Philippas verkehrte Welt
schluchzte Celia jetzt los.
»Und warum führst du dich dann so auf, als ob du eine wärst?«, gab Nneka zurück.
»I-ich weià nicht«, heulte Celia.
»Du bist eben total vermurkst.«
»Bin ich überhaupt nicht!«, fauchte Celia.
»Schluss jetzt!«, sagte ich energisch. »Kein Streit. Kein Gezicke.«
»Hast du einen besseren Vorschlag?«, nölte Nneka.
Und ob ich den hatte! »Wartetâs nur ab«, erwiderte ich und wandte mich der Treppe zu, wo just in diesem Moment passenderweise Jonas und Ayos Köpfe über dem Absatz auftauchten. Wahrscheinlich hatten die beiden sich bereits gefragt, wo wir so lange blieben. Jona hob unauffällig den Daumen. Sehr gut! Dann konnte ich also alles auf eine Karte setzen.
»Wir gehen jetzt da runter und sagen Ayo, dass du ihn gern hast«, sagte ich so laut, dass es für niemanden zu überhören war.
Jona grinste von einem Ohr zum anderen und Ayo wuchsen Stielaugen.
»Das überlebe ich nicht«, krächzte Celia. Sie hatte den Jungs nach wie vor den Rücken zugewandt und kaute nervös auf ihrer Unterlippe.
»Dir wird wohl kaum was anderes übrig bleiben«, meinte Nneka und grinste ebenfalls.
»AuÃerdem wäre es ziemlich schade«, kratzte Ayo sich aus dem Hals.
Celias Miene war anzusehen, dass sie innerlich aufschrie. Für ein paar Sekunden erstarrte sie zur Salzsäule, dann wischte sie sich hastig die Tränen aus dem Gesicht. Ich löste meine Arme von ihrem Hals und Celia drehte sich langsam um. »Ayo«, hauchte sie, und das war dann so ziemlich das Letzte, was sie bis zum Abend überhaupt noch von sich gab.
In beseelter Eintracht radelten wir kurz darauf zum Wald zurück, wo wir uns eine sonnige Lichtung für unser Picknick suchten. Und dort hockten wir dann für den Rest des Tages und futterten zufrieden die vielen Köstlichkeiten, die Frau Ndiaye für uns eingepackt hatte.
Celia und Ayo sahen einander nicht an, aber immer wieder berührten sich ihre Hände, ihre Knie oder ihre Schultern. Ganz sicher würde es noch eine Weile dauern, bis sie sich von ihrem Schock erholt hatten. Aber egal, Hauptsache, unsere Mission war geglückt.
Und wie gut es tat, in aller Ruhe und ohne viel Gequassel den Tag zu genieÃen, war auch mal eine schöne Erfahrung.
Von nun an bekamen Nneka und ich Celia nur noch für ein paar Minuten am Tag zu Gesicht. Meistens tauchte sie am späten Nachmittag bei uns auf. Dann saÃen wir Mädchen ein bisschen im Garten zusammen, doch ehe wir Celia irgendwelche Einzelheiten über den Fortschritt ihrer Beziehung mit Ayo entlocken konnten, tauchte der bereits auf, und die beiden verschwanden angeregt plaudernd irgendwo auf dem Anwesen.
»Er hängt am Fenster und lauert ihr auf«, erklärte Nneka und tippte sich an die Schläfe. »So belämmert möchte ich mal sein!«
»Sie sind eben verliebt«, sagte ich, woran ich nicht im Geringsten zweifelte, denn es stand ihnen sozusagen in Leuchtbuchstaben auf die Stirn geschrieben.
Tja, und was Jona und mich betraf, hatten unsere Klassenkameraden mittlerweile leider auch gecheckt, dass wir zusammen waren. Dabei hatten wir uns wirklich Mühe gegeben, es nicht allzu offensichtlich werden zu lassen. Solange wir uns auf dem Schulgelände aufhielten, liefen wir nicht Hand in Hand oder gar Arm in Arm herum. Das Gleiche galt auch für die nähere Umgebung der Schule. Trotzdem stand eines schönen Morgens Anfang Juni ein riesengroÃes Philippa Y Jona an der Tafel.
All die Mädchen, die schon seit Ewigkeiten ein Auge auf Jona geworfen hatten, waren natürlich nicht gerade amüsiert darüber, dass er nun eine Freundin hatte. Aber ihr Gegaffe und Geläster kümmerte mich nicht. Mit den meisten von ihnen hatte ich ohnehin nie viel zu tun gehabt, und deshalb musste ich ihnen auch nicht erklären, was Jonas und meine Freundschaft so besonders machte.
Die einzige Reaktion, die mich interessierte, war die von Mariel, doch an der schien das Ganze inzwischen abzuperlen wie ein Wassertropfen an einer frisch polierten Glasscheibe. Ihre Gleichgültigkeit war ziemlich schwer zu ertragen, und ich musste mir eingestehen, dass ich es selbst nach so vielen Wochen noch immer nicht verwunden hatte, dass unsere Freundschaft einfach so zerbrochen war.
»Vielleicht sollte ich sie auf die Gartenparty einladen«, sagte ich zu Jona.
»Das würde ich mir
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