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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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warten.«

    Wir gingen zusammen aufs Mädchenklo. Erstaunlicherweise machte es Jona nicht das Geringste aus.
    Â»Es ist doch nur der Waschraum«, meinte er lächelnd. »Ich glaube nicht, dass sich da jemand groß drüber aufregen wird.«
    Ich nickte. Im Moment war außer mir ohnehin kein weiteres Mädchen hier. Es hatte bereits zum ersten Mal geklingelt, in wenigen Minuten würde der nächste Gong ertönen, und der bedeutete, dass der Unterricht begann.
    Â»Frau Frönicke war noch nie pünktlich«, sagte Jona.
    Â»Das ist doch jetzt eh egal«, gab ich zurück und fasste zögernd nach seinem Arm. »Zeig mir mal deine Hand.«
    Bereitwillig hielt Jona sie mir entgegen. »Verstehst du was davon?«, fragte er. »Willst du später mal Krankenschwester werden? Oder Ärztin?«
    Â»Nein.« Eine besondere Qualifikation war allerdings auch nicht nötig, um zu diagnostizieren, dass die Schürfwunden an seinen Ballen ziemlich übel aussahen. »Das muss ja höllisch wehtun!«, stieß ich hervor. »Mann, ich kann dir gar nicht sagen, wie leid mir das tut. Ehrlich!«
    Wieder grinste Jona nur. Es war ein nettes Grinsen, das die Grübchen in seinen Wangen noch vertiefte und seine nussbraunen Augen zum Leuchten brachte. »Ach, weißt du, eigentlich ist es meine eigene Schuld gewesen«, sagte er. »Also mach dir bloß keine Vorwürfe.«
    Â»Wieso? Ich hab die Tür doch aufgestoßen, ohne vorher nachzuschauen, ob der Bürgersteig frei ist.«
    Â»Tja, und ich habe euer Auto nicht gesehen.«
    Â»Wirklich?« Ich war überrascht. »Aber das ist ein …«
    Â»Porsche Panamera.« Jona nickte und das Grinsen verschwand. »Ein Auto, das man eigentlich gar nicht übersehen kann. Schon klar.«
    Ich sah ihn an. »Aber?«
    Â»Na ja, ich war wohl ein wenig in Gedanken«, meinte er ausweichend.
    Sein Blick glitt zur Seite, und mir war sofort klar, dass er nicht die Wahrheit sagte. Vielleicht hatte er den Porsche tatsächlich nicht gesehen, dann aber garantiert, weil er durch etwas anderes abgelenkt worden war, über das er nicht sprechen wollte.
    In diesem Moment klingelte es zum zweiten Mal.
    Â»Wir sollten uns beeilen«, sagte Jona und streckte seine Hände noch etwas weiter vor. »Ich hab zwar eine Entschuldigung, du aber nicht.«
    Ich schüttelte unwillig den Kopf. »Das ist mir egal«, entgegnete ich, drehte den Wasserhahn auf und nahm ein Papiertuch aus dem Halter.
    Jona hielt zuerst seine rechte Hand unter den Strahl und dann seine linke und ich wischte vorsichtig mit dem Papier den Schmutz aus den Wunden. Das eiskalte Wasser brachte den Blutfluss endgültig zum Stocken und nach dem Abtrocknen sahen die Verletzungen schon gar nicht mehr so schlimm aus.
    Â»Danke schön«, sagte Jona. »Du bist wirklich sehr nett.«
    Eine verlegene Hitze schoss mir hinter den Ohren hinauf und meine Wangen fingen an zu glühen. Hastig drehte ich mich zur Tür, drückte sie auf und schlüpfte in den Gang hinaus.
    Ich hatte Jona nie besonders beachtet. Jungs, auf die so gut wie fast alle Mädchen standen, waren mir grundsätzlich nicht geheuer. Keine Ahnung, ob ich mit meiner Einschätzung richtig lag, aber ich befürchtete, dass sie nicht zu wahrer Freundschaft fähig sein würden. Jona hing zwar hin und wieder mit Nils und Jannik ab, doch einen richtigen Freund hatte er nicht. – Na ja, zumindest soweit ich das beurteilen konnte. Und wenn es tatsächlich so war, hatten wir jetzt etwas gemeinsam.
    Â»Was ist eigentlich mit dir und Mariel los?«, fragte Jona, als hätte er meine Gedanken erraten. Ich hörte seine Schritte hinter mir, die eilig näher kamen. »Jetzt warte doch mal«, rief er. »Frau Frönicke wird dir schon nicht den Kopf abreißen, bloß weil du ein paar Minuten zu spät zum Unterricht erscheinst.«
    Â»Vor zwei Minuten hast du etwas völlig anderes behauptet«, gab ich zurück, während ich noch einen Zahn zulegte.
    Â»Hab ich nicht«, keuchte Jona.
    Â»Stimmt«, gab ich zu und lief zielstrebig weiter.
    Â»Ich hab bloß gemeint, dass du schon mal vorgehen solltest.«
    Â»Ja, ja, ich weiß.«
    Ich hatte keine Lust auf diese Haarspalterei. Und mit ihm über mich und Mariel reden wollte ich schon gar nicht. Jona schien jedoch etwas anderes im Sinn zu haben, denn er holte auf, hielt das Tempo und guckte mich

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