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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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Bett und quatschten und quatschten. Es gab nichts, das ich nicht mit Jona bereden konnte, es fühlte sich sogar noch viel intensiver und vertrauter an, als es mit Mariel je gewesen war. Jona war immer da, wenn ich ihn brauchte, ich konnte mich hundertprozentig auf ihn verlassen. Und ich mochte mir gar nicht vorstellen, dass es so, wie es im Moment war, in fünf oder sechs Wochen nicht mehr weiterging.
    Wenn nämlich alles nach ihren Wünschen verlief, würden meine Eltern die Wohnung spätestens dann an Herrn Lumme abgeben. So zumindest lautete der Plan und es war auch bereits mit dem Vermieter abgesprochen. Klar, es konnte immer noch passieren, dass mein Vater die Probezeit nicht überstand, was ich allerdings für so gut wie ausgeschlossen hielt. Frau von Helsing schien ihn und seine Arbeit zu schätzen und Papa liebte diesen neuen Job. Er war viel zufriedener als früher, und er hatte auch viel mehr Zeit für uns, was Josi und Krister ganz offensichtlich genossen. Sie spielten zusammen Federball im Garten oder Fußball und Basketball auf dem Sportplatz und bei schlechtem Wetter bauten sie im Haus Playmobil oder Lego miteinander.
    Mama hatte sich mit Nnekas Mutter angefreundet. Oftmals kochten sie zusammen und dann durchströmte ein köstlicher Duft aus exotischen Gewürzen das Gästehaus. Die Stimmung zwischen Mama und mir war allerdings nach wie vor komisch und das machte mir zu schaffen. Ich wusste zwar, dass sie mir nicht wehtun wollte, aber ich vertraute ihr nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr so wie früher. Es war, als hätte jemand eine unsichtbare Mauer zwischen uns errichtet. Und wenn ich ehrlich war, ging es mir nicht nur mit Mama so, sondern auch mit Papa, Krister und Josefine. Sie alle waren glücklich mit unserer neuen Lebenssituation, nur ich nicht. Und deshalb fühlte es sich manchmal so an, als ob ich gar nicht mehr richtig zu ihnen gehörte. Hätte ich Jona nicht gehabt, wäre ich wahrscheinlich irgendwann durchgedreht.
    Zum Glück ließ Frau von Helsing mich in Ruhe, und von Celia bekam ich überhaupt nichts zu sehen, bis zu diesem Samstagabend, an dem sich plötzlich alles änderte. Oder besser gesagt, an dem es anfing, sich zu ändern.
    Ich war gerade von meinem Treffen mit Jona heimgekommen, und meine Mutter hielt mich in der Küche fest und versuchte, sich mit mir über die Schule zu unterhalten und nebenbei herauszukriegen, mit wem ich den ganzen Nachmittag in der Marillenstraße herumgehangen hatte, da klingelte es. Nneka konnte es nicht sein, denn die läutete entweder Sturm oder trommelte einen ihrer afrikanischen Rhythmen gegen das Türblatt, und Birgitta drückte immer zweimal kurz und einmal lang auf den Klingelknopf.
    Â»Würdest du bitte mal nachsehen, Krister!«, rief Mama. »Ich unterhalte mich gerade mit Philippa.«
    Die Antwort war Schweigen, und meine Mutter wollte schon selber gehen, da stürmte mein Bruder mit lautem Rennwagengetöse auf den Lippen an der Küchentür vorbei. Kurz darauf ertönte ein Aufschrei und Krister raste wie vom wilden Affen gebissen wieder in Richtung seines Zimmers zurück.
    Â»Was ist denn jetzt schon wieder los?«, schimpfte Mama. Kopfschüttelnd trat sie in den Flur und rief: »Oh, Celia! Welch eine nette Überraschung!«
    Mir stockte der Atem, und als ich dann auch noch mit anhören musste, dass die von Helsingsche Oberzicke zu mir wollte, dachte ich tatsächlich kurz darüber nach, durchs Fenster zu fliehen. Doch dafür war es ohnehin zu spät, denn in diesem Moment kam meine Mutter mit einem geradezu glückseligen Strahlen in den Augen und Celia im Schlepptau in die Küche spaziert. »Schau mal, Philippa. Du hast Besuhuuch!«
    Ja, vielen Dank auch, dass du wie zu einer Fünfjährigen mit mir sprichst, dachte ich und richtete meinen Blick auf Celia, die mitten im Türrahmen stehen geblieben war.
    Â»Kann ich dich bitte sprechen?«, fragte sie beinahe schüchtern. Ich hatte sogar den Eindruck, dass sie einen Knicks andeutete, aber es war natürlich auch möglich, dass ich unter Schock stand und zu halluzinieren begann.
    Â»Klar«, sagte ich betont lässig und sah sie gelangweilt an.
    Sie guckte kurz zu meiner Mutter und meinte dann: »Unter vier Augen?«
    Na, das versprach ja doch noch spannend zu werden! Meine Neugier war jedenfalls geweckt. »Okay«, sagte ich also, zwängte mich an ihr vorbei und

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