Phillips Bilder (German Edition)
lachen über einen Witz, den wohl nur sie kennen.
Ich betrachte Marek, er hat blaue Augen, modisch geschnittene blonde Haare, schöne Gesichtszüge und wirkt sehr anziehend. Ich kann Benjamin gut verstehen, aber ich frage mich auch, was sie gemeinsam haben. Benjamin trägt ein ziemlich formloses graugrünes Shirt, eine alte Jeans und ist barfuß. David trägt ähnliche Klamotten wie Benjamin und ist auch barfuß. Aber eigentlich sind das nur Äußerlichkeiten. Doch David ist der, der hier ist, der mit ihm in diesem Haus und diesem Garten wohnt und nicht von einem Haus zum anderen zieht.
Benjamin beugt sich über den Tisch, um die Milch zu nehmen, beiläufig legt er seine Hand auf Davids Knie, sein Blick hängt aber offensichtlich an Marek. Er fachsimpelt mit ihm über die richtige Instandsetzung alter Fenster. Vielleicht ist es das, was sie verbunden hat. Oder der Sex. Was ich nachvollziehen kann, während ich Marek ansehe. Aber blonde Dreads sind mir lieber.
„Ich hab am Wochenende Fotos in der Fabrik gemacht. Die gehört dir?“, frage ich Marek.
„Ja.“
„Was hast du damit vor? Ich bin ja schon auf die Fotos gespannt, und innen muss es doch auch toll sein – wenn das Licht durch die Fabrikhallen fällt.“
„Benjamin hat einen Schlüssel, wenn du dir das mal ansehen willst“, sagt Marek.
„Ich habe ja schon mal gedacht“, wirft Anna ein, „das müsste doch genial für eine Ausstellung sein. Die großen Fenster, die breiten Wandflächen ...“
„Ja, deine Bilder würden da großartig wirken.“ Benjamin dreht sich zu mir. „Und wie wäre es mit Vergrößerungen deiner Fotos?“
„Wer interessiert sich denn für so eine Ausstellung - hier?“, sagt David.
„Für das Programmkino und die Seminare im Kunstbauernhof interessieren sich doch auch Leute!” Benjamin kneift David in den Schenkel, dann fährt seine Hand höher.
„Man könnte auch noch was anderes da machen, Ateliers, Werkstätten, Objekte im Hof oder in der Halle.“ Ich wende mich zu David. „Was ist mit deinem Vater?“
„Der ist bei so was bestimmt dabei.“
„Seth kennt vielleicht auch Leute, die was Cooles machen“, rede ich weiter.
„Seth?“ Marek sieht mich schmunzelnd an.
„Wie findet ihr die Idee?“, frage ich.
„Ich hätte nichts dagegen, wenn in die Fabrik wieder Leben einzieht“, Marek trinkt seinen Kaffee aus, „wenn dabei noch das ein oder andere in Ordnung gebracht wird, wäre es auch gut. Ich schaffe das einfach nicht.“
„Eine Orangerie ist ja auch interessanter.“ David sieht Marek nicht an.
„Vor allem ist sie leichter wieder zu verkaufen. Nein, ein Kunstprojekt klingt gut. Aber jetzt müssen wir echt los.“ Er steht auf.
„Wenn wir wiederkommen, können wir weiter reden.“ Anna umarmt mich fest. „Ich bringe Bilder mit. Und du Fotos, ja Phillip?“
Ich nicke und Anna umarmt David, der sitzen geblieben ist, von hinten und küsst ihn auf die Wange. Marek gibt David nur die Hand.
„Hast du schon Mareks alten Cadillac gesehen? Komm.“ Benjamin zieht mich mit. Der cremefarbene amerikanische Schlitten passt kaum in die Einfahrt.
„Cool.“ Ich fahre über die verchromte Stoßstange.
„Also ...“ Marek umarmt mich kurz.
Anna zieht mich noch einmal an sich, aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Marek und Benjamin sich umarmen, küssen und noch einmal fest drücken.
„Bis bald“, sagt Marek leise. Dann steigen sie ein und Marek fährt rückwärts auf die Straße. Benjamin winkt ihnen nach, bis sie um die Ecke biegen. Ein alter Mann auf dem Nachbargrundstück beobachtet uns und schaut auch dem Cadillac hinterher. Benjamin grüßt ihn laut und dreht sich dann um.
Wir gehen wieder in den Garten. David sitzt noch am Tisch und dreht einen Apfel in den Fingern, ohne hinzusehen.
„Na, was ist mit Fotos?“, frage ich.
David sieht auf, schaut nur mich an, nicht Benjamin. „Ich muss mal was an meiner Diplomarbeit machen. Ist ja auch schon spät.“
„Ja, das Licht ist jetzt nicht mehr so toll“, sage ich enttäuscht.
„Heute Abend, okay?“ David steht auf.
Benjamin hält ihn am Arm fest und gibt ihm einen Kuss, einen sanften und langen Kuss. Davids Gesicht bleibt Obstwiesen-Joint-rauchend-hart. Er sieht nie schöner und stolzer aus, als in diesen Momenten.
„Heute Abend“, sagt Benjamin leise.
David nickt und geht zum Haus. Ich räume den Frühstückstisch auf und bringe das Tablett in die Küche. Als ich wieder in den Garten gehen will, lasse ich meine Schuhe auf der Schwelle
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