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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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Jonas Haare kitzelten mich an der Wange und sein warmer Atem strich meinen Nacken entlang. »Ich hab dich gern, Philippa«, krächzte er. »Niemals würde ich dir etwas wegnehmen.«
    Nein, im Gegenteil, er wollte mir helfen, und weil ich dumme Nuss einen Kurzschluss im Gehirn hatte und ihm so dämlich vor den Bug gefahren war, befand ich mich nun schon wieder in einer Situation, die mich überforderte. Nicht dass es mir nicht gefiel, von Jona im Arm gehalten zu werden. Es gefiel mir sogar sehr gut. Ich wusste nur nicht, was ich tun sollte, und weil ich ihm nicht das Gefühl geben wollte, dass er eine Laterne oder einen Baumstamm umarmte, legte ich sehr, sehr zaghaft meine Hände auf seine Hüften.
    Mein Herz klopfte wie verrückt, und ich konnte auch Jonas Herz spüren, wie es in schnellem Rhythmus gegen meinen Brustkorb schlug. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt, und plötzlich konnte ich nur noch daran denken, dass er mich jeden Augenblick küssen würde. Doch er tat es nicht. Jedenfalls nicht an diesem Tag, sondern erst ein paar Tage später. Und natürlich tat er es in einem Moment, in dem ich überhaupt nicht damit rechnete.
    Wie üblich waren wir auf dem Weg von der Schule in die Marillenstraße. In der U-Bahn quasselte Jona wie ein Wasserfall. Er erzählte von seinem Freund Felix und dass der in den Sommerferien nun vielleicht doch für eine Woche nach Deutschland komme, um ihn zu besuchen. Jona war total aufgekratzt deswegen und ich freute mich mit ihm. Wir saßen nebeneinander auf einer Zweierbank, ich am Fenster, und unsere Knie berührten sich.
    Â»Felix hat übrigens eine Freundin«, sagte er plötzlich.
    Â»Oh«, gab ich zurück und verwandelte mich von einer Sekunde auf die andere in einen Stock.
    Â»Ich hätte auch gern eine«, sagte Jona leise. »Und zwar eine ganz bestimmte.«
    Ich schluckte, konnte kaum noch atmen und knetete meine Finger.
    Â»Dich.«
    Â»Oh!«, stieß ich erneut hervor, und Jona sagte: »Jetzt guck mich doch mal an.«
    Ich zögerte.
    Â»Bitte.«
    Langsam wandte ich ihm mein Gesicht zu. Als unsere Blicke sich trafen, flüsterte er: »In den Ferien hab ich dich schrecklich vermisst. Ich hab mich sogar bei der Auskunft nach deiner Telefonnummer erkundigt, aber dann habe ich mich doch nicht getraut, dich anzurufen, weil ich Angst hatte, dass ich mich lächerlich mache.«
    Â»Hättest du nicht«, presste ich hervor, und ehe ich mich’s versah, küsste er mich. Warm und weich lagen seine Lippen auf meinen.
    Es dauerte nicht mal zwei Sekunden. Trotzdem war es wie der Himmel auf Erden. Ein echtes Wunder! Danach hätte ich am liebsten laut gejubelt und allen Leuten in der U-Bahn zugerufen, dass ich einen Freund habe. Einen richtigen Freund. Mit Kuss und Herzklopfen und zittrigen Knien. Am allerallerliebsten aber hätte ich es Mariel erzählt. Und weil das nicht ging, blieb es mein süßes Geheimnis. – Zunächst …

    Ende der ersten Maiwoche geschah nämlich das zweite Wunder. Das Wetter war schon seit Tagen gigantisch, super sonnig und so warm, dass man den ganzen Tag im T-Shirt herumlaufen konnte und Nneka mit ihren Flip-Flops gar nicht mehr auffiel.
    Inzwischen hatten Jona und ich uns schon einige Male geküsst. Immer wenn ich ihn traf, tanzten sofort hunderttausend Schmetterlinge in meinem Bauch. Ich lief nicht mehr durch die Gegend – ich hüpfte! Und wenn ich saß, schwebte ich innerlich auf rosaroten Wolken. Krister und Josefine fanden, dass ich ständig »total belämmert« grinsen würde, und das entging natürlich auch Mariel nicht. Die wurde jedes Mal ganz grün vor Neid, wenn sie zu Jona und mir herüberschielte. Und das tat sie immer öfter.
    Glaub mir, ich fühlte mich echt fies dabei, aber es tat mir irgendwie gut, sie so zu sehen. Mittlerweile war es mir auch schon fast egal, dass wir nicht mehr befreundet waren. Sollte sie doch mit Arletta, Tiffany und Neomi abhängen, wenn sie meinte, dass ihr das nützlich war! Glücklich machte es sie jedenfalls nicht. Und ein bisschen tat mir das sogar leid. Aber es war ja nicht mein Problem. Mariel hatte es sich schließlich selber so ausgesucht.
    Ich verbrachte jetzt den größten Teil meiner Zeit mit Jona, vormittags in der Schule und nachmittags und am Wochenende in der Marillenstraße. Wir spielten im Innenhof mit Limette oder hockten stundenlang auf meinem

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