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Philippas verkehrte Welt

Philippas verkehrte Welt

Titel: Philippas verkehrte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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dies in der Hauptsache mit Ayo zu tun hatte. Vielleicht dachte sie aber auch, dass meine Mutter – ähnlich wie sie selbst – wie ein Schießhund über uns wachen würde. Doch das war überhaupt nicht Mamas Art. Im Gegenteil, sie ließ uns gewähren und freute sich – natürlich! – ebenfalls darüber, dass wir uns auf einmal so gut verstanden.
    Punkt 2 unserer Wunschliste war der haarigste und Punkt 3 ganz zweifellos der kniffligste, denn im Moment war Celia ja noch meilenweit davon entfernt, überhaupt jemals mit Ayo zusammenzukommen. Allerdings waren wir fest entschlossen, diesen Zustand zu ändern, und zwar bei einem gemeinsamen Ausflug zur Burgruine mit anschließendem Picknick im Wald.
    Als Termin für dieses Ereignis hatten wir uns den ersten Samstag im Juni ausgeguckt, vorausgesetzt, das Wetter spielte mit. Und das tat es zum Glück. Der Osterhase hatte mir großzügigerweise ein neues Handy geschenkt, und so konnte ich mich problemlos mit Jona abstimmen, ohne dass meine Mutter oder meine Geschwister etwas davon spitzkriegten. Daraus, dass wir zu fünft losziehen wollten, machten wir zwar kein Geheimnis, aber die Details, über die Jona und ich mich unterhielten, waren nun wirklich nicht für die Allgemeinheit gedacht.
    Allerdings konnten wir nicht verhindern, dass Frau von Helsing zumindest einen Teil der Organisation übernahm. Sie trug Nnekas Mutter auf, sich um das Essen fürs Picknick zu kümmern, und wies Papa an, sicherzustellen, dass jeder von uns mit einem technisch voll funktionsfähigen Fahrrad ausgestattet war.
    Um kurz vor elf am Vormittag ging es dann endlich los. Keine Ahnung, wer von uns aufgeregter war: Celia, Nneka oder ich. Jona schien jedenfalls die Ruhe selbst zu sein und Ayo war ja ohnehin total ahnungslos. In seinem Rucksack transportierte er die Picknickdecke und das Geschirr, und in seinen Satteltaschen befand sich das Essen, von dem wir uns wahrscheinlich eine ganze Woche hätten ernähren können.
    Â»Na, hoffentlich machst du nicht vorzeitig schlapp, so schwer wie du beladen bist«, frotzelte Nneka, die zwischen Celia und ihrem Bruder fuhr.
    Ayo brummte etwas Unverständliches. Er trat ein wenig kräftiger in die Pedale, zog an Nneka und Celia vorbei und setzte sich an die Spitze.
    Jona und ich folgten den dreien in geringem Abstand. Zum ersten Mal waren wir nicht in der Schule oder allein in der Marillenstraße, sondern in einer Gruppe unterwegs. Das fühlte sich ungewohnt an, gefiel mir aber sehr gut. Klar fand ich unsere geheimen Treffen in der Marillenstraße superschön, auf Dauer waren sie allerdings auch ein bisschen einsam. Gerade jetzt spürte ich, wie sehr ich die Normalität von früher vermisste. Und klar, es war toll, dass Celia, Nneka und ich inzwischen so entspannt zusammen sein konnten, das bedeutete jedoch noch lange nicht, dass ich mich in unserer neuen Wohnung wirklich zu Hause fühlte. Nach wie vor empfand ich das Ganze als einen Tick zu überkandidelt und deshalb kam ich mir dort auch noch immer wie eine Fremde vor. Manchmal hatte ich sogar den Eindruck, dass es Mama genauso ging wie mir, aber das waren wirklich nur ganz seltene Momente.
    In zwei Wochen lief Papas Probezeit ab, und ich rechnete fest damit, dass er uns ein oder zwei Tage vorher zusammentrommelte, um sich darüber zu unterhalten, wie es nun weitergehen sollte.
    Im Grunde war die Sache allerdings längst entschieden. Ganz sicher würde mein Vater nicht kündigen. Wir würden einen Teil unserer alten Möbel gegen die aus dem Gästehaus eintauschen und Herr Lumme würde in unsere alte Wohnung ziehen.
    Mir blieb gar nichts anderes übrig, als mich damit abzufinden, und eigentlich hatte ich das auch längst getan. Einzig und allein für den Fall, dass Frau von Helsing es verbot, Limette auf dem Anwesen zu halten, plante ich einen neuen Aufstand. Aber darüber mochte ich jetzt noch nicht nachdenken.
    Im Augenblick genoss ich es einfach, neben Jona herzufahren, Nneka, Celia und Ayo vor uns und über uns das klare Blau des Himmels, das nur hier und da von ein paar kleinen weißen Schönwetterwolken durchbrochen wurde.
    Bis zur Ruine brauchten wir eine knappe halbe Stunde, und es stellte sich heraus, dass noch eine ganze Menge anderer Leute dieselbe Idee gehabt hatten wie wir und den herrlichen Sonnenschein für einen Spaziergang oder eine Fahrradtour nutzten.
    Den Jungs zuliebe,

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