Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
Vom Netzwerk:
unterstellen, dass ich meine Tochter nicht liebe, oder?«, fuhr ihr Mann dazwischen.
    Â»Deine Tochter?« Margarethe von Helsings Stimme zitterte. »Du kennst sie ja nicht einmal. Oder bist du in den paar Stunden, die du während der Osterferien zu Hause warst, ein einziges Mal zum Gästehaus hinübergegangen?«
    Â»Herr Bogenstedt ist dein Angestellter«, gab ihr Mann zurück.
    Â»Ja, und Celias Vater.«
    Es traf mich wie ein Schlag.
    Celias Vater … Celias Vater … Celias Vater … echoten Frau von Helsings Worte in meinen Ohren. Um mich herum drehte sich alles, und ich hatte das Gefühl, keinen Boden mehr unter den Füßen zu haben.
    Â»Ihr müsst weg hier«, drang Nnekas Stimme wie durch eine dicke Watteschicht zu mir hindurch. Ich spürte den energischen Druck ihrer Hände an meinem Rücken. »Los, schnell!«
    Ich registrierte Ayos bestürztes Gesicht und ich hörte Celia schluchzen. Ayo hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt und schob sie sachte, aber ebenso bestimmt, wie Nneka es mit mir tat, in Richtung Flur zurück.
    Â»Aber wo sollen wir denn hin?«, jammerte ich. »Wohin?«
    Anstatt mir eine vernünftige Antwort zu geben, blaffte Nneka mich jetzt beinahe wütend an: »Jetzt reiß dich mal zusammen. Wenigstens so lange, bis wir draußen sind. Evelyn darf auf keinen Fall merken, wie sehr ihr von der Rolle seid.«
    Â»Aber was sollen wir … Was machen wir … Wohin …?«
    Ich konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Erst als Nneka «Marillenstraße« sagte, ging ein Ruck durch mich hindurch. Ja, das war eine gute Idee. Wenn ich erst mal bei Limette war, in meinem alten Zimmer, in der Welt, in der ich mich sicher fühlte, würde sich bestimmt eine Lösung finden.
    Ich tat einen tiefen Atemzug und richtete mich auf. Endlich spürte ich wieder Kraft in meinen Beinen. Nneka hatte recht, erst einmal mussten wir weg von hier, weg von diesem schrecklichen Anwesen, auf der die Frau wohnte, die mir mein Leben gestohlen hatte. Hier würde alles nur noch schlimmer werden, hier war ich meinem Schicksal hilflos ausgeliefert.
    Auch Celia schien sich mittlerweile wieder ein wenig gefangen zu haben. Zumindest hörte ich sie nicht mehr schluchzen. Meine Füße liefen jetzt von ganz allein. Ich sah den Ausgang auf mich zukommen und nur wenige Augenblicke später wurde ich vom Sonnenlicht umfangen.
    Â»Wir sind noch mal kurz drüben im Gästehaus!«, rief Nneka Evelyn zu. »Bis später!«
    Ihre Hand glitt meinen Arm hinab, umfasste mein Handgelenk und zog mich weiter, und ich trabte wie eine Marionette neben ihr her.
    Â»Jona«, murmelte ich. Mit einem Mal wünschte ich mir nichts sehnlicher, als bei ihm zu sein.
    Â»Sobald er hier auftaucht, erzähle ich ihm alles und schicke ihn zu euch in die Marillenstraße.«
    Â»Okay«, sagte Celia mit unterdrückter Stimme neben mir. »Okay.«
    Â»Und Ayo und ich werden gegenüber euren Eltern die ganze Zeit so tun, als wärt ihr hier irgendwo auf dem Gelände«, raunte Nneka.
    Das Gästehaus war in Sichtweite gekommen, aber sie und Ayo zerrten uns daran vorbei auf eine Buschgruppe zu, von wo aus wir unbehelligt auf den Zufahrtsweg gelangten. Der Zaun, der das Anwesen umgab, war nun nicht mehr weit entfernt und die Alarmanlage tagsüber in der Regel abgestellt. Hoffentlich auch heute.
    Ayo probierte es für uns aus, indem er das Gitter vorsichtig mit dem Finger berührte. Wir hielten für eine Sekunde den Atem an, aber es tat sich nichts. Alles blieb ruhig. Ayo verschränkte seine Hände und half uns via Räuberleiter nacheinander auf die andere Seite. »Nehmt die Haltestelle an der Ruine«, empfahl er uns. »Das ist sicherer, weil der Weg dorthin hinter Bäumen versteckt liegt.« Besorgt glitt sein Blick von mir zu Celia. »Schafft ihr das?«
    Ich nickte. Wir hatten den Zaun bezwungen, also würden wir den Rest wohl auch noch hinkriegen.
    Â»Meldet euch, sobald ihr angekommen seid«, trichterte Nneka uns ein. Ihre dunklen Augen funkelten erregt und ihre Hände gestikulierten wild und eindringlich. »Wir reden später. Ganz in Ruhe. Uns fällt schon was ein, okay? … Aber erst mal müsst ihr ganz schnell weg von hier.«

    Das erste Stück bis zur Waldgrenze rannten wir. Dann ging es am See entlang bis zur Erhebung, auf der die Burgruine stand. Ich registrierte Celias

Weitere Kostenlose Bücher