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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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Hoffnung wachhielt, dass unser Auszug vielleicht ja doch nicht für immer war.
    Meine Geschwister verschwanden sofort hinter der Kastanie, um nachzusehen, ob Lotugo, Blizzi und Flominga noch dort hausten. Lustigerweise hatten die beiden ihre Fantasie-Freunde bisher überhaupt nicht vermisst, jetzt allerdings wollten Krister und Josi sie dazu überreden, ebenfalls zur Kaiserin umzuziehen, damit sie auch weiterhin miteinander spielen konnten.
    Während Mama und Papa die Treppe zur Wohnung hinaufstiegen, sah ich mich nach Limette um. Meist wartete sie bereits im Torweg auf mich. Heute jedoch fehlte jede Spur von ihr.
    Â»Limette!«, rief ich. »Limette!« Dazwischen stieß ich schnarrende Lockrufe aus, auf die sie eigentlich fast immer hörte und sich bereits aus der Ferne mit aufgeregtem Miauen ankündigte, bevor sie auf der Mauer oder dem Garagendach erschien und zu mir in den Hof hinuntersprang.
    Aber diesmal meldete sie sich nicht. Dafür öffnete sich plötzlich im Vorderhaus das Fenster im zweiten Stock und Frau Deggers tauchte auf.
    Â»Philippa?«, rief sie. »Oh, Philippa. Es tut mir so leid.«
    Mein Herz fing an zu rasen und von einer Sekunde auf die andere wurde mir speiübel. »Limette«, krächzte ich. »Was ist denn mit ihr?«
    Â»Am besten, du kommst mal eben zu mir hoch«, sagte Frau Deggers.
    Sie sah schrecklich traurig aus und das konnte eigentlich nur eines bedeuten: Limette war tot. Vielleicht war sie gestern hinter mir hergelaufen, ohne dass ich es bemerkt hatte, auf die Straße gerannt und überfahren worden. O nein! O nein! In mir krampfte sich alles zusammen, dann fing ich an zu heulen.
    Â»Okay«, presste ich hervor. »Bin schon unterwegs.«
    Mein Blick fiel auf Krister und Josefine, die hinter der Kastanie auf dem Boden hockten und in friedlicher Eintracht ihre Köpfe zusammensteckten. Sie waren so sehr in ihr Spiel vertieft, dass sie offenbar gar nichts von der dramatischen Ankündigung mitbekommen hatten.
    Auf wackelweichen Beinen stakste ich zum Hintereingang des Vorderhauses und zog mich drinnen mit schwindender Kraft an dem glatten Holzgeländer die vier Treppen bis in den zweiten Stock hoch. Frau Deggers stand schon in der offenen Wohnungstür.
    Â»Ach, mein Mädchen«, sagte sie, umfasste meine Hand mit ihren beiden Händen und zog mich in den Flur. »Ich mache mir ja solche Vorwürfe.«
    Â»Aber Sie können doch nichts dafür«, gab ich mit zitternder Stimme zurück. »Es ist meine Schuld, weil ich umgezogen bin und mich nicht darum gekümmert habe, dass Limette zu uns kommt.«
    In der Tat hätte ich Frau von Helsing längst darum bitten können, aber ich hatte es nicht getan, und jetzt, da es zu spät war, wurde mir auch klar, warum. Ohne Limette hätte ich keinen Grund gehabt, auch weiterhin jeden Tag in unsere alte Wohnung zu kommen, jedenfalls keinen, den Mama und Papa akzeptiert hätten. Ohne Limette hätte ich nicht mehr Tag für Tag in meinem alten Zimmer sitzen, durch das Dachfenster in den Himmel hinaufsehen und in Erinnerungen schwelgen können. Außerdem war da noch Jona. Jona, der fast jedes Mal mit herfuhr und an den ich mich so gewöhnt hatte, dass er mir schon jetzt nach diesen paar schulfreien Tagen beinahe genauso sehr fehlte wie Mariel.
    Â»Aber das ist doch Unsinn!«, sagte Frau Deggers. »Dass Limettes Pfote zwischen die Kellertür geraten ist, war ganz allein meine Schuld. Ich habe sie einfach zu hastig geschlossen und nicht gesehen, dass deine Katze mir gefolgt ist.«
    Â»Aber …?« Fassungslos starrte ich sie an. »Limette ist gar nicht überfahren worden? Sie lebt noch?«
    Â»Aber natürlich!« Frau Deggers zog mich einen Schritt weiter ins Licht, das durch die offene Wohnzimmertür in den Flur fiel. »Sag mal, Mädchen, du hast doch nicht etwa geweint!«
    Â»Doch, hab ich«, sagte ich und wischte mir über die Augen. »Sie haben mir nämlich einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«
    Â»Ach herrje, das wollte ich nicht.« Frau Deggers war untröstlich. »Wie kann ich das nur wiedergutmachen?«
    Â»Miau!«, ertönte es da aus dem Wohnzimmer, und im nächsten Moment kam Limette um die Ecke gehumpelt.
    Â»Oh, meine Süße!«, stieß ich hervor und hob sie vorsichtig auf meinen Arm. »Es ist alles gut«, flüsterte ich in ihr Ohr und sagte es dann auch noch einmal etwas

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