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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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ihm eine Nachricht«, erwiderte Celia. »Er soll direkt zur Villa kommen.«
    Gesagt, getan! Keine sechzig Sekunden später war ich außerdem in meine Lieblingsjeans und das neue Streifentop geschlüpft, hatte meine Haare zu einem Seitenzopf gebunden und mir einen Hauch Himbeergloss auf die Lippen getupft. Wie der bestgeölte Blitz flitzte ich nach oben, um Ayo und Nneka abzuholen, die zum Glück ebenfalls bereits partyfein waren.
    Nneka trug eine hüftlange bunt gemusterte Tunika über ihrer Caprihose und Ayo eine kobaltblaue Spencerjacke zu seiner Jeans. Beide sahen einfach umwerfend aus.
    Â»Ist ja nett von Frau von Helsing, dass sie dich heute nicht kellnern lässt«, scherzte ich, während wir mit strammen Schritten zur Villa hinübereilten.
    Â»Das mache ich doch freiwillig und außerdem sehr gern«, entgegnete Ayo fast ein wenig empört. »Allerdings nur die ersten beiden Stunden bis achtzehn Uhr. Danach will ich selber feiern.« Er fuhr mit seinen Daumen unter dem Reverskragen entlang. »Was glaubst du wohl, warum ich diese Jacke hier trage?«
    Â»Ach so«, sagte ich, wenig begeistert davon, dass er tatsächlich arbeiten wollte. Immerhin sollte Ayo heute als »Schwiegersohn« auftreten und nicht als Bediensteter. Doch ich hütete mich davor, dies auszusprechen. Ich mochte ihn so, wie er war, und wollte vermeiden, dass er meinen Kommentar als Herabsetzung empfand. Und so konnte ich nur hoffen, dass Frau von Helsing ebenfalls über Ayos Status hinwegsah und uns möglichst all unsere Wünsche erfüllte.

    Celia wartete bereits am Eingang auf uns. Evelyn und eine weitere Angestellte – beide in gleichen hellen Sommerkleidern – flankierten die weit offen stehenden Türflügel, um die Gäste zu begrüßen und jene, die zum ersten Mal kamen und sich noch nicht auskannten, mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen.
    Â»Mama und Paps sind im Wintergarten«, empfing Celia uns aufgeregt. »Wir haben noch knapp zwanzig Minuten bis zum offiziellen Partybeginn. Das muss reichen.«
    Mit weit ausholenden Armen und schwingendem Haar lief sie voraus die breite Diele entlang und durch das Arbeitszimmer ihrer Mutter auf den Wintergarten zu. Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Â»Was ist los?«, fragte ich.
    Hastig drehte Celia sich zu uns um. »Pssst!«, machte sie, legte den Finger an ihre Lippen und sah uns mahnend an. »Meine Eltern … Ich glaube, sie streiten sich.«
    Oje, oje, das war aber gar nicht gut!
    Â»Bist du sicher?«, flüsterte Nneka und deutete auf den Sekretär, der neben der Tür zum Wintergarten stand. Zwischen ihm und der Wand war ausreichend Platz für uns alle.
    Celia schüttelte entschieden den Kopf. »Ich werde sie nicht belauschen. Das mache ich nicht. Niemals.«
    Â»Margarethe, so geht das nicht weiter«, schallte da eine aufgebrachte Männerstimme zu uns heraus. – Celias Vater! »Wir müssen den Bogenstedts reinen Wein einschenken. Sie und die Mädchen haben ein Recht darauf zu erfahren, was damals passiert ist.«
    Â»Dann riskieren wir, sie zu verlieren«, erwiderte Frau von Helsing nicht weniger ungehalten. »Das kannst du unmöglich wollen.«
    Â»Ja, was denkst du denn, wie die Bogenstedts dazu stehen?«, sagte ihr Mann. »Sie sind doch in derselben Situation wie wir.«
    Â»Aber juristisch gesehen …«, fuhr Celias Mutter aufbrausend dazwischen, wurde jedoch auf der Stelle von Bernhard von Helsing unterbrochen.
    Â»So ein Tausch ist kein juristisches Problem, sondern ein emotionales.«
    Â»So siehst du das vielleicht«, gab seine Frau zurück. »Ich möchte sicher sein, dass weder Celia noch Philippa seelischen Schaden nehmen, und deshalb halte ich es für die beste Lösung, alles so zu belassen, wie es ist. Die Familien werden nicht auseinandergerissen. Celia wächst in der Nähe ihrer Geschwister auf, und wir gewährleisten Philippa ein Leben, das ihr alle Chancen bietet.«
    Â»Du kannst nicht für uns alle Schicksal spielen, Margarethe«, gab Celias Vater mit fester Stimme zurück.
    Â»Aber du, ja?«, zischte Frau von Helsing, und einen Moment lang herrschte angespannte Stille, in der ich nur Celias kalkweißes Gesicht und meinen polternden Herzschlag wahrnahm. »Du machst es dir wirklich leicht. Schließlich bist du kaum hier, ich jedoch …«
    Â»Du willst mir jetzt aber nicht

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