Phillips Bilder (German Edition)
gleich.“
„Wann seid ihr denn losgefahren?“
„Frag nicht“, sie schaut auf den Tisch, „Frühstück klingt jedenfalls fantastisch. Lasst uns draußen essen, es ist so schönes Wetter.“
„Schon seit fast zwei Wochen“, sagt Benjamin trocken.
„Komm, komm“, Anna lacht.
David beginnt das Tablett zu beladen, ich greife mir die Kaffeekanne und folge Anna, die zur Hintertür geht. Kaum hat sie einen Schritt in den Garten gemacht, öffnet sie ihre umständlich geschnürten Sandaletten und zieht sie aus. Sie folgt barfuß dem Pfad durch die Wiese, die feuchten Gräser streifen sie und der Saum ihres roten Kleides wird nass. Sie scheint durch die Wiese zu schweben, dreht sich kurz zu mir um, strahlt. „Schön hier, oder?“ Sie geht zum Küchentisch, schaut sich um, atmet tief ein. Dann wendet sie sich mir zu, wischt Blätter vom Tisch. „Was machst du hier?“
Gute Frage, was mache ich eigentlich hier? „In der Hängematte schlafen. Mich durchfressen. Fotografieren.“
„Was fotografierst du?“
„Nichts Besonderes.“
Anna blickt auf, sieht mich fragend an.
„Also, seit ich hier bin, fotografiere ich mit einer alten Kamera. Die Fabrik, Benjamin auf dem Friedhof, den Frühstückstisch, Seth in der ... äh, so was halt.“
„Ja?“ Anna sieht mich immer noch aufmerksam an.
„Nur was mir so ins Auge fällt.“
„Zeigst du mir mal Fotos von dir?“
„Sind noch beim Entwickeln, kann ich erst morgen holen.“
„Schade, solange bleiben wir wohl gar nicht.“ Anna setzt sich in die Hängematte und lässt die Beine baumeln. „Da kommt Marek.“
Ein blonder Mann kommt von der Einfahrt her auf uns zu. Er trägt eine teure Jeans und ein helles Shirt mit V-Ausschnitt, das dezent seine Figur betont. Er ist älter, vielleicht schon dreißig, aber wie Benjamin gemeint hat sehr attraktiv.
„Hallo“, sagt er freundlich, als er bei uns ist.
„Hi, Phillip.“ Ich ärgere mich, dass meine Stimme kratzt. Benjamin, der sich inzwischen angezogen hat, und David kommen vom Haus. Benjamin umarmt Marek fest und sie küssen sich.
„Schön dich zu sehen“, sagt Benjamin leise. Dann gibt Marek David die Hand und sie deuten eine flüchtige Umarmung an.
Ich decke den Tisch und als die anderen zu frühstücken beginnen, setze ich mich in den Liegestuhl, denn am Tisch ist kein Platz mehr. David holt mir einen Stuhl aus dem Schuppen.
„Was macht das Bauernhaus und was macht ihr hier?“, fragt Benjamin.
Marek schmunzelt. „Das Haus ist ein Fass ohne Boden, aber Anna liebt es. Und ich habe ein neues Objekt gefunden, hier in der Gegend. Die Orangerie eines längst abgebrannten Ritterguts. Alle Fensterscheiben fehlen, aber die Sprossen sind noch da. Da mache ich ein spektakuläres Wohnhaus draus. Ich muss nur die Gemeinde dazu kriegen, es mir zu verkaufen. Hast du alte Glasscheiben da, Benni? Ich will es nur mit altem Fensterglas instand setzen.“
„Die Heizkosten werden der Horror“, sagt Benjamin, aber er lächelt.
„Du hast doch selbst noch alte Fenster“, antwortet Marek zufrieden.
„Ja, aber die sind sehr klein. Also wir können mal auf dem Dachboden schauen, in einer Ecke steht vielleicht noch altes Glas.” Benjamin schenkt Kaffee ein.
Anna nimmt sich von den Melonenscheiben. „Das Bauernhaus in Mecklenburg ist so inspirierend, die alten Mauern, das niedrige Dach, vor allem der Garten, Mohn, Lupinen und Wildrosen. Ich zeichne dort von früh bis spät. Ich kann es kaum erwarten, wenn die Stockrosen, Margeriten und Goldrute blühen und den Garten ausfüllen.“
„Willst du dann in dieser Orangerie wohnen?“, frage ich Marek.
„Nein, nein. Ich renoviere es, wohne solange auch da, und dann verkaufe ich es weiter.“ Er wendet sich an Benjamin: „Was macht meine Villa?“
„Der geht es gut. Und der Garten ist auch in Ordnung. Können wir hingehen.“
„Ein andermal, wir haben nicht viel Zeit. Vielleicht kommen wir nächste Woche schon wieder.“ Marek belegt sich ein Brötchen, garniert den Käse mit einer Erdbeere und schiebt sich einige Weintrauben in den Mund. „Ich habe dir schöne alte Fliesen mitgebracht, Benni. Nächste Woche kann ich dir zeigen, wie man sie verlegt. Und mit den Fenstern kann ich dir auch helfen.“
David isst nichts, schaut zum Bach und beteiligt sich nicht an der Unterhaltung. Anna reicht mir ein Glas Saft herüber und hält ihr Gesicht mit geschlossenen Augen in die Sonne. „Herrlich, oder Benjamin?“
„Könnte mal regnen“, antwortet Benjamin und sie
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