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Phillips Bilder (German Edition)

Phillips Bilder (German Edition)

Titel: Phillips Bilder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Walther
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zurück. Das kurze Gras am Haus ist warm, aber voll harter Stoppeln. Mühsam gehe ich ein paar Schritte, zwischen dem höheren Gras hat sich noch Feuchtigkeit gehalten, dafür ist es dort weicher. Benjamins Sense fährt zischend durch die Halme.
    „Würdest du das Heu zusammenrechen?“ Er schaut grinsend auf meine Füße.
    Ich greife zu dem hölzernen Rechen. Es riecht warm und würzig, als ich die trockenen Gräser zusammenreche. „Kommt Marek oft?“, frage ich dabei.
    „Das hängt davon ab, wo sein aktuelles Haus liegt. Wenn es mit der Orangerie klappt, sicher häufiger.“
    „Da wird David nicht begeistert sein.“
    „Hat er keinen Grund zu. Schließlich habe ich mich für ihn entschieden“, sagt Benjamin zu niemand Bestimmtem.
    „Aber es war nicht leicht, oder?“
    „Ja“, er stellt die Sense auf, „als Marek wiederkam, haben wir uns beide Mühe gegeben. Wir haben geredet, ich habe den Mund aufgekriegt. Er hat gesagt, wann er kommt und wann er geht. Mich angerufen.“
    Ich reche das Heu, ohne recht hinzusehen.
    Benjamin schaut zum Haus, holt seine Zigaretten heraus. „Eines Tages stand David da, dort an den Baum gelehnt. Er hatte seine Haare kürzer, nur bis hier“, er deutet an sein Kinn und zündet sich eine Zigarette an. „Er hatte so lange gebraucht, um mich zu finden. Wir haben uns alles erzählt, was so war. Haben auf dem Boden gesessen, es war arschkalt, erst April. Zum Abschied hat David mich auf den Mund geküsst, von Marek hatte ich noch nichts erzählt.“ Ich hänge jetzt an Benjamins Lippen und habe das Heu vergessen.
    „Dann sind wir zusammen ins Kino gefahren, in meinem Käfer. Unterwegs habe ich bei einem Obsthain angehalten, es war schon dämmrig, die Bäume blühten, leuchteten weiß und dufteten. Wir gingen hindurch, dicht nebeneinander und still. Das war so ein Moment ... Im Kino habe ich ihm von Marek erzählt. Als der Film zu Ende war, haben wir noch ein Bier getrunken. Ich konnte kaum glauben, dass das noch derselbe Junge war, mit dem ich auf der Obstwiese damals kaum ein Wort gewechselt habe. Die Sätze flossen leicht zwischen uns. Und mit seinen kürzeren Haaren wirkte er anders. Beim Abschied abends in meinem Käfer haben wir uns geküsst. Ich habe David weggestoßen, aber ...“, er schnippt die Zigarette weg und schaut ernst, als wäre die Situation nicht schon lange vorbei.
    „Wie hat Marek reagiert?“
    „Er hat eigentlich nur gesagt: ‚Du musst wissen, was du willst‘. Er war nicht böse oder so, hat anscheinend nicht um mich gekämpft. Aber er hat mich mitgenommen. In sein Zimmer in einer WG, hat mich seinen Freunden vorgestellt. Das hat er vorher nicht gemacht.“
    Benjamin sieht mich nachdenklich an. „Im Endeffekt habe ich mich für David entschieden, weil zwischen uns ein Verstehen ist, eine Wellenlänge, die ich mit Marek nie hatte. Diese Nähe, dieses Unangestrengte, das gab es mit Marek kaum.“
    David kommt aus dem Haus. Wie viel von Benjamins Worten er wohl gehört hat?
    „Ich koche jetzt. Willst du vielleicht helfen?“, fragt er mich.
    „Ja, klar.“ David nickt, dann gibt er seinem Freund einen Kuss und geht zurück.

- 9 -

Berührungen

    David reckt sich, eine kleine Spur rotblonder Härchen kommt zum Vorschein, dann bindet er sich seine Haare zusammen. „Du kannst die Kartoffeln schälen und in Scheiben schneiden.“ Er hält mir ein Messer hin.
    „Gut.“ Ich setze mich an den Küchentisch und mache mich ans Werk. David wäscht Gemüse ab.
    „Mir gefällt, wie ihr lebt. Auf dem Land. Mit dem Haus und im Garten.“
    „Mir gefällt es auch“, David blickt über die Schulter zu mir, „und Benjamin bedeutet sein Haus viel, der Garten auch und alles.“
    „Warum sagst du nicht ‚unser Haus‘?“
    „Weil es Benjamin gehört. Sein Zuhause ist, sein Ein und Alles.“
    „Du bist sein Ein und Alles.“
    David schaut mich erstaunt an und wirkt müde. „Woher willst du das wissen?“
    „Glaubst du, dass er so glücklich wäre, mit seinem Haus, ohne dich?“
    David schneidet eine Aubergine in Scheiben. Putzt Fenchelknollen und schneidet sie in Würfel. Ich schiebe die Kartoffelschalen beiseite.
    „Jedenfalls finde ich es hier gar nicht so schlimm. Nach dem Abi wollte ich unbedingt raus, aber jetzt ... es ist schön.“
    „Jetzt ist Sommer, da ist es schön. Man kann viel machen, es ist was los. Nicht im Winter.“ David beginnt die Aubergine anzubraten, wendet sie, gießt Öl nach. Schließlich nimmt er die Scheiben heraus, greift zu

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