Philippas verkehrte Welt
die sich beide für alte Burgen begeisterten, stapften wir dennoch durch die schmalen Gänge, bestaunten den halb zusammengefallenen Rittersaal und blickten durch so manche SchieÃscharte über die Stadt und die Umgebung hinweg.
Anfangs klebte Celia an Ayo wie eine Klette, aber der wich ihr und ihren Blicken aus, als würde er Gefahr laufen, sich mit dem Pestvirus zu infizieren. Es lief nicht gut, oh nein, es lief sogar überhaupt nicht gut. Man konnte mit ansehen, wie Celias Laune von Minute zu Minute in Richtung Tiefpunkt sank, und plötzlich begann sie nicht nur Abstand von Ayo zu halten, sondern fing auch noch an zu zicken.
»Ich hab keine Lust mehr, hier rumzustiefeln«, meckerte sie. »Erstens war ich schon hundertmal an diesem Ort, und zweitens ist dies ja sowieso keine richtige Burg mehr, sondern bloà noch ein Gerippe.«
Nneka warf mir einen Alarmblick zu und reagierte sofort. Sie hakte sich bei Celia unter, zog sie von uns weg und steuerte einen der beiden noch recht gut erhaltenen Türme an.
Ayo schaute den beiden kopfschüttelnd hinterher.
»Was ist denn mit denen los?«, fragte er. »Hab ich was falsch gemacht?«
»Quatsch«, erwiderte ich. »Du kannst doch nichts dafür, dass es Celia hier nicht gefällt.«
Ayo nickte unmerklich. »Es ist ziemlich schwer, ihr etwas recht zu machen.«
»Das stimmt nicht«, verteidigte ich Celia sofort. Ich holte tief Luft und wagte einen VorstoÃ. »Eigentlich muss man bloà nett zu ihr sein. Mit ihr reden ⦠sie beachten ⦠und so â¦Â«
»Hmmm«, machte Ayo und presste die Lippen aufeinander. Er senkte den Blick und schabte mit den Schuhsohlen über den sandigen Boden.
Jona drückte mir unmerklich seinen Ellenbogen in die Seite. Sein Atem bauschte meine Haare. »Er mag sie«, raunte er mir ins Ohr.
Ich runzelte die Stirn.
»Glaub mir. Er ist einfach bloà total unsicher.«
Okay, dachte ich. Vielleicht hat Jona recht. Er war selber ein Junge, bestimmt hatte er ein Gespür für so was.
»Ich schlage vor, ich seh mal nach den beiden«, sagte ich laut und kniff Jona unauffällig in den Arm, in der Hoffnung, dass er kapierte, was ich ihm damit signalisieren wollte. Frag ihn und gib mir ein Zeichen!
Dann stapfte ich los und erklomm die Treppe, die an der Innenwand des Turms hinaufführte.
Celia und Nneka standen auf der Plattform und diskutierten. Nneka sah etwas verärgert aus, während Celia eher frustriert wirkte.
Ich lief auf die beiden zu und schlang meine Arme um sie. »Kein Streit!«, sagte ich energisch. »Und erst recht kein Gezicke.« Ich sah Celia fest in die Augen. »Jona meint, dass Ayo dich mag.«
»Ja, verdammt!«, stöhnte Nneka. »Das sage ich ihr auch schon die ganze Zeit. Ich kenne doch meinen Bruder. Für ihn ist Celia eine Prinzessin und er selbst fühlt sich wie ihr Angestellter. Aus dieser Rolle kommt er einfach nicht raus.« Sie setzte Celia ihren Zeigefinger auf die Brust. »Und deshalb musst du auf ihn zugehen. Häng nicht an ihm rum wie ein Stück Obst, sondern rede mit ihm.«
Celia sackte regelrecht in sich zusammen. »Und worüber soll ich mit ihm reden?«, jammerte sie.
Jetzt stöhnte Nneka noch lauter. »Ich glaubâs nicht«, sagte sie kopfschüttelnd. »Ich glaub es einfach nicht!«
»Tja«, schnappte Celia. »Du kannst deine Klappe ja auch leicht aufreiÃen. Erstens bist du nicht verliebt und zweitens kennst du deinen Bruder tausendmal besser als ich.«
Sie machte Anstalten, sich loszureiÃen, aber das lieÃen wir nicht zu.
»Du bleibst jetzt hier«, knurrte ich. »Oder bildest du dir etwa ein, dass wir diesen ganzen Aufwand für nix und wieder nix betreiben? Ich habe sogar Jona mit ins Boot geholt, weil du es dir gewünscht hast. Und jetzt, da die feine Prinzessin plötzlich die Hosen voll hat, soll der ganze Hofstaat ebenfalls den Schwanz einkneifen und die ganze schöne Aktion einfach über den Jordan gehen? Nee, aber nicht mit mir!«
Celia schluckte und ihre Unterlider füllten sich mit Tränen.
Himmel noch mal, was war ich bloà für eine Arschgeige! Diese Standpauke hätte ich mir besser sparen sollen. Wahrscheinlich hatte ich damit mehr kaputt gemacht als gerettet. Aber dann sah ich das Funkeln in Nnekas Augen, und da wusste ich, dass es richtig gewesen war.
»A-aber ich bin doch keine Prinzessin«,
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