zimmer auf dem Bett, kraulte Limette und betete, dass alles nur ein böser Albtraum wäre, aus dem ich schon sehr bald erwachen würde. Doch die Stunden zogen sich dahin wie ein altes, ausgeleiertes Gummiband, es gab kein Aufwachen und keinen Szenenwechsel und allmählich kam ich mir immer dämlicher vor. Ich kann dir sagen, es fühlt sich wirklich alles andere als cool an, wenn man so ausgegrenzt wird oder gar als Verräterin gilt. Okay, niemand in meiner Familie hatte etwas Derartiges gesagt, aber die Art und Weise, wie sie mich seit dem Mittagessen links liegen ließen, sprach für sich. Und was das Schlimmste war: Auch Mariel meldete sich nicht. Es schien, als hätte die Welt mich einfach ausgeklammert.
    Â»Das lassen wir nicht zu«, sagte ich zu Limette. »Wenn die Menschheit meint, ohne einen auskommen zu können, muss man sie eben vom Gegenteil überzeugen.«
    Limette maunzte leise, was ich als Bestätigung auffasste. Sie gähnte und streckte sich, sprang schließlich vom Bett herunter und spazierte zielstrebig auf die Tür zu. Da ich in meinem Zimmer kein Katzenklo aufgestellt hatte, musste ich sie gezwungenermaßen hinauslassen.
    Â»Tschüs, Süße«, murmelte ich und sah ihr leise seufzend hinterher, wie sie sich durch den Spalt in die Küche schlängelte. »Ich hoffe, du schläfst heute Nacht noch einmal bei mir. Ab morgen wird nämlich nichts mehr so wie früher sein.«
    Leise schloss ich die Tür, schnappte mir mein Handy und ließ mich wieder aufs Bett sinken.
    Meine Finger zitterten ein wenig, als ich Mariels Nummer hervorholte. Ich tat einen tiefen Atemzug und überlegte, ob ich mir nicht besser vorher schon ein paar Worte zurechtlegen sollte, aber ich wollte nicht gestelzt klingen. Schließlich war Mariel nicht der Oberstaatsanwalt, sondern meine beste Freundin.
    Es tutete ungefähr eine Million Mal und mit jedem Tuten schlug mein Herz einen Takt schneller. Endlich ertönte so etwas wie ein Knacken, doch im nächsten Moment war die Verbindung schon wieder unterbrochen. Fassungslos ließ ich das Handy sinken. So eine blöde Kuh! Drückte mich einfach weg.
    Wut und Frust ballten sich in meinem Bauch zu einem festen Knäuel. Mir war verdammt nach Heulen zumute, aber so schnell wollte ich mich nicht geschlagen geben. Außerdem war es immerhin möglich, dass Mariel bloß versehentlich die falsche Taste berührt hatte. Ich versuchte es also noch einmal und jetzt meldete sie sich ziemlich schnell.
    Â»Was gibt’s denn?«
    Â»Ã„hm … Hast du meine Nachricht nicht bekommen?«, fragte ich und bemühte mich, möglichst normal zu klingen.
    Â»Nein«, kam es knapp zurück.
    Â»Aber das kann nicht sein«, erwiderte ich. »Ich habe …«
    Â»Ein Steinzeithandy, ich weiß«, fiel Mariel mir ins Wort. »Bei diesen Dingern soll so etwas schon mal vorkommen.«
    Tapfer ignorierte ich ihre Bemerkung. »Willst du nicht noch mal nachsehen?«
    Mariel stöhnte leise. »Sag mir doch einfach, was du mir geschrieben hast.« Sie hörte sich ziemlich genervt an.
    Â»Wir ziehen weg«, sagte ich schlicht.
    Am anderen Ende herrschte Schweigen, und ich begann, die Sekunden zu zählen. Eins … zwei … drei … vier … fünf … Der Schock schien tatsächlich tief zu sitzen.
    Â»Ach ja?«, brummte Mariel nach einer gefühlten Ewigkeit. Es klang ziemlich gleichgültig.
    Der Anflug von Triumph in meinem Herzen wich einer bitteren Enttäuschung, die mir die Zunge schwer werden ließ. Es fühlte sich an, als hätte ich einen Felsbrocken im Mund.
    Â»Interessiert dich denn gar nicht, wohin?«, kratzte ich mir schließlich aus dem Hals.
    Ich vernahm ein leises Knistern und kurz darauf gab Mariel ein Schmatzgeräusch von sich. Wahrscheinlich hatte sie sich einen ihrer geliebten Karamelldrops in den Mund gesteckt.
    Â»Ehrlich gesagt, nicht besonders«, nuschelte sie.
    Ich schnappte nach Luft.
    Â»Weißt du was?«, gab ich wütend zurück. »Ich erzähl’s dir trotzdem. Wir ziehen nach Kaiserswerth ins Gästehaus einer steinreichen Familie. Mein Vater hat dort nämlich einen supertollen Job angeboten bekommen, in dem er dreimal so viel verdient wie

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