Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
Vom Netzwerk:
Plan, den meine Mutter mit Herrn Lumme ausgeheckt hatte, und schon war der Bann gebrochen. Es fühlte sich so an, als wäre seit unserem letzten Treffen höchstens ein Tag vergangen.
    Â»Im Prinzip ist es keine schlechte Lösung«, meinte Jona vorsichtig. »Obwohl ich dir eigentlich etwas anderes vorschlagen wollte.« Unschlüssig sah er mich an. »Ich habe nämlich mit meinen Eltern geredet.«
    Â»Aha …?«, sagte ich ein wenig überrascht.
    Jona verblüffte mich immer wieder. Er hatte sich also sogar während der Ferien Gedanken über meine Probleme gemacht.
    Â»Ja, also …«, druckste er. »Wir würden Limette bei uns aufnehmen.«
    Â»Was?«, stieß ich hervor, denn damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet.
    Â»Das wäre doch besser, als sie in ein Tierheim zu geben oder bei Fremden leben zu lassen«, sprudelte Jona nun hervor. »Mich kennt sie immerhin schon, und du könntest sie bei mir besuchen, so oft du willst.«
    Â»Mhm«, sagte ich, »solange wir uns nicht verkrachen.«
    Jonas Augenbrauen schoben sich über der Nasenwurzel zusammen. »Warum sollten wir?«, erwiderte er entrüstet. »Ich hab zwar keine Ahnung, wie du das siehst, aber ich bin jedenfalls ziemlich gern mit dir zusammen.«
    Für ein paar Sekunden war mir ein bisschen schwindelig.
    Zusammen, zusammen, zusammen, hallte es in meinen Ohren nach. Oje, herrje, wie meinte Jona das bloß? Ging er etwa davon aus, dass wir zusammen waren – also richtig zusammen? Aber warum hatte er dann nicht versucht, meine Telefonnummer herauszubekommen? Über die von Helsings wäre ich doch relativ leicht ausfindig zu machen gewesen. Außerdem war Bogenstedt ein viel seltenerer Name als Schmiede. Für ihn wäre es also viel leichter gewesen als für mich.
    Â»Alles in Ordnung mit dir?«, hörte ich ihn fragen, dann spürte ich seine Hand auf meiner Schulter. »Philippa?«
    Â»Ã„h … ja«, krächzte ich, sah ihn an und dann sofort wieder weg. »Ich weiß auch nicht«, redete ich mich heraus. »Geht schon.«
    Â»Bist du sicher?« Fürsorglich legte Jona seinen Arm um mich und schob mich auf die Treppe vor dem Haupteingang zu. »Vielleicht solltest du dich doch lieber einen Moment hinsetzen.«
    Tja, und da saßen wir dann. Nebeneinander auf den Stufen. Nebeneinander in der Klasse, nebeneinander in der U-Bahn – und schwiegen. Erst bei der Ankunft in der Marillenstraße fiel die Anspannung von uns ab.
    Limette lag auf einem Sonnenfleck unter der Kastanie. Als sie uns bemerkte, rekelte sie sich und kugelte sich von einer Seite auf die andere, was sie immer tat, wenn sie sich besonders wohlfühlte.
    Â»Hey, Süße!« Jona ging in die Hocke, streckte seine Finger vor und schnalzte leise mit der Zunge. Augenblicklich sprang Limette auf, eilte zu ihm hin und rieb schnurrend ihren Kopf an seiner Hand. »Siehst du, sie mag mich«, sagte er lachend.
    Â»Klar … aber deshalb musst du sie mir ja nicht gleich wegnehmen.« Keine Ahnung, wieso ich das sagte, es war dumm, denn ich wusste ja, dass Jona es nie und nimmer so gemeint hatte. Und daher brauchte ich mich auch wirklich nicht darüber zu wundern, dass er jetzt sauer war. Sauer und verletzt.
    Â»Hör zu, Philippa, wenn du das denkst, dann können wir es auch lassen«, presste er unwirsch hervor. Er zog seine Hand zurück und richtete sich auf. »Ich erkläre meinen Eltern, dass ihr eine andere Lösung gefunden habt, und ich komme einfach nicht mehr mit hierher.«
    Ein fieser Stich bohrte sich in mein Herz, und mein Hals fühlte sich auf einmal so eng an, dass ich kaum noch schlucken, geschweige denn etwas erwidern konnte. Ohnehin hätte ich nicht gewusst, was.
    Und so stand ich da, stierte auf meine Füße und zitterte und betete, dass Jona es nicht bemerkte. Ich sah seinen Schatten auf dem Boden und meinen daneben. Jona rührte sich nicht, und plötzlich hatte ich Angst, dass er sich einfach umdrehen und durch den dunklen Torweg verschwinden könnte, wenn ich weiterhin schwieg.
    Â»Es tut mir leid«, sagte ich also mit wackeliger Stimme. »Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.«
    Â»Ich schon«, flüsterte Jona.
    Ein paar quälend lange Sekunden passierte gar nichts. Dann machte sein Schatten eine Bewegung auf meinen zu und im nächsten Moment hielten mich zwei Arme schüchtern umfangen.

Weitere Kostenlose Bücher