Philippas verkehrte Welt
Dazu würde ich allerdings wohl nie in der Lage sein, da eine Freundschaft zwischen Celia und mir völlig ausgeschlossen war und ich die von Helsingsche Villa ganz sicher auch weiterhin meiden würde.
Derzeit lag meine Hoffnung eher bei Krister und Josefine, die inzwischen ebenfalls wieder davon sprachen, wie schön es in der MarillenstraÃe sei und dass Lotugo, Blizzi und Flominga am liebsten hinter der Kastanie wohnen bleiben würden.
»Ach, wartet es nur ab«, sagte Mama augenzwinkernd zu ihnen. »Irgendwann werden die drei euch so sehr vermissen, dass sie freiwillig herkommen. Und wenn sie erst einmal den schönen Garten gesehen haben, wollen sie bestimmt nie mehr von hier weg.«
Ich bedachte sie mit einem finsteren Blick, den sie seufzend registrierte.
Die gleiche Schiene, die in meinem Fall zur Entgleisung geführt hatte, fuhr sie nun auch bei meinen Geschwistern und in diesem Fall gab der Erfolg ihr leider recht.
Karfreitag erschienen Lotugo, Blizzi und Flominga pünktlich zum Eierfärben und am Samstag schlugen sie gemeinsam mit Josi und Krister den Angriff pflanzenfressender Gigamonster nieder. Vor allem aber überzeugten die unzähligen Eiernester und Schokohasen und ganz besonders natürlich die beiden echten Zwergkaninchen, die Ostersonntag im Garten gefunden wurden, meine Geschwister davon, im Paradies gelandet zu sein.
»Mami, Papi«, jubelte Josefine. »Der Kuschimuschi und ich wollen nie wieder von hier weg. Und Krister, Lotugo, Blizzi und Flominga auch nicht.«
Na toll! Jetzt war ich also endgültig die Einzige auf weiter Flur, die unserer alten Wohnung hinterhertrauerte. Und weil ich die allgemeine Freude kaum aushielt, verzog ich mich so oft es nur ging in mein Zimmer, um zu lesen, eine DVD zu gucken oder an Jona und Mariel zu denken.
Ostermontag bereitete Nnekas Mutter für unsere beiden Familien einen afrikanischen Frühstücks-Brunch, und mein Herz schlug ein paar hoffnungsvolle Takte höher, als ich Birgittas roten Alfa vorfahren sah. Und umso enttäuschter war ich dann, als sich herausstellte, dass sie allein kam, weil ihr Mann Thomas mit ein paar Kumpeln zum Wandern gefahren und Mariel auf Sprachreise in Paris war. Sie machte also Ernst mit dem Gymnasium â und dem Ende unserer Freundschaft.
Aber es sollte ja alles noch viel, viel schlimmer kommen â¦
Zwei Wunder
Ostermontagabend holte Papa Margarethe von Helsing und Celia vom Flughafen ab. Es war bereits nach halb neun, als sie die Villa erreichten, sodass ich die beiden gar nicht mehr zu Gesicht bekam.
Celias Vater war von ihrem Urlaubsort auf den Seychellen gleich weiter in die USA gereist, wo er in der dortigen Niederlassung für die nächsten Wochen seinen Geschäften nachgehen würde.
Ein wenig bedauerte ich es, dass ich ihn nicht näher kennengelernt hatte, denn möglicherweise wäre er im Falle eines Falles ein Ansprechpartner oder gar ein Verbündeter für mich gewesen. Andererseits war er nur total selten auf dem Anwesen â wie hätte er mir da helfen können? Hier hatte seine Frau das Sagen, insofern war der Gedanke, dass er sich gegen sie stellen würde, ohnehin völlig absurd. Und so verbannte ich Bernhard von Helsing schlieÃlich energisch aus meinen Ãberlegungen und richtete meinen Blick nach vorn, nämlich auf den ersten Schultag nach den Ferien.
Ich hatte mächtig Herzklopfen, als ich den Klassenraum betrat, und meine Stimmung sank sofort auf den Nullpunkt, als ich sah, dass Jona mit seiner Vermutung recht behalten sollte: Mariel hatte sich tatsächlich neben Bilal gesetzt. Wieder tat sie so, als ob ich gar nicht da wäre, und ganz kurz spielte ich mit dem Gedanken, ihr eine Szene zu machen. Doch dann besann ich mich, lieà mich wortlos auf meinem Platz nieder und holte die Erdkundesachen heraus.
Es dauerte nicht lange und Jona tauchte neben mir auf.
»Darf ich?«, fragte er und wies auf Mariels Stuhl.
»Klar«, sagte ich möglichst gleichgültig. Nachdem wir uns nun eine Weile nicht gesehen hatten, wollte ich ihm lieber nicht zeigen, wie sehr ich mich darüber freute.
Jona setzte sich und packte ebenfalls seinen Kram aus. Kurz darauf kam Herr Massknecht durch die Tür spaziert und der Unterricht begann.
Erst in der groÃen Pause fanden wir Gelegenheit, uns ausführlicher zu unterhalten. Jona erkundigte sich sogleich nach Limette, ich erzählte von ihrer Verletzung und dem sauberen
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